Dienstag, 22. Januar 2013

REZENSION: Vorerst für immer


Herausgeber: Thomas Endl & Bettina Hasselbring
Verlag:           Querverlag
Seiten:            224

Kurzinhalt:
"Vorerst für immer" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die immer abwechselnd von einem schwulen Autor bzw. einer lesbischen Autorin geschrieben worden sind und sich – unter dem wenig optimistischen Titel des Sammelbandes - mit lesbisch-schwulen Paaren befassen.

Meine Meinung:
Da ich zuerst alle lesbischen Paargeschichten gelesen habe und erst danach die schwulen, ist mir der Unterschied in der Art des Schreibens als auch der Themenwahl zwischen Männern und Frauen doch sehr deutlich aufgefallen.
Während die lesbischen Geschichten sich vor allem um die Liebe in all ihren Facetten drehen, finden in den schwulen Storys auch Themen wie Aids, Betrug, Fetisch oder "Vielmännerei" Einzug. Damit wirken gerade die Geschichten der männlichen Autoren oft schwerer verdaulich.

Nun bin ich allerdings selbst eine Frau und habe insofern bereits eine vorgefärbte Sichtweise.

Doch der Titel des Buches verrät es schon: In diesem Buch soll es auch nicht um eine naiv-rosarot-gefärbte Sicht auf Paarbeziehungen gehen, sondern ein "realistischerer" Blick geworfen werden. Tatsächlich bedeutet "Vorerst für immer", irgendeine Art von Hintertür offen zu lassen. Eine Hintertür, die auf jede Form von Verbindlichkeit letztlich verzichtet.

Dieses Schwelgen in Unvebrindlichkeiten lässt die geneigte Leserin jedoch irgendwann eher frustriert zurück. Wer Romantik erwartet, ist hier falsch. Wem das Gefühl vermittelt werden soll, dass jede Beziehung irgendeine Art von Schmerz beinhaltet, dagegen goldrichtig. Aber kauft man sich dann solch ein Buch? Und soll das der typische Blick auf homosexuelle Paare sein? Sind wir alle von Anfang an zum Untergang verurteilt?

Wirklich im Gedächtnis geblieben ist mir im Nachhinein nur der deprimierte Unterton der Sammlung. Aber kaum wirklich einzelne Geschichten (Angenehme Ausnahmen: der Monolog eines Single-Sofas oder der schwule Freund, der sich eine anbahnende Beziehung am Telefon abwechselnd von beiden Beteiligten anhört und herrlich nüchtern kommentiert).
Zu wenig gehen sie in die Tiefe, zu austauschbar bleiben sie letztlich, zu farblos die meisten der Figuren.

Kurzgeschichten sind eine literarische Kunstform, die auf wenigen Seiten große Geschichten erzeugen - und dies gelingt nur wenigen Autoren.
Auszüge aus Romanen, die hier außerdem noch als Kurzgeschichten "verkauft" werden, machen diesen Eindruck auch nicht besser.

Fazit:
Sammlung von schwulesbischen Kurzgeschichten mit deprimierenden Unterton ohne wirklich Nachhall.



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