Samstag, 2. April 2016

REZENSION: Natascha Kampusch - 3096 Tage (Hörbuch)

Titel: 3096 Tage
Autorin: Natascha Kampusch
Länge: 4 CDs, 292 min. 
Sprecherin: Elisabeth Schwarz


HÖRPROBE (klick)

Kurzinhalt (Verlagstext):

"Ich fühle mich nun stark genug, die ganze Geschichte meiner Entführung zu erzählen."
Natascha Kampusch erlitt das schrecklichste Schicksal, das einem Kind zustoßen kann: Am 2. März 1998 wurde sie im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg entführt. Ihr Peiniger, der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil, hielt sie in einem Kellerverlies gefangen - 3096 Tage lang.
Am 23. August 2006 gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht. Priklopil nahm sich noch am selben Tag das Leben. Jetzt spricht Natascha Kampusch zum ersten Mal offen über die Entführung, die Zeit der Gefangenschaft, ihre Beziehung zum Täter und darüber, wie es ihr gelang, der Hölle zu entkommen.


Meine Meinung:

Das Hörbuch lag wirklich lange bei mir herum, weil ich mich immer fragte: Fühle ich mich stark genug, um eine solche Geschichte wirklich anzuhören?

Ja, man schafft das. Und man sollte das!
Um mit einem unglaublichen Respekt vor der Stärke dieser Frau zu enden.

Die Geschichte als solche ist bekannt und lange genug durch die Presse gezogen worden. Auch ich habe mich vor allem nach Anhören des Hörbuches noch einmal ausführlich mit dem "Fall Kampusch" beschäftigt und war entsetzt, was vor allem NACH der Zeit der Gefangenschaft über diese junge Frau hereingebrochen ist, die nun wahrlich schon genug gelitten hat.

Da wurde darüber spekuliert, warum sie nicht schon früher geflüchtet ist oder sich irgendwie bemerkbar gemacht hat. Da wurde ihr eine regelrechte Liebesbeziehung zum Entführer angedichtet, gar ein vermeintliches Kind, was in Gefangenschaft geboren worden ist usw.

Ihr eigener Vater hat im Nachhein ein Buch veröffentlicht, in dem er "seine Sicht" der Dinge darstellt, die stark von Nataschas abweichen, ja in dem er behauptet, sie wäre freiwillig dort gewesen.

Und man fragt sich immer nur: Warum tun Menschen soetwas einer ohnehin geschundenen Seele an? Zudem noch Menschn aus ihrem nächsten Umfeld?

Diese Frau ist als Zehnjährige (!) von einem Erwachsenen entführt worden, der für die nächsten 8 Jahre ihre einzige Bezugsperson war. Der sie gebrochen, gequält und gedemütigt hat.

Sie beschreibt, wie er sie mit Essenentzug und Todesdrohungen gefügig machte und wie das Gefängnis auch immer mehr in ihrem Kopf entstand, dass sie nicht einfach so fliehen lassen konnte.
Immerhin hat sie die prägendsten Jahre, der Zeit des Heranwachsens, der Pubertät in der Gefangenschaft bei Priklopil verbracht.

Natürlich baut sie dann auch irgendeine Form von Beziehung zu ihm auf - einfach um zu überleben! Wer will da wirklich darüber urteilen, WELCHE ART Beziehung das war?

Viel wurde auch spekuliert, nachdem die Verfilmung zum Buch (3096 Tage ) erschien und darin auch sexueller Missbrauch gezeigt wurde, der im Buch überhaupt nicht vorkommt.

Ich kann Natascha Kampusch verstehen, dass sie sich zumindest dieses letzte Stück Würde noch bewahren wollte, in dem sie eben nicht darüber schreibt.

Dass es dennoch durch die Verfilmung dann an die Öffentlichkeit geriet, konnten ihre Anwälte nicht mehr stoppen, ist aber einmal mehr Beweis dafür, dass auch nach ihrer Gefangenschaft ihre Persönlichkeitsrechte mit Füßen getreten werden und sie nie ein normales Leben wird führen können.


Fazit:

Ich kann nur eine unglaubliche Bewunderung für diese starke, junge Frau aussprechen, die all dies überlebt hat. Und noch immer tut.






2 Kommentare:

  1. Das Buch hab ich nicht gelesen, aber bei allem, was da nach der Gefangenschaft passiert ist, kann ich dir nur beipflichten. Ich konnte teilweise nicht fassen, was da alles abgegangen ist. Einem Kind, das 8 Jahre lang gefangen gehalten wurde, mit solchen Vorwürfen zu kommen, ist unfassbar. Da fragt man sich (mal wieder), ob manche Menschen überhaupt keine empathischen Fähigkeiten haben.
    Mal sehen, ob ich das Buch vielleicht doch auch noch lese.

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    1. @ Neyasha

      Es ist so schrecklich, vor allem, wenn man überlegt, dass die Vorwürfe aus der eigenen Familie kommen! Ich weiß nicht, was in diesen Menschen vorgeht... :(

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