Montag, 2. Januar 2023

Meine (literarischen) Highlights 2022

Literaturverfilmung des Jahres: Der Gesang der Flusskrebse

Kurzinhalt: Als junges Mädchen wird Kya von ihren Eltern verlassen. Auf sich allein gestellt, wächst sie in den gefährlichen Sümpfen von North Carolina auf und entwickelt sich zur scharfsinnigen und zähen jungen Frau. Jahrelang geisterten Gerüchte über das „Marschmädchen“ durch das nahegelegene Örtchen Barkley Cove und schlossen sie von der Gemeinschaft aus. Als sich Kya zu zwei jungen Männern aus der Stadt hingezogen fühlt, eröffnet sich für sie eine neue, verblüffende Welt. Doch als einer von ihnen tot aufgefunden wird, sieht die Gemeinde sofort in Kya die Hauptverdächtige. Der Fall wird immer mysteriöser, niemand weiß, was tatsächlich passiert ist – und es droht die Gefahr, dass die vielen Geheimnisse, die im Sumpf verborgen liegen, ans Licht kommen...

Bereits das Buch von Delia Owens hat für Furore gesorgt und ich bin mehrfach darauf angesprochen worden. Da ich leider bisher keine Zeit gehabt hatte, es zu lesen, wollte ich zumindest den Film sehen. Und war unglaublich bewegt. Ich glaube, ich habe noch nie soviel in einem Film geweint, wie in diesem. Allein die Vorstellung von diesem Kind, was allein gelassen wird und es schafft zu überleben.

Aber auch die Bilder, die im Film gezeigt werden, die Marschlandschaft als auch die späteren Zeichnungen von Kya haben viel in mir zum Klingen gebracht. 

Ein Film, der unglaublich lange nachhallt. Bis heute habe ich mich nicht an das Buch gewagt. Was eine seltsame Reihenfolge für mich ist. Aber einfach unglaublich viel über die Tiefe dieses Films aussagt.


Buch des Jahres: Die Geschichte der Bienen

Kurzinhalt: England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.

Das Buch ist mir von einer Freundin empfohlen worden, die sonst nur Sachbücher liest. Das allein hat meine Neugier geweckt. Das eigentlich einfache und wohl deswegen so ausdruckstarke Cover des Buches hat mich jedes Mal beeindruckt, wenn ich das Buch in die Hand genommen habe: eine tote Biene, die auf der Seite liegt.

Ich fand besonders den Erzählfaden, der aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesponnen wird, einen unglaublichen spannenden Plot, zumal beim Lesen immer deutlicher wird, wie stark all diese Figuren (und die Geschichte der Bienen) zusammenhängen.

Und letztlich ist dieses Buch in gewisser Weise auch ein Sachbuch, denn was anhand fiktiver Menschen dargestellt wird, ist letzlich die Realität (der Bienen), in der wir leben und die kaum noch zu stoppen ist. Ich habe jedenfalls noch sehr viel über diese Tiere lernen dürfen.

Den 2. Band der Reihe, der sich mit unserem Wasser beschäftigt, habe ich noch nicht gelesen, hoffe aber auf ähnlich eindrückliche Zeilen.


Hörbuch des Jahres: The Circle

Kurzinhalt: Huxleys schöne neue Welt reloaded: Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz - so ein Ziel der "weisen drei Männer", die den Konzern leiten - wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles...

Da mich die Frage, wie sehr uns die sozialen Medien beeinflussen und auch Stück für Stück von unserer eigentlichen Realität nehmen, seit einiger Zeit unglaublich bewegt (gerade weil ich dies bei immer mehr Menschen meiner näheren Umgebung erlebe), hat mich dieses Buch sehr interessiert. Ich habe es eher zufällig in meiner Hörbuch-App beim Stöbern entdeckt und bin sofort in den Sog der Geschichte geraten. 

Es wird schnell deutlich, welchen Preis Mae für ihre "Internetidentität" zahlt, auch wenn sie sich eher wie im Märchen fühlt. Doch sie hinterfragt das nicht, wie so viele andere auch.

