Sonntag, 11. Januar 2015

REZENSION: Aus reiner Barmherzigkeit

Titel: Aus reiner Barmherzigkeit: Kriminalroman  
Autorin: Jacqueline Nordhorn
Seiten: 272 Seiten 
Verlag: Gmeiner

Kurzinhalt:

Berlin im Ersten Weltkrieg. An der Berliner Charité kämpft der Mediziner Oppermann um die zahlreichen Verwundeten.
Zwei Soldaten, die geheilt scheinen, sterben plötzlich kurz vor der Entlassung.
Hat der Arzt nachlässig gearbeitet oder gibt es eine ganz andere Ursache für die Todesfälle?

Meine Meinung:

Das Buch ist im Gedenkjahr 2014, anlässlich des 100. Jahrestages des Ausbruchs des 1. Weltkrieges, erschienen. Mich hat der Gedanke gereizt, einmal hinter die Kulissen des eigentlichen Krieges zu sehen und die Auswirkungen auf die Menschen zu betrachten, wobei die Berliner Charité als großes Krankenhaus (aber auch Stätte der Universität) ein regelrechter Brandherd zu dieser Zeit war.

Die Autorin, Jacqueline Nordhorn, selbst Medizinerin, zeigt dabei ein so unglaubliches Detailwissen auf, dass es Spaß macht, mit ihr in diese Zeit zu reisen.

Hier trifft der Mediziner Oppermann dann etwa auch auf bekannte Kollegen wie Karl Boenhoeffer und man wird sich durch die nahe gehenden Beschreibungen der Lebensumstände bewusst, in welcher Zeit diese Menschen lebten und forschten, mit welchen Widrigkeiten sie zu kämpfen hatten.

Dabei schweben immer die Kampfhandlungen des Krieges im Hintergrund, die ausgesprochene oder unausgesprochene Drohung ebenfalls noch eingezogen werden zu müssen und sich dem Krieg "richtig" zu stellen.

Die Kriegssituation wird auch in der Arbeit der Kriminalisten deutlich, die sich mit bescheidenen Mitteln begnügen müssen, wenn sie einen Fall zu lösen haben und etwa einiges zu Fuß erledigen müssen.

Dass auch das Privatleben der im Buch vorgestellten Menschen einen großen Raum einnimmt, erscheint nur folgerichtig, wenn man einen wirklichen Eindruck von der Zeit bekommen will. So ist mir mit diesem Buch erst bewusst geworden, welches "Glück" Menschen auf dem Lande hatten, die zu "Selbstversorgern" werden konnten.


Nordhorn ist nicht nur Medizinerin, sondern auch eine geschickte Geschichtenerzählerin, der es gelingt Schicksale von Menschen auf spannende Art miteinander zu verweben.
Der Spagat zwischen gutem Krimi und historischem Hintergrund ist oft nicht einfach, aber der Autorin sehr gut gelungen.

Fazit:

Zwar war für mich auf zwei Dritteln des Buches klar, wer der Täter ist, dennoch war ich sehr gut unterhalten und gleichzeitig auf angenehme Art informiert.
Gern würde ich noch mehr von dieser Autorin lesen.



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