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Samstag, 15. Dezember 2018

Arianas Adventslesen - 3. Advent 2018

Samstag, 15.12.18, 12 Uhr: Die letzte Woche war schrecklich für mich. Ich habe wirklich überlegt, ob ich hier offen darüber schreiben soll, aber vielleicht kennen andere ja ähnliche Gefühle so kurz vor Weihnachten.

Bereits am letzten Adventswochenende hatte es sich bei mir ja angedeutet, dass ich in ein ziemliches Advents-Tief falle - und leider wurde es die ganze Woche immer schlimmer. Weinkrämpfe und unkontrolliertes Zittern haben mich fast die ganze Woche begleitet. Zum Teil wusste ich nicht mal, warum. Es hat mich regelrecht überrollt.
So lange ich unter Menschen war, konnte ich mich mit aller Willenskraft irgendwie noch zusammenreißen, aber sobald sich die Tür hinter mir schloss und ich allein war, ging es los.

Am Mittwoch war ich auf dem Friedhof, weil ich dachte, da etwas Ruhe zu finden, aber dann schlich kurz vor dem Dunkelwerden so ein komischer Typ zwischen den Gräbern herum, so dass ich dort dann auch überhaupt kein gutes Gefühl hatte.

Am Donnerstag habe ich sogar versucht, mit der arg verschnupften Herzensfrau auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, aber der war (trotz Wochentag) einfach nur voll.

Dieses Jahr trifft mich die Tatsache, dass ich keine leibliche Familie mehr habe, irgendwie besonders schlimm. Vielleicht liegt es daran, dass so viele Menschen, die mir nahe stehen, aufeinmal Kinder haben und ich mich noch stärker "allein gelassen" dadurch fühle, als ohnehin schon.
Ich weiß nicht, ob das komisch klingt, aber ich denke, das ist in etwa das, was mich bewegt.

Gestern war ich noch zur Grippenschutzimpfung, bei der die Ärztin vorher eine Sozialanamnese machte. Natürlich bekommt man sofort mitleidige Blicke, wenn man sagt, dass man leider nicht weiß, was es so an Krankheiten in der Familie gab, weil niemand mehr lebt, den man fragen kann.

Diese Blicke treffen mich dann aber eben noch zusätzlich schlimm. Es ist genauso wie die gut gemeinten Weihnachtseinladungen von Freunden.
Man bekommt sie aus Mitleid und aus eben diesem Grund lehne ich sie auch jedes Jahr ab.

Mir würde es mehr helfen, wenn JETZT mal jemand Zeit hätte, aber alle sind im Weihnachtsstress oder haben mit ihrer eigenen Familie zu tun (über die Schwierigkeit, mich mit meinen Freunden zu verabreden, habe ich ja schon letzte Woche geschrieben).

Und so fühle ich mich letzlich in Familien, die nicht meine sind, grundsätzlich wie das dritte Rad am Wagen und habe dann zusätzlich Stress, weil ich "funktionieren" und dankbar sein muss.

Am liebsten wäre ich wohl Weihnachten allein, aber das kann auch keiner verstehen.

Soweit die Vorgeschichte. Gestern habe ich mich in meiner Wohnung mal bewusst umgesehen und war entsetzt über das Chaos. In der arbeitsreichen letzten Zeit ist irgendwie alles liegen geblieben. Ich glaube fest daran, dass der Zustand der Wohnung viel über das Innenleben des Bewohners aussagt.

Also habe ich gestern erstmal ein wenig aufgeräumt, um mich zumindest in meinen eigenen vier Wänden wieder ein wohl zu fühlen.
Selbst Weihnachtsdeko habe ich bisher kaum aufgestellt. Insofern habe ich gestern bewusst mal meine Pyramide angezündet und etwas Weihnachtsduft durch die Räume ziehen lassen. Auch wenn ich in diesem Jahr wohl zu nicht mehr Weihnachtsdeko fähig bin.

Ich mache mir sehr viel Gedanken darüber, wie ich jetzt diese WE gestalte , damit ich es wirklich genießen kann (die Liebste liegt völlig ausgeknockt im Bett und versucht sich auszukurieren).

Begonnen habe ich damit, dass ich heute Morgen in meine Kinderschallplattensammlung tauchte.

Mein absoluter Schatz. Als Kind, wenn ich krank war, durfte ich bei meiner Mutter im Bett liegen und all diese Platten hören. Kinderschallplatten waren mein größtes. Die meisten konnte ich auswendig und ich freute mich über jede neue, die dazu kam.

