Sonntag, 26. Januar 2014

REZENSION: Totenbraut (Hörbuch)

Titel: Totenbraut
Autorin: Nina Blazon
Länge: 5 CDs, 396min. (gekürzte Lesung)
Sprecherin: Nina Petri

♫ Hörprobe


Kurzinhalt:

Serbien im 18. Jahrhundert. Die 14jährige Jasna wird von ihrem Vater an einen Fremden verkauft, der sie mit in seine Heimat nahe der türkischen Grenze bringt und noch am selben Tag mit seinem Sohn Danielo verheiratet. Warum hat er keine Frau aus seinem Dorf genommen?

Schnell muss Jasna feststellen, dass unheimliche Dinge auf dem Anwesen geschehen und die umliegende Dorfgemeinschaft sie aufgrund ihrer neuen Familie schneidet und als Fremde nicht aufnehmen will. Selbst der Pope weigert sich, sie in seine Kirche zu lassen.

Unheimliche Gerüchte über Vampire machen die Runde, während Jasna gleichzeitig niemand erzählen will, was mit der Mutter von Danielo, ebenfalls eine ursprünglich Fremde, geschah, die schon seit vielen Jahren tot ist.

Jasna macht sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit.

Meine Meinung:

Die titelgebende "Totenbraut" ist nicht etwa Jasna, wie man am Anfang der Geschichte vermuten möchte, sondern Danielos Mutter Marija. Ein alter Brauch verheiratete Frauen mit Männern noch direkt an ihrem Grab - sie wurden zu wortwörtlichen Totenbräuten.

Dies ist nicht die einzige wundersame Tradition, die in Nina Blazons Erzählung neu erweckt wird. Erzählt wird von Aberglauben, Spukabwehr, Fremdenhass und uralten Geschichten, die das Leben der damaligen Landbevölkerung beherrschten.
Dies ist gut recherchiert und enthält viele neue und interessante Aspekte, die man trotz der massenhaften Flut an Vampirliteratur noch nicht kannte, zieht sich aber ab dem zweiten Drittel des (ohnehin schon gekürzten!) Hörbuchs enorm.

Große Probleme hatte ich zudem mit Nina Petri als Sprecherin der Jasna.
Was ihr wirklich gut gelingt, ist die scheinbar mühelose Aussprache der schwierigen serbischen, ungarischen oder anderen osteuropäischen Begriffe, über die ich beim Lesen sicher gestolpert wäre.

Jedoch (mit der Stimme einer 50jährigen!) in der Ich-Perspektive ein 14jähriges Mädchen zu verkörpern, ist im Prinzip nicht möglich - so hört der geneigte Hörbuchhörer eine reife Sprecherin, der diese "Verjüngung" nicht gelingen kann.
Insofern fiel es mir schwer, wirklich einen Bezug zu Jasna aufzubauen, da ich immer nur Nina Petri hörte.

Dies mag auch damit zusammenhängen, dass ich die Darstellung der toughen Jasna, fern der Heimat und umgeben von Spukgestalten, in ihrem ganzen Verhalten sehr unglaubhaft fand. Ihre andauernden Versuche, entgegen aller Vernunft das Geheimnis ihrer neuen Familie zu lüften, während die Dorfbewohner vor Angst erstarren, erscheinen sehr ambivalent, wenn man bedenkt, dass Jasna doch gleichzeitig ein Kind ihrer Zeit ist (sonst würde sie nicht anhaltend versuchen, in die Kirche zu gelangen und in der Gemeinde aufgenommen zu werden).

Auch viele andere Figuren bleiben seltsam schwammig und regelrecht im Dunkeln: ihr Schwiegervater, ihr Mann Danielo, die stumme Dienerin.....Schade.



Fazit:

Interessanter Einblick in den Aberglauben des 18. Jahrhunderts - leider mit vielen Längen.




3 Kommentare:

  1. Ich wollte das Buch auch schon längst mal gelesen haben, aber wie das so ist ... vielleicht schiebe ich es auch ein bisschen auf, weil ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Ich denke, ich werde es auch eher durchwachsen sehen, aber wer weiß ...

    AntwortenLöschen
  2. @ Soleil

    Wenn ich es gelesen hätte, hätte ich mich bestimmt geärgert, aber als HB war es okay.

    LG,
    JED

    AntwortenLöschen
  3. Ich seh schon - trotz Vampirthematik, die mich ja grundsätzlich sehr interessiert, kein Hörbuch für mich. Schade, aber danke für die "Warnung". ;-)

    AntwortenLöschen