Sonntag, 13. September 2020

Filmtipp: Uferfrauen - lesbische Frauen in der DDR (Doku)

Wenn der Fuß mal wieder zu sehr schmerzt, werde ich einfach von wohlmeinenden Freundinnen mit Schmerzmitteln vollgepumpt, damit ich wenigstens öffentlich, wenn schon nicht Auto fahren kann (Gaspedal drücken ist gerade echt eine Herausforderung) und ins Kino verfrachtet. 

Das erste Mal wieder Kino seit dem Lockdown. Ein seltsames Gefühl zwischen abgesperrten Sitzen und weit aufgerissenen Fenstern im Kinosaal. Aber endlich wieder Kino. Ein wenig Normalität.

Uferfrauen hatte ich schon länger auf dem Zettel, nun durfte ich in der letzten Woche zur (wegen Corona verschobenen) Premiere.

Passend zu der Zeit, mit der ich mich ohnehin gerade sehr literarisch / hörbuchtechnisch / auf Netflix beschäftige, hat Uferfrauen das Leben einiger (leider nur weniger) lesbischer Frauen dokumentiert, die in der DDR aufgewachsen sind und dort aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Repressalien ausgesetzt waren.

Obwohl alle diese Frauen einen sehr starken Eindruck auf mich gemacht haben, zumal alle für ihr Stückchen Normalität extrem gekämpft haben, bin ich doch ziemlich deprimiert aus dem Film gegangen, denn alle (bis auf ein Vorzeigepärchen, das die Doku offenbar brauchte, um nicht völlig im Pessimismus zu versinken) sind allein und auf ihre Art gebrochen in dem neuen Staat, der nun seit 30 Jahren existiert, zurückgeblieben.

Wenn die Geliebte ins Gefängnis muss oder nach einer Liebesnacht die Tür eingetreten wird oder man selbst wegen der Liebe zu Frauen in die Psychiatrie soll, ist das wohl nur verständlich, aber mir fehlte ein wenig Optimismus am Schluss. 

Denn dass der "Kampf" noch nicht vorbei ist, machte eine Protagonistin in ihren abschließenden Sätzen deutlich.

Und das ist unglaublich traurig. Denn eigentlich wünscht man sich als lesbische Frau nur eins: Endlich ankommen. Lieben und geliebt werden. Ohne Versteckspiel. 

Dennoch: Ein unglaublich wichtiges Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte, das bis jetzt viel zu wenig aufgearbeitet ist, weil sich kaum eine Frau traute, mit der Regisseurin zu sprechen bzw. vor die Kamera zu treten. Was verständlich scheint, nach allem, was ich in dieser Doku gehört und gesehen habe.

Daher möchte ich Euch diese Doku gern ans Herz legen. Auch wenn sie mal wieder leider nur in einigen Nischenkinos gezeigt wird. Mein kranker Fuß und ich mussten durch mehrere Hinterhöfe und 5 Stockwerke hoch, um dies sehen zu dürfen. Aber es hat sich gelohnt. 


2 Kommentare:

  1. Gut, dass du Freundinnen hast, die dich trotz deines Fußes ins Kino entführen. :)

    "Denn eigentlich wünscht man sich als lesbische Frau nur eins: Endlich ankommen. Lieben und geliebt werden. Ohne Versteckspiel."

    Dass dies immer noch nicht möglich ist, ist wirklich bedrückend. Ich hoffe sehr, dass sich in den kommenden Jahren endlich genug bewegt, damit dies allen Personen möglich ist.

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    1. @ Konstanze

      Ja, meine Freunde sind gerade in den letzten Wochen und Monaten noch viel wertvoller geworden als ohnehin schon.

      Die Doku ist bedrückend. Auch wenn ich froh bin, eine Spätgeborene ins der DDR zu sein, ist vieles noch nicht erreicht. Ich hoffe umso mehr, dass viele Menschen sich diese Doku ansehen und endlich verstehen.

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