Freitag, 20. Januar 2023

REZENSION: Coraline (von Neil Gaiman)

 Titel: Coraline (LINK zu AMAZON)

Autor: Neil Gaiman

Verlag: Arena

Seiten: 176 Seiten


Kurzinhalt:

Coraline ist mit ihren Eltern in ein düsteres altes Haus gezogen. Die Nachbarn sind reichlich merkwürdig: Der verrückte Herr mit Schnurrbart erzählt von seinem Mäusezirkus, die schrulligen Schauspielerinnen warnen sie vor dem tiefen Brunnen im Garten. Eines Tages stößt sie im Haus auf eine zugemauerte Tür. Und sieht dort dunkle Schatten verschwinden. Was verbirgt sich dahinter?

 

Meine Meinung:

Da ich immer wieder gern Listen mit Büchern durchstöbere, die man (nach der jeweiligen subjektiven Meinung) unbedingt gelesen haben muss, stieß ich kürzlich auf einer Liste für Kinder auf das Buch "Coraline". Und war echt ratlos. Denn die meisten Bücher besagter Listen kenne ich zumindest dem Namen nach. Aber "Coraline"?

Besonders erstaunt war ich, dass ich im Zusammenhang mit dem Buch immer wieder auf den Begriff "Klassiker" stieß. Ein Klassiker, der mir bis dahin wirklich entgangen war? Also lieh ich es mir gleich beherzt aus der Online-Bibliothek, um diese Bildungslücke zu schließen.

Und hatte beim Lesen immer mehr Fragezeichen über dem Kopf. Denn selbst ich fand es zum Teil unheimlich gruselig. Im Vergleich zu Märchen, die oft auch als "grausam" herangezogen werden, ist der fantastische Hintergrund für mich als Kind immer klar gewesen, aber "Coraline" spielt im Prinzip in unserer Realität und könnte tatsächlich so stattfinden.

Okay, eine Katze fängt plötzlich an zu sprechen, aber Katzenbesitzer wissen: Das ist ihnen durchaus zuzutrauen. *lach*

Mit der Einsamkeit von Coraline, deren Eltern wenig Zeit für sie haben, dem Nachbarn, der sich ihren Namen nicht richtig merken kann und den schrulligen alten Damen nebenan können sich sicher einige identifizieren. Auch damit, dass man als Kind dann oft auf seltsame Ideen kommt und Räume erkundet, die man eigentlich nicht erkunden soll.

Was mich gewundert hat, ist eine ziemliche Emotionslosigkeit, die Coraline an den Tag legt - bis hin zu fehlender Angst, die man an vielen Stellen mehr als erwarten würde.

Dass das Buch insofern als eine "Novelle über das Überwinden der eigenen Ängste" [WIKIPEDIA] gefeiert wird, befremdet mich. Denn genau diese Ängste habe ich bei dem Kind die ganze Zeit vermisst, so dass sie für mich seltsam flach blieb, während mich selbst die Ereignisse immer mehr verstörten.

Diese sind ohne Frage einfallsreich, aber meiner Ansicht nach nicht für Kinder geeignet. Um Kinder dazu zu ermutigen, eigene Ängste zu überwinden, gibt es sicher andere Bücher.

 

Fazit:

Was macht einen Klassiker zu einem Klassiker? Auch auf die Gefahr hin, mir mit dieser Lesart nicht viele Freunde zu machen: Ich bin mit der Hauptperson leider überhaupt nicht warm geworden und stelle hier insofern lieber die illustrierte Ausgabe vor, in der Hoffnung, dass diese dabei hilft, sich mehr in die Geschichte hineinzufinden. Tatsächlich zeigt die gezeichnete Coraline mehr Angst als der Text hergibt.

Mir persönlich war die Geschichte zu gruselig, emotional oft zu flach und nicht unbedingt das, was ich weiterempfehlen würde.





1 Kommentar:

  1. Interessant, dass dir "Coraline" gar nichts gesagt hat - ich dachte immer, das wäre so ziemlich das bekannteste Buch von Gaiman.
    Ich selbst habe es allerdings nicht gelesen, da ich befürchte, dass es mir zu gruselig wäre. Ich kenne einige Szenen aus dem Film und die genügen mir schon. Scheint, als hätte ich nicht allzu viel versäumt. Neil Gaiman ist für mich ohnehin immer ein Glücksspiel - mit vielen seiner Bücher kann ich nichts anfangen, während mich manche doch begeistert haben.

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