Sonntag, 4. November 2018

Lesesonntag im November - 04.11.2018

Da das Herbstlesen so unglaublich schnell zu Ende war, hat mich Konstanze mit den Lesesonntagen getröstet und auch wenn ich heute nur ein wenig zum Lesen gekommen bin, so war meine ganze Woche doch von einem speziellen Buch - ja Autor-  geprägt, von dem ich Euch hier gern berichten möchte.

Aber dafür muss ich etwas weiter ausholen.

Als ehemaliges DDR-Kind konnte ich in meiner Kindheit und Jugend nur auf so viele Bücher zurückgreifen, wie es tatsächlich gab und das hieß für mich irgendwann, dass ich als Leseratte schon früh so ziemlich jedes Buch gelesen hatte, was die Kinder-Bibliothek hergab (kaum vorstellbar bei dem Überfluss an Büchern, der heute herrscht).

Insofern bin ich schon bald auf die Erwachsenenbücher umgestiegen, habe u.a. die Kriminalromane von Conan Doyle gelesen und zunehmend eine immer geringere Spannung wahrgenommen, da die Bücher für mich in ihrem Spannungsbogen immer vorhersehbarer wurden.

Insofern mussten bald immer "stärkere" Krimis" mit immer mehr Leichen her, die mich aber auch bald nicht mehr reizten.

Mit der Wende konnte ich auf neue Bücher zugreifen und das erste Buch, was ich mir von meinem "Westgeld" kaufte, war "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King (Foto von WIKIPEDIA.de).

Tatsächlich wurde ich in den 90er ein Fan des Grusel-Genres und las so ziemlich alles, was der Markt hergab: Dean R. Koontz, Peter Straub u.a.

Irgendwann kam aber der Tag, an dem ich mir da wirklich ein bewusstes STOPP setzte und mich fragte, was das mit mir und meiner Seele macht, wenn ich mir ständig auf Neu-Deutsch: "so ein Zeug reinziehe".

Also habe ich damit faktisch aufgehört und über 20 Jahre nichts dergleichen mehr angefasst. Und stattdessen Germanistik studiert. :o))

Nun habe ich - passend zu Halloween - ein Podcast zum 70. Geburtstag von Stephen King über ihn und seine Bücher gehört. Und musste festellen, dass es Menschen gibt, die King durchaus als LITERATUR verstehen, ja ihm mittlerweile Kultstatus verleihen.

Dabei wurden einige Bücher angesprochen, die ich aus meiner Jugend noch kannte, aber auch so viele "neue", die ich in den letzten Jahr(zehnt)en verpasst hatte, so dass mich die Neugier doch zu SKOOBE trieb, um mal zu schauen, was es dort denn so vom Altmeister des Grauens gibt.

Und tatsächlich ist das einiges und noch am selben Abend blieb ich an "Langoliers" hängen (was meine damalige beste Freundin las, als wir ungefähr 17 waren, aber zu dem Zeitpunkt habe selbst ich mich nicht recht herangetraut, da ich bis heute ohnehin schon unter Flugangst leide), was ich mittlerweile bis zu Hälfte ausgelesen habe (das einzige, was mich echt wahnsinnig macht, ist, dass es in alter Rechtschreibung verfasst ist).

Worum geht es? Bei einem Nachtflug nach Boston verschwinden alle Passagier bis auf 11. Das einzige, was die anderen zurückgelassen haben, sind sämtliche Gegenstände aus Metall, auch solch, die eigenlich "in" Körper gehören, wie z.B. Herzschrittmacher. Die, die nich im Flugzeug sind, haben geschlafen und stehen nun vor einem Rätsel und vor allem der Frage: wie und wo landen.

Was soll ich sagen? Ich war sofort wieder gefesselt (auch wenn ich mich dunkel erinnere, dass Ganze schonmal als Film gesehen zu haben) und musste festellen, dass es gar nicht so wahnsinnig blutig bei King zugeht (was sicherlich auch ein bisschen vom Buch abhängt, was man gerade in der Hand hat), sondern er vielmehr ein unglaubliches Gespür für Menschen und deren Abgründe hat.


Ich werde die dunkle Jahreszeit wohl nutzen, um mal einiges nachzuholen, was da in den letzten Jahren so geschrieben worden ist - bis wohl wieder so eine gewisse Übersättigung eintritt.Oder ich mich abends nicht mehr traue ohne Licht einzuschlafen.

Habt Ihr ein Lieblingsbuch von Stephen King?


7 Kommentare:

  1. Oh, Du hast heute einen Lesesonntag eingelegt. Ich habe heute sehr viel Harry Potter Bd. 5 gehört und nebenher gepuzzelt. :) Und gerade habe ich mir einen schönen alten Schinken angeschaut "Jason & die Argonauten". Übrigens, eine Lesesonntag-"Aktion" findet immer am 3. Sonntag eines Monats statt und wer Lust, Zeit und Laune hat, ist dabei - häufig Konstanze, Kiya, Neyasha und noch andere.

