Donnerstag, 23. Juli 2015

REZENSION: Die Unzerbrechliche

"Ich verschwand im Jahr 2002, und kaum jemand schien es zu bemerken. Ich war einundzwanzig und Mutter eines kleinen Kindes - und eines Nachmittags ging ich in einen Family Dollar Store, um nach dem Weg zu fragen. Die nächsten elf Jahre verbrachte ich eingesperrt in der Hölle. Diesen Teil meiner Geschichte kennen Sie vielleicht schon. Aber da ist noch viel mehr, das Sie nicht ahnen können." - aus dem Vorwort

Autorin: Michelle Knight
Seiten: 289 
Verlag:Bastei

Kurzinhalt: 

Gerade der Hölle zuhause entkommen, in der sie von einem Verwandten über Jahre missbraucht worden ist, kämpft Michelle mit 21 Jahren darum, ihren kleinen Sohn zurück zu bekommen, der aufgrund der schwierigen familiären Lage nicht mehr bei ihr zuhause wohnen darf.
Doch sie sollte ihn nie wieder sehen. Denn am Tag der Anhörung wird Michelle Knight entführt.
Und erst nach 11 unglaublich qualvollen Jahren im Jahr 2013 befreit.

Meine Meinung:

Wäre dieses Buch ein Roman, ich hätte ihn zerrissen. Zu unwahrscheinlich, zuviele Schicksalsschläge der Protagonistin, zuviel Leid. So kann das Leben doch nicht sein, oder?

Aber dieses Buch ist autobiographisch und man kann beim Lesen immer nur entsetzt den Kopf schütteln und sich bei jedem Umblättern fragen, wie ein einzelner Mensch soviel Schreckliches ertragen kann.
Insofern trägt das Buch seinen Titel zurecht: "Die Unzerbrechliche".

Genauso verwundert sieht man die Fotos der fröhlichen jungen Frau, die dem Buch beigefügt sind und Michelle nach ihrem Märtyrum zeigen. Und  es bleibt angesichts ihres Lächelns die Frage, wie sie all dies verkraften konnte.

Vor allem bin ich dankbar, dass sie nicht auch noch die Kommentare einiger deutschen Rezensenten lesen kann, die ernsthaft schreiben, in dem Buch würde sowenig passieren!
Was erwartet denn der geneigte Leser von den Erlebnissen einer Frau, die 11 Jahre eingesperrt war und auf so schreckliche Art und Weise missbraucht worden ist, dass sie es bestimmt nicht in jedem Detail beschreibt?

Mich hat die Vorstellung 11 Jahre meines Lebens eingesperrt zu sein, unglaublich mitgenommen. Zumal der Entführer, Ariel Castro, sich offenbar in unglaublicher Sicherheit wiegen konnte. Nicht nur, dass er Michelle immer wieder mit der Aussage quält, dass ohnehin niemand nach ihr suchen würde. 2003 und 2004 entführt er auch noch zwei weitere Mädchen und nahm sie über Jahre gefangen.

 

Fazit:

Unfassbares Buch, von einer unglaublich starken Frau geschrieben.

Was bleibt, ist für mich persönlich die Frage, warum Amanda Berry und Gina deJesus, die anderen beiden gefangenen Mädchen, in der Öffentlichkeit immer ohne Michelle Knight auftauchten, Interviews gaben und ebenfalls zusammen noch ein Buch schrieben (Hope: Gefangen und missbraucht: Wie wir 10 Jahre in den Fängen des Cleveland-Entführers überlebten ), obwohl Gina nach Michelles Beschreibungen jahrelang an sie selbst gekettet war und sie Amanda so gut wie nie zu Gesicht bekamen.
Was ist NACH der Gefangenschaft passiert? Und entwertet das die erschütternden Erzählungen von Michelle Knight?

1 Kommentar:

  1. Oh Gott, man kann sich gar nicht vorstellen, dass so was wirklich passiert. Aber es ist ja leider nicht der einzige Fall - ich denke da an Natascha Kampusch oder den Fall Fritzl in Amstetten. Schrecklich.

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