Donnerstag, 3. Januar 2013

REZENSION: Feuchtgebiete



Autorin:   Charlotte Roche

Seiten:     220
Verlag:    Dumont


Kurzinhalt:
Die 18jährige Helen liegt mit einem Riss im Analbereich im Krankenhaus und hat viel Zeit, über sich und ihre sonstigen Körperregionen nachzudenken, denen sie ihr Leben lang schon viel Aufmerksamkeit widmet.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich einmal ganz allgemein darüber nachdenken lassen, was ein "gutes" Buch für mich ausmacht. Folgende Kriterien sind mir dabei spontan in den Kopf gekommen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

-Wenn ich mich in einer Geschichte verliere.
- Wenn diese ein spannendes, interessantes, lustiges oder wichtiges Thema aufgreift bzw. eine Aussage hat.
- Wenn es flüssig und sprachlich ansprechend geschrieben ist.
- Wenn ich mich mit den Protagonisten auf irgendeine Art identifizieren kann.
- Wenn diese authentisch und lebendig beschrieben werden.
- Wenn ich mich gut unterhalten fühle.
- Wenn ich es eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen mag.
- Wenn es mich auch noch beschäftigt, obwohl ich es schon ausgelesen habe.

Betrachte ich "Feuchtgebiete" unter diesen selbstgewählten Eckpunkten, bekomme ich arge Probleme, es überhaupt zu rezensieren. Denn dies ist ein Buch, das keines dieser Kriterien erfüllt. Was in gewisser Weise auch schon wieder eine Leistung ist.

Die Geschichte ist de facto keine. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Aneinanderreihung von Widerlichkeiten, die ich nichtmal mir nahe stehenden Personen so geballt durchgehen lassen würde.
Alles hat seine Grenzen. Und die überschreitet die Autorin in "Feuchtgebiete" permanent. Wobei ich ihr in diesem Zusammenhang auch unterstelle, das genau das ihr Ziel war: Grenzen überschreiten, provozieren, ins Gespräch kommen.

Wenn ich mir den Medienhype ins Gedächtnis rufe, den dieses Buch hervorgebracht hat, ist ihr das gelungen.
Aber muss ich mich deswegen als Leserin für solch ein Buch zur Verfügung stellen und regelrecht geistig vergewaltigen lassen? Ein anderer Begriff fällt mir dazu nicht ein, wenn mir seitenweise vor Augen geführt wird, wie die Protagonistin mit sämtlichen Körperausscheidungen (eigenen wie fremden) umgeht und dies als "genusssüchtig" auf der Rückseite des Schutzumschlages deklariert wird.

Ich übe hier sicherlich nicht den moralischen Aufschrei, weil eine weibliche Autorin ihre Protagonistin dies zugeben, ja sogar verherrlichen lässt. Aber die Masse macht‘s. Und damit der Ekel, den ich irgendwann beim Lesen empfunden habe.

Denn die Frage ist doch: Brauche ich diese Informationen, mit denen ich in diesem Buch überschüttet werde? Definitiv NEIN!

Wenn eine 18jährige zudem über ihre zahlreichen (!) Erfahrungen mit Nutten im Puff berichtet, wird es irgendwann lächerlich.

Dass Helen als scheinbare "Entschuldigung" für ihr Verhalten auch noch eine "schwere Kindheit" angedichtet wird, macht die ganze Geschichte noch schlimmer und lässt mich wirklich mit der Frage zurück, was die Autorin mir eigentlich damit sagen will.

Aber ganz ehrlich: Ich will es überhaupt nicht wissen. Denn ich weigere mich in diesem Fall auch nur einen Gedanken weiter an das Buch zu verschwenden. Sonst bekäme es nach meinen obigen Kriterien nämlich doch noch einen Punkt. Und das ist es nicht Wert.

Fazit:
Gesammelte Widerlichkeiten nur um Aufzufallen. Ignoriert dabei leider völlig die Leser hinter dem Buch, die sich dem Ekel ungeschützt aussetzen müssen. Da bleibt nur eines: so schnell wie möglich zuklappen. Oder gar nicht erst beginnen.

Wer sich trotzdem nicht hat abschrecken lassen oder unbedingt mitreden will:

2 Kommentare:

  1. Ach Herrje, du hast dich getraut? Hast du es bis zu Ende gelesen? Als mein Laird das Hörbuch bekam und meinte, er tue mir damit einen Gefallen, haben wir für 3 Minuten hinein gehört und waren dann beide völlig abgeschreckt. Igitt!

    Ich werde das Buch keinesfalls lesen oder hören. Diese 3 Minuten haben mir gereicht, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Ganz liebe Grüße - Mail wird noch beantwortet, ich wusle mich langsam durch meine Post zwischen den Tagen ;)

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  2. Yep! Ich habe es getan! Und bis zu Ende gelesen! Man glaubt ja immer nicht, dass es noch schlimmer kommen kann. Und siehe, es kam schlimmer. *würg*

    Zugegebenermaßen hatte ich hier auch gerade nicht die große Auswahl an Lesestoff. So kann ich wenigstens mitreden. ;))

    Ich kann mich allerdings echt nur wundern, dass dieses Buch einen Verlag gefunden hat...

    LG,
    JED

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