Dienstag, 10. Mai 2016

REZENSION: Rosenresli (Hörbuch)

So kurz nach dem Muttertag will ich gern eine Hörbuch-Rezi vorziehen, die thematisch gut passt und in ein paar Wochen wohl eher (noch) kitschig(er) wirken würde:


Titel: Rosenresli 
Autorin: Johanna Spyri
Länge: 1 CD
Verlag: Europa

Kurzinhalt: (Verlagtext):

Eine liebenswerte Geschichte aus der Schweizer Bergwelt. Rosenresli sorgt sich um das Wohl ihrer Familie, indem sie Rosen sammelt. Hieraus ensteht ein feines Rosenöl, welches sie verkauft und den Lebensunterhalt ihrer Mutter ermöglicht.


Meine Meinung:

Wer "Heidi" von derselben Autorin kennt, wird hier viele Motive wiederfinden: Das Waisenkind, der brummige Oheim, bei dem es aufwächst.

Allerdings wird dieser nicht zum Kinderfreund, sondern bleibt bis zum Schluss in diesem Höspiel eher im Hintergrund. Tatsächlich wirkt Resli eher allein gelassen und springt mehr oder weniger allein durch die Geschichte.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es Resli ist, die sich (wenn auch zunächst unbewusst) eine eigene Familie sucht.

Dabei handelt es sich um die so genannte "Sorgenmutter" des Dorfes, die seit Jahren auf die Rückkehr ihres vermissten Sohnes hofft. Da sie alt und krank ist, ist es Resli, die sie mehr oder weniger über den Winter bringt.
Dafür sammelt sie Rosen und tauscht diese gegen Brot ein.

Das Ganze ist eher eine Kurzgeschichte, die den Zeitgeist der im 19. Jahrhundert lebenden Spyri widerspiegelt.
Während die alte Frau sich kaum selbst versorgen kann, ist es das Mädchen, dass eine Arbeit verrichtet, die sonst kaum einer tun mag.

Tatsächlich wird sie auch von ihrem Oheim eher als billige Arbeitskraft angesehen und die Bäuerin, bei der sie die Rosen gegen Brot eintauscht, sieht zwar ihre Armut, kommt aber nicht auf die Idee, dass sie zusätzlich noch einen zweiten Menschen mit ihrem "Verdienst" füttert (was Resli seltsamerweise auch von sich aus nie anspricht, aber dafür das Karma-Konto wohl noch zusätzlich füllt).

Dass sie zum Schluss dafür als Belohnung eine richtige Familie erhält, mutet märchenhaft an (zumal der Oheim sie zum Schluss wie eine Sache weggibt) und tatsächlich geht die Geschichte ursprünglich auf ein Märchen der Gebrüder Grimm zurück.

Mir persönlich war das alles zuviel Kitsch, vor allem, da jedes Kapitel in dem Hörspiel auch noch mit bayrischen Volksweisen eingeleitet wird.
Dennoch sind die Sprecher hervorzuheben.

Fazit:

Entwicklungsgeschichtlich in Bezug auf "Heidi" sicher interessant, muss man aber nicht unbedingt hören. Erinnert stark an die Heimatfilme der 50er Jahre, sehr rosarot und vorhersehbar.




6 Kommentare:

  1. Du hörst zur Zeit auch wirklich alles, was dir auf die Ohren kommt, oder? :D

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    1. @ Winterkatze

      Ich sage Dir, das war die blanke Verzweiflung bei einer langen Autofahrt als mein eigentliches Hörbuch zuende war - und "Rosenresli" war das einzige, was noch im Handschuhfach lag....*augenroll*

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    2. Da bleibt immer noch die Frage offen, wie das Rosenresli überhaupt ins Handschuhfach kam. :D

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  2. Tja, ich sag mal so, das war die Erinnerung daran, dass meine Mutter mir schon vor über 30 Jahren das Buch in die Hand gedrückt hat und ich es bis heute nicht gelesen habe.
    Aber jetzt kann ich immerhin mitreden. ;-)

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  3. Das ist immerhin eine Erklärung, die ich akzeptieren kann! :D

    (Sag mal, wenn meine Orchidee fleißig blüht, muss ich dann irgendwann trotzdem düngen? Und was mache ich mit den unendlich wuchernden Wurzeln?)

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    1. Liebe Winterkatze, schick mir doch mal ein Bild von der Orchi. Am besten Ganzkörperaufnahme. :-) Und noch eins in den Topf hinein fotografiert, damit ich mir mal Substrat und Wurzeln ansehen kann.
      Dann kann ich Dir mehr dazu sagen. Aber schön, dass es ihr immer noch so gut geht.

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