Freitag, 5. Oktober 2012

REZENSION: Wo immer du bist

Autorin: Karin Benson
Verlag: Querverlag
Seiten: 210


Kurzinhalt:
Die Studentin Anne ist seit einigen Monaten glücklich mit der Amerikanerin Jo liiert, die von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet. Sie hat nicht nur all ihre Sachen, sondern auch sämtliche Fotos mitgenommen, auf denen sie zu sehen ist.

Gleichzeitig wird Anne von einer seltsamen Frau verfolgt.
Als Anne diese schließlich zur Rede stellt, kommt heraus, dass Jo auch aus deren Leben nach einer Beziehung vor 2 Jahren spurlos verschwand.
Gemeinsam machen sich die Frauen auf die Suche nach Antworten.

Meine Meinung:
Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich mich fast die ganze Zeit dabei ertappte, permanent mit dem Kopf zu schütteln und zu denken: Was für eine unsinnige, konstruierte Geschichte!

Und doch habe ich mich durch volle 210 Seiten gequält, die mir irgendwann vorkamen wie 1000. Entsprechend lange habe ich gebraucht, um das Ganze auszulesen. Und kann auch abschließend nur sagen: Was für eine Zeitverschwendung! Das Buch wird nicht besser.

Das beginnt schon mit der Ausgangssituation. Annes Vorgängerin Therese beobachtet (durch Zufall) Jo und Anne noch zusammen.
Statt jedoch die verlorene Freundin zur Rede zu stellen, verfolgt sie fortan Anne. (Ich habe echt eine Umfrage unter meinen Freundinnen gemacht, ob ich da vielleicht komisch ticke, aber alle haben mir bestätigt, sie würden in solch einer Situation wohl kaum "die Neue" verfolgen, sondern sich eher an "die Alte" wenden - oder sich ganz wegdrehen).

Offenbar war diese Konstruktion aber nötig, um Anne und Therese zusammen in die Geschichte zu bringen, die nun gemeinsam versuchen herauszubekommen, was es mit dem ständigen plötzlichen Verschwinden von Jo auf sich hat.

Ab sofort ist das Buch abwechselnd aus der Perspektive von Anne und Therese geschrieben. Während Therese aber in der "Ich-Form" erscheint, so als würde sie einen Brief oder Tagebuch schreiben, sind Annes Kapitel weiter aus der Draufsicht geschrieben, Anne ist also "sie".

Das wirkt insofern verwirrend, da sich im Laufe des Buches herausstellt (und ich weiß nicht, ob der Autorin dieser stilistische Kniff erst während des Schreibens eingefallen ist, anders kann ich mir die vielen Lücken im Text nicht erklären), dass Anne und Therese sich gegenseitig "Kapitel" über ihr Leben mit Jo (und das davor) schreiben, um sich so der gemeinsamen Geschichte mit der verschwundenen Frau anzunähern.
Aber müssten Annes Kapitel dann nicht auch in der "Ich-Form" erscheinen? Oder bekommt der Leser gar nicht die von den Frauen geschriebenen Kapitel zu sehen, sondern nur die der Autorin Karin Benson (was wiederum das "sie" bei Anne erklären würde?)?

Das hat sich für mich bis zum Schluss nicht geklärt. Zumal Therese immer wieder davon berichtet, wie sie die von Anne geschriebenen "Kapitel" liest, auf bestimmte Inhalte daraus eingeht, die aber irgendwie wieder dem Leser vorenthalten werden.

Falls meine Rezension verwirrend wird und mir hier niemand mehr folgen kann: Im Buch ging es mir genauso!

Dazu kommt eine absolut an den Haaren herbeigezogene Räuber-und-Gendarm-Geschichte, wie sie sich Kinder nicht platter ausdenken könnten. Ich erspare hier weitere Details. Wen's interessiert, der mag das Buch lesen.

Einzig positiv zu vermerken sind einige charmante Lesben in dieser Geschichte, die wohlig in einer WG leben und etwas Wärme in das Buch zaubern.Leider rettet das die Hauptstory nicht mehr.

Fazit:
Konstruiert. Unglaubwürdig. Und sorry: Einfach nicht lesenswert!


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