Donnerstag, 4. November 2010

REZENSION: Die Reliquie

Autor: Mara Volkers

Seiten: 507

Verlag: Piper



Kurzinhalt:

Die zehnjährige Bärbel lebt als Tochter eines freien Bauern in einem kleinen mittelalterlichen Dorf des dreizehnten Jahrhunderts.

Dieses wird von dem grausamen Burggrafen Walther von Eisenstein beherrscht, dem niemand etwas entgegen zu setzen hat. Denn er ist der Erbe einer geheimnisvollen Reliquie, die seine gesamte Familie seit mehreren Generationen schützt. Das nutzt er reichlich aus.

So muss auch die Familie von Bärbel hilflos mit ansehen, wie der Graf die älteste Tochter Elisabeth entführt, den Vater zum Hörigen macht und die Mutter von seinen Männern vergewaltigen lässt.

Bärbel scheint seitdem den Verstand verloren zu haben. Doch niemand ahnt, dass sie sich damit nur vor den Grausamkeiten ihrer Umwelt schützt. Und dass sie zudem den Schlüssel zum Sturz des Grafen in sich trägt.


Meine Meinung:

Ist dieses Buch ein historischer Roman mit fantastischen Zügen? Oder ein Märchen, das in einer mittelalterlichen Umgebung spielt? Oder doch eher eine Heiligenlegende?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten und es scheint, als könnte auch die Autorin (hinter der sich übrigens das Autorenduo Iny Lorentz verbirgt) nicht immer entscheiden, worauf sie ihren Schwerpunkt legen soll.

Mal überwiegen die Berichte über das historische Umfeld, in der u.a. das Interregnum vor Kaiser Rudolf thematisiert wird, während dessen sich ein Großteil der Grafen mehr Macht einverleibte, als ihnen zustand.

Dann nimmt Mara Volkers den Leser wieder mit in Zauberwälder voller Geister und Feen.

Und immer wieder steht die titelgebende Reliquie im Mittelpunkt, die einst aus dem Heiligen Land kam und um die sich nun offenbar Engel und Teufel streiten – manchmal vielleicht etwas zu pathetisch, was aber durchaus dem damaligen Glauben um die Schöpfung Gottes entspricht.

Bärbel selbst erinnert zudem an das Märchen von Aschenputtel, verdreckt, verlacht und doch eigentlich wunderschön. Zeitsprünge über mehrere Jahre verfolgen ihre Entwicklung bis sie 15 Jahre alt ist.

Ein Märchen für Erwachsene, in der auch die erotischen Obsessionen der mittelalterlichen Adligen eine Rolle spielen.

Dennoch handelt es sich um eine wunderbar einfallsreiche Geschichte, in die man sich gerade jetzt zur kälteren Jahreszeit gern entführen lässt.

Mögen die Figuren auch manchmal etwas zu archetypisch erscheinen, so erfüllen sie doch ihre Rolle in dieser von Volkers erschaffen Welt: Sei es der Zauberer aus dem Morgenland, der grausame Graf, die wunderschöne Bauerntochter, die eifersüchtige Gräfin, das kluge Kräuterweib oder der hilfsbereite Knecht. Sie alle füllen dieses Buch mit Leben und Abenteuern, die durchaus ihren Ursprung in der Glaubenswelt des Mittelalters haben.

Neben all den zauberhaften Dingen sollte man aber die Kernfrage des Buches nicht übersehen: Was macht es aus einem Menschen, der weiß, dass ihm eigentlich nichts Schlimmes passieren kann – unabhängig davon, wie er sich verhält?


Fazit:

Ein ins Mittelalter verlegtes Gothic-Aschenputtel, umgeben von ziemlich vielen brutalen Männern und nur wenigen „wahren“ Rittern.

Genau das richtige für die dunkle Jahreszeit. Wer sich gern in eine mittelalterliche Fantasiewelt entführen lässt, ist hier genau richtig.


1 Kommentar:

  1. Ich fands auch so gut :) - du weißt, wer Mara Volkers ist? ;)

    Liebe Grüße - Sunsy

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