    Was King angeht:
    Mir ging es ähnlich wie Dir. Nach der Wende habe ich Horror incl. Straub, Simmons und King entdeckt und irgendwann hinter mir gelasssen, bis ichJahre später wieder zu einem King griff (ich erinnere mich nicht, welcher es war).

    Für mich waren Kings Bücher immer Literatur, da auch Horror für mich zur Literatur gehörte. :D Aber ich weiß, was Du meinst - er wurde und wird in die Horrorecke gesteckt und ich habe ich auch als Horror-Genre-Autor wahrgenommen und solche Romane von ihm erwartet. Bis ich "Dolores" gelesen habe und merkte, dass er nicht auf dieses Genre beschränkt ist. Meiner Ansicht nach ist er - ob in Horror oder nicht - ein sehr guter Beobachter und kann psychologische Aspekte sehr gut ausarbeiten. Wenn er dazu einen phantastischen oder horrormäßigen Aufhänger benötigt (z.B. in "Arena"), dann ist das halt so, ändert aber nichts am Rest. :)

    Ich kann mich nicht für ein Lieblingsbuch von ihm entscheiden. Er hat so viel geschrieben incl. großartiger Kurzgeschichten (z.B. die dem Film "Die Verurteilten" zugrunde liegende). Ich mag "Der Anschlag", "Es", "Dolores", den "Dunklen-Turm-Zyklus", sein Buch über das Schreiben, und und und ... :D

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    1. @ Natira

      Oh, das finde ich ja spannend, dass es Dir mit King ähnlich ging wie mir. Und Du da auch "Literatur" hinter siehst. *lach* Da liest man gleich mit besserem Gewissen weiter.

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  2. Oh, du hast dir einen Lesesonntag gegönnt - wie schön! :)

    Ich muss gestehen, dass mich King nie gepackt hat. Anfangs war ich abgeschreckt, da ich dank meiner Mutter als Kind einige Szenen von Verfilmungen mitbekommen hatte (ich hatte ein "gutes" Timing, wenn es darum ging nachts aufzuwachen und ins Wohnzimmer zu schleichen, wenn gerade was richtig heftiges auf dem Bildschirm zu sehen war), später habe ich festgestellt, dass seine Romane mich nicht schnell genug packen, um Lust aufs weiterlesen zu haben.

    Aber ich finde es spannend zu lesen, wie du zu King gekommen bist und warum du irgendwann aufgehört hast ihn zu lesen. :) Hat er selbst nicht mal gesagt, dass er in seinen Büchern seine ganz persönlichen Ängste verarbeitet? Ich finde es ja gesünder darüber zu schreiben oder zu lesen, als direktere Wege für eine solche Verarbeitung zu finden. ;) Ich wünsche dir viel Vergnügen beim Nachholen der noch unbekannten Titel!

    P.S.: Sein Buch über das Schreiben habe ich auch gern gelesen, aber so geht es mir häufig mit Autoren, dass ich ihr Schreiben über die Arbeit interessanter finde als ihr Werk selber.

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    1. @ Konstanze

      Weißt du noch, mit welchen Büchern Du es von ihm versucht hast?

      Von seinem Buch über das Schreiben habe ich auch im Podcast gehört. Angeblich hat er die meisten seiner Frühwerke ja unter Drogen geschrieben. Das könnte einiges erklären. *lach*

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    2. Unter Drogen? Ja, das würde z. B. das Ende von "Es" durchaus nachvollziehbarer machen. ;-)

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  3. Ich hab nicht so wahnsinnig viel von Stephen King gelesen (Es, Das Spiel, Das Mädchen, Shining - ich glaub, das war's), aber was mich schon bei meinem ersten King - "Es" - fasziniert hat, ist sein "Gespür für Menschen und Details", wie du es treffend nennst. Das kommt in "Das Mädchen" oder "Das Spiel" auch ziemlich gut zum Tragen, weil es da ja nicht diesen Mega-Horror gibt, sondern der Schrecken eigentlich eher im Kopf passiert.

    "Es" fand ich z. B. auch toll, solange Grauen noch weniger greifbar ist (also nur in Gestalt von Pennywise auftritt), das Ende fand ich dagegen ziemlich schwach, das hat mich dann einfach nicht mehr interessiert. Auch bei "Shining", meinem letzten King-Roman, den ich erst vor ein paar Monaten gehört habe, fand ich den Horror, der sich quasi von hinten anschleicht (wie die Heckentiere), am besten.

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    1. @ Ariana

      Das geht mir auch so. Das Lesen der Bücher funktioniert am besten, so lange man noch nicht am Ende ist. Die sind oft eher enttäuschend.

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