Sonntag, 20. Februar 2011

REZENSION: Schweigt still die Nacht

Autor:    Brenna Yovanoff
Seiten:   368
Verlag:   Script 5



Man möchte eigentlich kaum eine Inhaltsangabe schreiben, aus Angst, zu viel zu verraten. Dieses Buch muss man von vorn lesen, unvoreingenommen, am besten auch ohne vorher den Klappentext gesehen zu haben. Ich werde mein Möglichstes versuchen:

Kurzinhalt:
Auf den ersten Seiten lernt man Mackie kennen, einen Jungen im Teenageralter, der in der Kleinstadt Gentry lebt. Eine Blutspendeaktion an seiner Schule bringt ihn völlig aus dem Häuschen und an seinem Spint leuchtet in blutiger Schrift geschrieben das Wort „Monster“.

Doch Mackie ist kein Vampir, wie ich ursprünglich glaubte, er ist anders. Er ist kein Mensch. Auch wenn er genau das krampfhaft versucht zu verbergen, weil er dazugehören möchte.

Denn er wurde als Baby in diese Welt, nach Gentry gebracht, ohne, dass er sich das aussuchen konnte (der Kinderwagen auf dem Cover rückt in den Mittelpunkt). Er ist nun Teil dieser Stadt.

Doch mit jedem Tag wird ihm deutlicher, dass er nicht weiter so tun kann, als wäre alles in Ordnung.
Seine Welt gerät aus den Fugen als die kleine Schwester seiner Klassenkameradin Tate stirbt. Und fortan alle ausgerechnet Tate aus dem Weg gehen, die nun ausgerechnet seine Nähe sucht.


Meine Meinung:
Ich liebe Bücher, die in einer dörfliche Kleinstadtatmosphäre spielen. Ich mag die ganz eigenen Gesetze, die dort gelten, an die man sich unausgesprochen hält. Dieses schwebende Gefühl der Bedrohung, sobald jemand in irgendeiner Form aus dem Rahmen fällt.

Je länger man dieses Buch liest, umso deutlicher wird, dass hier einiges unter der scheinbar so heilen Welt Gentrys brodelt – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Mackie versucht krampfhaft nicht aufzufallen, doch lange ist nicht klar, warum. Ein interessanter Kniff der Autorin, denn im Prinzip versucht sie so auch vor dem Leser zu verbergen, was mit ihm nicht stimmt.
Mackie stellt nur immer wieder erleichtert fest, dass man ihn zwar ansieht, aber ohne ihn wirklich zu sehen. Eine geradezu philosophische Bemerkung, da man sich automatisch fragt, wie viele Menschen man im tagtäglichen Leben wirklich „sieht“.

Können oder wollen die Einwohner nicht? Sie wollen nicht.

Nur sein Freund Roosevelt fragt ihn irgendwann: „Wie ist es, so zu sein, wie Du?“ Er scheint mehr zu wissen, zu ahnen. Aber er erhält von Mackie darauf keine Antwort. Noch nicht.

In dieser Stadt wird über vieles nicht gesprochen, was doch alle zu wissen scheinen. Um was es geht, wird dem Leser erst so nach und nach aufgedeckt (keine Sorge, ich verrate hier nichts :o))) und das macht das Buch sehr spannend.

Nur soviel: Der Friedhof von Gentry hat viele Gräber auf ungeweihtem Boden. Einige Bewohner der Stadt tragen Talismane aus Eisen. Und Mackie geht allem aus dem Weg, was irgendwie Eisen enthält (daher sein Problem mit dem Blut am Anfang des Buches).

Blutig wird es allerdings noch. Insofern sollte man sich gut überlegen, ab welchem Alter man dieses Buch liest / verschenkt.

Die Atmosphäre ist düster und beklemmend – irgendwann wird einem bewusst, dass es zudem die ganze Zeit regnet. Auch dieses Wasser wird noch eine Rolle spielen.

Die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Sie sind z.T. schräg, exzentrisch und passen sehr gut in diese Stadt.


Fazit:
In dem Buch stecken einige interessante versteckte Fragestellungen (Was macht Menschsein aus? Warum ist man mit jemandem befreundet? Und wann hört die Freundschaft auf?) – es bleibt dem Leser überlassen, darauf eine Antwort zu finden. Insofern wirkt das Buch durchaus noch eine Weile nach.

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen ;)

    Super Rezi, danke! Nach dieser schmeiss ich das Buch doch wieder auf meine Wunschliste. *g* Die Meinungen sind ja total gespallten, aber deine Rezi fand ich bis jetzt die überzegenste.

    Und solche Bücher liebe ich total...

    Wünsch dir noch einen schönen Sonntag und hoff ihr habt etwas Sonne, nicht wie wir hier...

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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  2. DANKE Dir! Freut mich sehr, dass Dich meine Rezi angesprochen hat :o)))

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  3. Ich hab das Buch schon zuhause und war ganz geschockt, als ich danach nur mehr negative Rezis las (vorher nur positive)...nun endlich wieder eine positive ;) LOL Natürlich werde ich das Buch auch sobald wie möglich lesen, aber vorher muss ich noch ein paar andere "abarbeiten"...danke für die tolle Beschreibung! Da krieg ich wieder Lust drauf...
    Liebe Grüße
    Martina

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  4. Tolle Rezi, jetzt wandert das Buch doch wieder auf meine Wunschliste. Denn nach den ganzen negativen Bewertungen habe ich es doch wieder runter getan, obwohl die Inhaltsangabe ganz nach meinem Geschmack ist. Also, wieder drauf!!
    LG Isabel

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  5. Hallo JED!
    Mir gefällt deine Rezension auch sehr :), nur gehen die Meinungen zu diesem Buch sehr weit auseinander...

    Lg, Sabine

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  6. Hallo Ihr Lieben!

    Ich persönlich glaube, dass viele das Buch einfach nicht verstanden haben. Nur "berieseln" lassen geht da nicht.

    Aber dazu kommt natürlich immer der persönliche Geschmack.

    So oder so, ich denke auf jeden Fall, dass es sich lohnt. Wenn Ihr nach dem Lesen anderer Meinung seid, freue ich mich aber auch über einen regen Meinungsaustausch.

    Schöne Woche Euch!

    JED

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