Dass ein Leben im Internet und die dortige Aufmerksamkeit aber eben letztlich kein Leben ist, wird immer deutlicher, je länger man zuhört und bemerkt, wie stark sich die "Schlinge" regelrecht zuzieht und auch wir schon im Sog all dessen sind. Und wie viele Menschen nicht darüber nachdenken.

Ich habe 2022 (schon im Vorfeld, aber danach noch verstärkt) mich aus vielen sozialen Medien verabschiedet und mich ernsthaft gefragt, warum man dieses oder jenes eigentlich öffentlich posten muss. Tatsächlich schaue ich mittlerweile sehr viel kritischer auf Menschen, die dies unbedacht tun und denen das Mediale soviel wichtiger als das, was sie tatsächlich umgibt.

7 Kommentare:

  1. @ Soleil

    Schön von Dir zu lesen!! 😊 Und hab gleich 1000 Dank für den Literaturtipp! Hab mir " Die Kinder sind Könige " gestern gleich ausgeliehen und hab mich prompt festgelesen. Ich mag dieses Thema momentan sehr.
    Den Trailer von "The circle" fand ich eher nichtssagend, vielleicht ist die literarische Vorlage da tatsächlich besser.
    Sei lieb gegrüßt von JED

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    1. Gerne. Ich versuche wieder stärker zu kommentieren, wenn ich im letzten Jahr überall eher stille Mitleserin war.
      Mich interessiert dieses Thema auch seit Jahren, vor allem aus einer SoWi-Sicht und auch besonders bei menschlichen Totalausfällen, wenn ich das mal so nennen darf. Vigan hat ein Problem im Buch behandelt, von dem wir erst in einigen Jahren sehen werden, wohin es die Gesellschaft treiben wird: Was wird aus den Kindern, die nun unfreiwillig zu youtube-Stars gemacht werden, von denen alles gezeigt wird, ob sie wollen oder nicht. Dieses immer beobachtet werden, stelle ich mir furchtbar vor. Aber ich bin inzwischen auch aus dem Alter raus :)
      Grüße zurück.

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    2. @ Soleil

      Zum Glück erscheint da ja im Moment einiges. Bei mir liegen hier u a. noch "Poppy" ( dem von Dir empfohlenen Buch nicht unähnlich), "Like/Hate" und "Fake" von Arno Strobel.

      Ich denke auch immer noch viel über Deine Kritik zur "Geschichte der Bienen" nach. Vielleicht braucht es auch Romane zu dem Thema für Menschen, die keine Sachbücher lesen. Ich fand es jedenfalls sehr gut recherchiert und habe noch viel über Bienen gelernt.

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    3. Ich weiß noch, dass ich zeitlich gar nicht so weit entfernt "Die Bienen" von Laline Paull gelesen habe und den wirklich gut fand. Zudem hab ich (leider?) sehr feine Antennen dafür, wenn ein Autor ein Thema nur aufgreift, um damit "ins Fernsehen zu kommen" und eben nicht, weil das Thema an sich wert wäre, darauf aufmerksam zu machen. Und das ist bei Lunde defintiv der Fall.
      Erwähnte Antennen sind auch bei "Tribute von Panem" angesprungen, den ich auch nur so eher mittelprächtig fand. Also was weiß ich schon :)

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  2. "Die Geschichte der Bienen" fand ich auch sehr interessant, aber weitere Bücher der Autorin habe ich ebenfalls noch nicht gelesen. Falls du "Die Geschichte des Wassers" liest, bin ich sehr auf deine Rezension gespannt.
    "Der Gesang der Flusskrebse" war leider gar nicht mein Fall. Da sonst alle so begeistert davon sind, war ich direkt erleichtert, als es unlängst meiner Mutter mit dem Roman ebenso ging.

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    1. @Neyasha

      Meinst Du den Roman oder den Film? Das Buch habe ich selbst nicht gelesen, ich mochte den Film einfach sehr.

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    2. Ich meine den Roman, den Film habe ich nicht gesehen, habe aber anhand des Trailers das Gefühl, dass er meine Probleme mit dem Roman wohl eher noch verstärkt.
      Die Reihenfolge zuerst Film und dann Buch funktioniert für mich übrigens oft ziemlich gut - besser eigentlich als umgekehrt.

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