Samstag, 3. September 2011

REZENSION: Still missing

Autor:    Chevy Stevens
Seiten:   414
Verlag:   Fischer




Kurzinhalt:
Die Maklerin Annie O'Sullivan organisiert Besichtigungen von Häusern, die zum Verkauf stehen. An einem sonnigen Tag, an dem sie schon kurz davor ist, Feierabend zu machen, da die Menschen ihre Freizeit lieber anders als mit Hausbesichtigungen verbringen, betritt doch noch ein freundlicher Kunde den Rasen.
Annie freut sich über den scheinbar solventen und sehr freundlichen Mann, bis er ihr eine Pistole in die Rippen presst und sie in sein Auto zerrt.
Niemand sieht die Entführung. Und Annie ahnt nicht, welches Grauen vor ihr liegt.


Meine Meinung:
Besonders interessant fand ich die Erzählperspektive dieses Buches: Annie sitzt bei ihrer Therapeutin und erzählt über das, was ihr geschehen ist. Sonst spricht niemand. Das ganze Buch ist also ein einziger Monolog einer Frau, die Grausames erlebt hat. Sie verbittet sich, das ihre Therapeutin ihr irgendwelche Fragen stellt. Sie will einfach erzählen, was ihr passiert ist.

Die einzelnen Kapitel sind in die therapeutischen "Sitzungen" aufgeteilt, so dass jedes Kapitel einen neuen Besuch bei ihrer Therapeutin darstellt.

Damit ist zunächst einmal klar: Annie hat überlebt, sonst würde sie dort nicht sitzen. Dennoch heißt das Buch nicht ohne Grund "Still missing". Gemeint ist damit, dass die Frau, die einst entführt wurde, nicht zurückgekehrt ist, sondern dass das Verbrechen aus Annie einen völlig anderen Menschen gemacht hat. Voller Ängste, Panikattacken und Neurosen.

Je länger man Annie "zuhört" (ihren Bericht liest), umso stärker ist man an authentische Fälle der letzten Jahre erinnert, wie dem der Natascha Kampusch oder des Joseph Fritzl, der seine eigene Tochter wie eine Skavin hielt.

Denn auch Annie wird von ihrem Entführer in einem abgeschlossenen Raum gehalten. Es ist eine solch  aussichtslose und grausame Situation, die Annie aus ihrer "Ich"-Perspektive so eindringlich schildert, dass mir mehr als einmal beim Lesen ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.

Auch bei den authentischen Fällen fragte man sich, wie diese Frauen ihr Leben "danach" meistern. Wie es sich anfühlt, ständig von der Presse umlagert zu werden. In "Still missing" bekommt man einen beklemmenden Eindruck davon und es ist als ein Verdienst der Autorin zu nennen, sich solch einem Thema zuzwenden.

Doch das ist nicht das einizge, worüber Annie berichtet. Denn die Polizei versucht ihren Fall zu lösen und kommt dabei einer ungeheuerlichen Fährte auf die Spur.
Mir persönlich war die Auflösung etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen, insofern ein Stern Abzug. Dennoch ein lesenswertes Buch.

Fazit:
Eindringlich aus der Sicht des Opfers geschrieben. Ein Buch, das lange nachgeht.


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