"Die Schwester der Königin" war mal wieder so ein Buch, was man echt total entspannt "runterliest". Als ich es zum ersten Mal in der Hand hatte und die knapp 700 Seiten sah, hatte ich ja so meine Zweifel, aber dieses Buch hat sich unglaublich toll gelesen und man mochte es kaum aus der Hand legen.
Dazu trägt sich der Umstand mit bei, dass das Buch zum großen Teil aus Dialogen besteht. Dabei handelt es sich um einen sehr interessanten literarischen Kniff, denn der geneigte Leser wird über die Dialoge (zwischen den Boleyn-Schwestern, Henry VIII. sowie anderen beteiligten Personen) auf einer sehr persönlichen Ebene Zeuge der Geschehnisse am englischen Hofe als auch des Europas des 16. Jahrhundert.
Bei der "Ich-Erzählerin" (ungewöhnlich für einen historischen Roman, aber im Nachhinein doch sehr nahe an den Ereignissen) handelt es sich um Mary Boleyn, eben die Schwester der späteren Königin Anne Boleyn. Man erlebt deren Entwicklung von einem 13jährigen unbedarften Kind hin zu einer reifen und selbstbewussten Frau. Auch wenn diese Entwicklung vor allem von anderen Menschen vorangetrieben wird.
So wird man als Leser in das Leben bei Hofe als auch das der Landadligen mit einbezogen, erlebt, wie speziell die Frauen nur Figuren auf einem Schachbrett der Mächtigen und Ehrgeizigen sind und sich deren Vorhaben beugen müssen - ob es ihr Unglück bedeutet oder nicht. Besonders die Boleyn-Schwestern wurden so zu Huren, Spioninnen oder Giftmischerinnen, nur um dem Aufstieg ihrer eigenen Familie behilflich zu sein.
Fast "nebenbei" lernt man so die Hintergründe für die Veränderungen in dieser wichtigen historischen Epoche kennen und nimmt gleichzeitig Anteil an den Personen, die in diese Veränderungen verwickelt sind. Man versteht die Gründe, warum sie diese voran treiben (etwa die ehrgeizige Anne Boleyn) oder verhindern wollen (die konservative wie gläubige Königin Katherine von Aragon) und welche Auswirkungen dies für die weitere historische Entwicklung hatte (Ausbau der anglikanischen Kirche, Elisabeth I.).
Fazit:
Ich war richtig traurig, dass das Buch nicht mit den Kindern der Protagonisten, etwa Mary der Katholischen und Elisabeth I. weitergeht. Ein 2. Teil wäre insofern großartig!
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