Dienstag, 25. April 2017

REZENSION: Blutschrift (Hörspiel)

Titel: Blutschrift
Autorin: Ruth Rendell
Länge: 1 CD, 51min.
Sprecher: Hannelore Hoger u.a.



Kurzinhalt:

Als die großbürgerliche Familie Coverdale die tüchtige Eunice als Haushälterin einstellt, ahnt sie nicht, dass damit das Schicksal der Familie besiegelt ist - denn mit ihr hat sie sich den Tod ins Haus geholt .
Ein Meisterwerk der "Queen of Crime"!



Meine Meinung:

"Blutschrift" habe ich schon mehrfach gehört - das erste Mal beim "Hörbuchkino unterm Sternenhimmel". Schon damals ist es mir aufgrund seiner hervorragenden Sprecher, aber auch der Story in Erinnerung geblieben, die eher an eine Charakterstudie erinnert.

Vor allem Hannelore Hoger, die man sonst als toughe Bella Block kennt, glänzt hier in leicht beschränkt-debiler Sprechweise, die ihre Figur mit sich bringt.
Als Haushälterin Eugenice ist sie eine Einzelgängerin, sehr zurückgezogen, was wohl auch ihr Analphabetentum mit sich bringt, das sie zu verbergen sucht.

Ausgerechnet im bildungsnahen Haushalt der Coverdales trifft sie immer wieder auf das gesprochene Wort und damit auf die eine oder andere Stolperfalle.

Es ist interessant zu sehen, wie ihre Arbeitsgeber zunächst begeistert von ihr sind, sich dann jedoch immer mehr von ihr abwenden, ja sie loswerden wollen, weil Eugenice merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legt, die ihre Ursache in ihrer Unfähigkeit zu lesen haben.
Darauf kommt diese Familie jedoch gar nicht erst, da es ihrem Horizont regelrecht fern liegt.

Umgekehrt bleibt Eugenice auch diese Familie mit ihrem so ganz anderen Interessen fremd. Während sie am liebsten den ganzen Tag fernsieht, lieben die Coverdales Opern.

Ausgerechnet in der Klatschtante des Dorfes, Joan Smith, findet Eugenice eine Freundin. Die gottesfanatische Frau nimmt sie scheinbar so an, wie sie ist, während sie gleichzeitig den Hass Eugenices auf ihre vermeintlich "sündigen" Arbeitgeber schürt.

Es ist grausam mitanzuhören, wie manipulierbar diese einfache Frau doch ist und wie sich die seelische Unterdrückung, die sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang empfunden oder sogar erlebt hat sich schließlich in einem gewaltigen Bluttat entlädt.

Dass die Geschichte "Blutschrift" heißt, erscheint in diesem Kontext mehr als makaber.


Fazit:

Erschreckende Charakterstudie, die lange nachwirkt. Ein Hörbuch, das nichts an seiner Kraft verliert, so oft man es auch hört.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen