Auch wenn dieser Post nur mittelbar etwas mit (m)einem Bücherblog zu tun hat, möchte ich doch heute auf den Internationalen Tag gegen Homphopie aufmerksam machen und mal die Frage in den Raum werfen, wie Ihr über das Thema Homosexualität denkt. (Im Übrigen hätte ich mich darüber gefreut, wenn GOOGLE sein Logo diesbezüglich auch mal angepasst hätte, um darauf aufmerksam zu machen - andererseits sind die Buchstaben ja schon bunt :o))
Conchita Wurst hat mit ihrem Sieg bei ESC ja für viel Wirbel gesorgt (besonders bei unseren osteuropäischen Nachbarn - wir erinnern uns: vor 10 Jahren schickte Russland noch die vermeintlich lesbische Frauenband TaTu ins Rennen, was sie leider vergessen zu haben scheinen, aber das nur am Rande). Aber ist der Sieg von Conchita nicht auch ein Pläydoyer für mehr Toleranz?
(Quelle: Eurovision.de)
Ein Bericht in der ARD hat mich letztens dafür fast an den Rand der Verzweiflung gebracht. Da gehen doch noch immer welche davon aus, dass es sich bei der Homosexualität um eine Krankheit handelt und man dies heilen könnte / sollte!!!
Ich würde mich daher freuen, hier mal ein paar Eurer (ehrlichen) Gedanken zu lesen, immerhin ist dies ein offen homosexueller Blog und ich rezensiere entsprechend immer wieder Bücher, die sich mit Homosexualität beschäftigen.
Wie denkt Ihr über Homosexualität?
Was wäre, wenn sich Eurer Kind als schwul/lesbisch outen würde?
Sollen Homosexuelle die selben Rechte haben wie Heterosexuelle?
Und was immer Ihr auch noch loswerden wollt. Dabei darf es hier gern kontrovers zugehen, ich bin einiges (leider) gewöhnt.
Werfe aber auch immer gern in die Runde:
Habt Ihr Euch Eure Heterosexualität ausgesucht? Ich mir meine Homosexualität auch nicht.
Liebt Ihr Euren Mann, Eure Frau?
Ich liebe meine Frau auch.
Und ist es nicht das, was letztlich im Leben zählt?
Schöner Post! Da möchte ich gleich zu mehreren Themen etwas loswerden.
AntwortenLöschenHomosexualität: Sehe ich gleichberechtigt mit Heterosexualität an. Liebe ist Liebe, egal ob ich einen Mann oder du eine Frau liebst. Jeder sollte das Recht haben, lieben zu dürfen, wen er will und seine Sexualität mit demjenigen ausleben können, wie er will, solange es sich dabei um zwei erwachsene Menschen handelt, die dies ausdrücklich wollen. Deshalb kann ich es nicht verstehen, wie man dagegen sein kann, wie man dafür die Energie aufbringen kann, Anti-Homo-Demonstrationen (siehe USA) zu starten. Was andere Menschen miteinander treiben ist mir doch völlig wurst und geht mich nichts an und ich denke mir auch nicht "iiih, der ist schwul" oder "iiih, die ist lesbisch". Ich denke mir eher bei ganz anderen Dingen "iiih" und die passieren mitunter auch unter heterosexuellen Paaren. :D
Was ich jedoch nicht verstehe, ist, warum das Thema Homosexualität so sehr sexualisiert ist und von Homosexuellen auch oft sehr sexualisiert wird.
So kommen mir die Christopher Street Days so vor, als seien sie nur noch ein einziger Fetisch-Laufsteg. Damit meine ich die Lack und Leder-Fraktion, die BDSM-Anhänger, die halbnackten eingeölten Körper, nackte Hintern, nackte Brüste, etc pp.
Auch die Schwulen- Sexkinos,-Saunen und -Darkrooms, die man in jeder größeren Stadt tragen nicht minder dazu bei, dass man das Gefühl hat, dass es der homosexuellen Szene nur ums "F*CKEN F*CKEN F*CKEN" geht. Vielleicht ist dieses ganze öffentliche -ich nenne es mal- "Auftreten", mit ein Grund, warum viele Menschen und das sind nicht nur erzkonservativeund erzreligiöse denken, dass Homosexuelle pervers seien.
Und ich muss ehrlich sagen, dass mir auch gerade keine öffentliche Veranstaltung einfällt, auf der Heteros in Lack und Leder oder geknebelt durch die Straßen spazieren.
Ich dachte, es geht dabei (also beim CSD) eher um Rechte und Akzeptanz. Wer zur Hölle will aber wissen, wie deren sexuelle Vorlieben aussehen?
Zu Conchita: Conchita ist für mich in erster Linie eine Künstlerin, (bzw ein Künstler, der für die Bühne eine Kunstfigur erschaffen hat.)
Sie hat eine tolle Stimme und hat durch die Vermischung von männlichen und weiblichen Attributen ein auffallendes Aussehen und ich finde, sie sieht toll aus!
Komischerweise bringe ich sie kaum mit dem Thema Homosexualität in verbindung, eher mit der (Trans)gender-Thematik, da es hierbei eher um Geschlechterrollen und Geschlechtervorstellungen geht. Mit ihrem Auftreten als geschminkte, bärtige Diva, stellt sie die Geschlechterkonzepte ja in Frage. Mit ihrem ESC Auftritt macht sie also vielmehr auf Probleme aufmerksam, die nicht nur die homosexuelle Szene betrifft, sondern uns alle, die wir ja mehr oder weniger in Geschlechterrollen gedrängt werden. Von "Ich darf lieben, wen ich will!", war hier ja eigentlich nie die Rede, oder?
Dass viele Länder ihren Auftritt vehement ablehnen, kann ich allerdings nicht verstehen. Selbst wenn man ein Problem mit Homosexualität/Transgender/Transsexualität hat, so kann man Conchita doch einfach als Künstlerin sehen und ihr Auftreten doch auch mit Humor nehmen, oder? Das verstehe ich nicht.
Teil 2 meines Kommentars :D
AntwortenLöschenDass TaTu als vermeintlich lesbisches Pärchen toleriert ist, ist ja klar. Hier sind es die heterosexuellen, die die Homosexualität sehr sexualisieren (und sich daran aufgeilen).
Zwei junge Männer, die sich auf der Bühne in Schuluniformen liebkosen würde es nie geben. Denn this is a (hetero-)man's world. :D
Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann: Warum wird jemand, der mit Conchitas Auftreten und ihrem Lied nichts anfangen kann, sofort als intolerant oder homophob beschimpft? Das habe ich jetzt öfter mitbekommen. Ich meine, ihr Gesang war klasse, aber das Lied war meiner Meinung nach einfach nur langweilig und der ESC ist ja nunmal ein SONGcontest, bei dem man Punkte für das Lied vergibt. Wenn jemand das Lied kacke findet, ist er doch nicht gleich homophob? Ist "homophob" nun das neue Standard-Schimpfwort in einer Meinungsverschiedenheit à la "Du Nazi?"
Zuletzt möchte ich noch was anmerken. Oftmals wird ja den Christen Homophobie zugeschrieben. In aller Multikulti-Romantik wird aber vergessen, dass vor allem bei uns in Deutschland diejenigen, die Schwule und Lesben hassen und dies zum Ausdruck bringen, meist nicht christlich, sondern muslimisch sind. Ich habe z.B. im Internet die Erfahrung gemacht, dass die meisten Beleidigungen etc von Personen ausgehen, die aus muslimisch geprägten Ländern stammen. Und in Großstädten wie Hamburg kommt es zu Prügel-Attacken gegen Schwule durch "Menschen mit Migrationshintergrund". Natürlich soll das keine Verallgemeinerung sein. Die meisten Muslime sind friedlich und tun niemandem was.
Aber ich finde, das Problem muss auch mal öffentlich thematisiert werden. Warum sind es immer nur die bösen bösen Christen? Warum traut sich keiner, ehrlich zu sagen, dass auch andere Glaubensrichtungen sehr deutlich sagen, wie sie zur Homosexualität stehen. Vor allem, da Deutschland mittlerweile ein sehr buntes Land ist, egal ob aus religiöser, sexueller oder ethnischer Sicht, muss das mal angesprochen werden, um diesen Hass (bei den richtigen Leuten) zu bekämpfen.
Die Kirche entwickelt sich weiter, wird offener, leider manchmal nicht schnell genug, aber ich denke, dass sie und ihre Anhänger in Deutschland kein großes Problem darstellen. (In den USA ist das hingegen schon wieder etwas anders... )
@Erina Schnabu:
AntwortenLöschenZu den Christen/Muslimen: Ich glaube, dass es eine gewisse Art konservatives Denken benötigt, um so zu handeln - und dieses Denken ist nun mal oft an eine bestimmte Form der Religiosität gekoppelt. Aber diese konservative Religionsauffassung findet man m. M. nach bei jeder Religion. Allerdings sind es in Deutschland vor allem christlich orientierte Personen/Männer, die für die Gesetzgebung verantwortlich ist und dementsprechen auch für ungleiche Behandlung von Homosexuellen im Rahmen des Gesetzes.
Uff, und nun mal der Reihe nach zu deinem Blogbeitrag. ;)
AntwortenLöschen"TaTu" konnte von Russland zum ESC geschickt werden, weil das Land damals ja noch etwas offener und weniger in auf die Vergangenheit ausgerichtet war (was nun mal dafür sorgt, dass bestimmte Vorurteile eben nicht laut ausgesprochen werden) und weil die beiden Damen eben nur "vermeintlich" lesbisch waren. Den ganzen Auftritt konnte man auch als PR-Masche sehen und somit ignorieren oder verharmlosen.
Ansonsten ist Liebe etwas sehr kostbares und sollte in einer Form ausgelebt werden können, die alle Beteiligten glücklich macht. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf hetero- und homosexuell, sondern auch auf alle anderen Formen von Liebe, bei denen keine schützenswerte Person missbraucht und die persönlichen Rechte aller Beteiligten gewahrt bleiben.
Oder um es noch einfacher auszudrücken: Solange kein Missbrauch im Spiel ist, soll doch bitte jeder Mensch seine Liebe leben dürfen! Und wenn zwei oder mehr Menschen öffentlich einen Vertrag eingehen möchten, der besagt, dass sie willens sind den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen (denn nichts anderes ist doch eine Eheschließung), dann sollte ihnen das unter den gleichen Bedingungen möglich sein wie einem heterosexuellem Paar - ebenso wie die Adoption von Kindern oder die Einreichung der Steuererklärung oder was auch immer.
Ich finde eine Welt, in der Menschen das Gefühl haben, dass sie ihren Partner/ihre Partnerin verschweigen müssen, um "normal" behandelt zu werden, verdammt traurig.
Ich bin gerade sehr beeindruckt über das wirklich hohe Niveau der Beiträge. Ich danke Euch dafür!
AntwortenLöschenZur Religionsdiskussion (ein heißes Eisen!):
Ich sehe das genauso wie Winterkatze. Konservative gibt es überall.
Und solange mir eine Heirat in der Kirche verwehrt ist, obwohl es mir persönlich sehr wichtig wäre, bin ich auch nicht gleich gestellt.
@ Erina
Natürlich ist es Quatsch jemanden gleich als homophob zu diskreditieren, bloß weil man/frau Conchita Wurst nicht mag, das wäre genauso, als würde man jemanden als rassistisch beschimpfen, weil er nicht auf Michael Jackson steht.
Aber momentan kocht da viel hoch, weil Conchita jetzt zur Ikone stilisiert wird (dabei hat 1998 schonmal ein Transsexueller gewonnen, da war der Wirbel aber nicht so groß. Und der/die kam aus Israel. Hatte halt keinen Bart).
Aber das zeigt auch bereits die Vielfalt der homosexuellen Szene und insofern würde ich auch nicht behaupten, dass ALLE halb nackt zum CSD gehen (ich jedenfalls nicht :o)).
Aber dort gibt es genauso wie überall Menschen, die gern ihre Körper präsentieren (ich denke da nur an die Love-Parade), das würde ich nicht als Sexualisierung sehen, sondern dahinter steckt mehr der Wunsch, die eigene Sexualität anerkannt zu wissen (und entsprechnd, zumindest an diesem Tag, öffentlich zu machen).
Aber das Thema Politik und CSD wird auch in der Szene heiß diskutiert.
@ Winterkatze
Ja, ich muss meine Partnerin leider noch verstecken. Und sie mich.
Wenn mam Montag alle über ihr Wochenende reden, sitze ich irgendwo und tue so, als wäre ich sehr beschäftigt, nur damit mich niemand fragt.
Aus diesem Grund habe ich auch bis heute kein vernünftiges Impressum, um nicht zurückverfolgt zu werden. Übel, oder?
@JED: Sehr übel! Bei einem meiner Jobs kurz nach dem Studium gab es eine Dame, die auch nie über ihr Privatleben redete und sämtliche Smalltalkversuche abblockte. Es hat Monate gedauert, bis sie sich mal von ihrer Lebensgefährtin von der Arbeit abholen ließ und naiv wie ich in der Hinsicht damals war, hat es lange gedauert, bis ich verstand, was das für ein mutiger Schritt für sie war.
AntwortenLöschenDa bin ich meinen Eltern schon dankbar dafür, dass sie mich zu einem Menschen erzogen haben, der Menschen so akzeptiert wie sie sind. Auch wenn es bestimmt genügend Fettnäpfe gibt, die ich treffe, so denke ich grundsätzlich, dass jedem anderen das zusteht, was auch ich gern hätte.
Ich möchte doch auch nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, weil ich nun mal eine bestimmte Person (die zufällig nun mal ein langhaariger Mann mit Geek-Hobbies ist) liebe. :)
Ich kann da nur bei Winterkatze unterschreiben. Dass um gleiche Rechte noch immer gekämpft werden muss, ist ja traurig genug.
AntwortenLöschenDass du deine Beziehung verheimlichen musst, hat mich jetzt wirklich schockiert. Ist deine Umgebung da so homophob? Das ist ja wirklich schlimm.
Ich habe einen Arbeitskollegen, der mit einem Mann verheiratet ist und das wissen wir in der Arbeit alle - und das ist für niemanden ein Problem.
Da muss ich übrigens dran denken, dass ich neulich in Kommentaren (zu Conchita) mal wieder über so einen Schwachsinn gestolpert bin ala "Heutzutage traut man sich ja schon gar nicht mehr zu sagen, dass man heterosexuell ist." Ach bitte. Dass schon jemals ein Mann Angst davor haben musste zu sagen, er wäre mit einer Frau zusammen (bzw. umgekehrt) wäre mir nun wirklich neu. %-)
@Erina: Tom Neuwirth, der Mann hinter der Kunstfigur Conchita, ist ja homosexuell und hat darunter offensichtlich früher teils sehr gelitten. Insofern bringe ich auch Conchita durchaus mit dem Thema in Verbindung.
Winterkatze hat es großartig in Worte gefasst.
AntwortenLöschenZu Conchita: Da mich der ESC nicht interessiert, ich ihn nicht verfolgt und auch später nichts großartig darüber gelesen habe, kann ich zu Conchita, dem Auftritt, dem Song etc. gar nichts sagen.
Ich finde es traurig, dass Du und Deine Frau - und andere Paare - nicht in der Lage seid, Euer Leben und Eure Liebe offen und öffentlich zu führen. Ich vermute, dass dies u.a. mit Deinem Job zu tun hat, besser gesagt mit den merkwürdigen und grundlosen "Befürchtungen" mancher Menschen. Die Belastung muss sehr hoch sein, gerade in dieser Konstellation mit potentiell mehreren "Angriffsflächen". Ich wünsche Euch alles Liebe und Kraft dafür! Und ich hoffe, dass sich diese äußeren Bedingungen so schnell wie möglich ändern!
@ Winterkatze, Natira und Neyasha
AntwortenLöschenDANKE EUCH!!
Ja, meine berufliche Umgebung ist leider mehr als homophob. Weil da leider Dinge miteinander verzahnt werden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Aber Homosexualität ist immer noch "ansteckend" (Heterosexualität offenbar nicht oder warum wird man als Kind von heterosexuellen Eltern homosexuell??)
Ganz liebe Grüße an Euch, Eure Worte haben mir gut getan!
JED