Weder mit Kassetten noch mit CDs konnte ich mich später je so anfreunden, auch wenn diese natürliche ihre Vorzüge hatten.

Vor Jahren habe ich mir dann wieder einen Plattenspieler gekauft, der LPs in MP3 umwandeln kann. Sehr weit bin ich damit noch nicht gekommen. Irgendwie fehlte es wie so häufig an Zeit.

Dafür habe ich heute Morgen ehrfürchtig "Die Schneekönigin" herausgenommen. Ich liebe Hans Christian Andersen und seine ganz besonderen Märchen.

Ich habe zudem gemerkt, wie kontemplativ es ist, so eine Platte überhaupt wieder aufzulegen (aus der Hülle nehmen, die richtige Seiten suchen, vorsichtig in die Spur legen, von Staub säubern, lanngsam die Nadel herunterlassen, so dass es keine Kratzer gibt, den man auf ewig hören würde ... soetwas kann sich heute keiner mehr in Zeiten von Streaming vorstellen und doch ist die Vorfreude auf das, was man dann hoffentlich gleich hört, dadurch eine viel größere).

Ich war jedenfalls glücklich als ich die ersten Klänge hörte und mit ihnen die Synchronsprecher, die mich meine ganze Kindheit hindurch begleitet haben, wie Klaus Piontek oder Käthe Reichel.

Es gibt auch so ganz typische Weihnachtsliederplatten, die uns früher immer begleitet haben. Dazu zählt "Bald nun ist Weihnachtszeit" und "Sind die Lichter angezündet." Beide sind nach dem Tod meiner Mutter leider irgendwie verschwunden und ich war froh, sie vor ein paar Jahren auf einem Weihnachtsmarkt antiquarisch kaufen zu können.

Die werde ich hier gleich mal als nächstes laufen lassen, wobei damit sicher auch viele Erinnerungen hochkommen.

Zudem liebten meine Mutter und ich die Oper "Hänsel und Gretel", die ich mitterweile in diversen Ausführungen habe. Selbst wenn nicht Weihnachten war, habe ich die als Kind oft hoch und runter laufen lassen.

Als Erwachsene versuche ich diese Oper so oft wie möglich auch auf der Bühne zu sehen. Letztes Jahr zum ersten Mal in der Semperoper.


Habt Ihr auch etwas, was für Euch UNBEDINGT zu Weihnachten dazu gehört?


Heute Morgen fiel mir ein, dass ich definitiv auch noch irgendwo Adventstee habe. Immerhin, kurz vor dem 3. Advent.😩

Den habe ich erstmal gesucht, denn der gehört unbedingt auch für mich in diese Zeit. Insofern mache ich jetzt mal ein verspätetes Frühstück und schaue, was sich bei Euch so getan hat.

Update, Samstag, 19 Uhr:  Der Vormittag mit den Kinderschallplatten war sehr schön. Nach der "Schneekönigin" habe ich noch "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff gehört und gemerkt, wie sehr für mich Märchen mit der Weihnachtszeit verbunden sind. Gab es nicht früher auch immer Märchenfilme zu Weihnachten?

Eigentlich schade, dass man als Erwachsener kaum noch Märchen liest. Sie können durchaus tröstend sein, immerhin gehen sie immer gut aus.

Trotzdem habe ich am Nachmittag dann wieder zu einem "Erwachsenenbuch" gegriffen und endlich den 8. Teil der Nightingale-Schwestern beendet. Diese Serie hat mich emotional wirklich berührt, es ist selten, dass ich bei einem Buch laut auflache, weine oder mich lautstark über bestimmte Protagonisten aufrege. All dies hat die Autorin geschafft.

Besonders dieser Teil, der im Jahr 1944/1945 spielt, ist mir sehr nahe gegangen, da die Nightgale-Schwestern nun auf einer Station arbeiten, auf der sie deutsche Kriegsgefangene pflegen. Wenn man bedenkt, dass die Serie von einer britischen Autorin geschrieben worden ist, finde ich es bemerkenswert, wie sie die menschliche Seite "der Deutschen" darstellt bzw. klar macht, dass es überall solche und solche Menschen gibt.
Ich habe sehr geweint, als die britischen Schwestern das Lied "Silent night" anstimmten und die deutschen Kriegsgefangenen mit "Stille Nacht" antworteten. Und das, nachdem die Oberschwester sich ursprünglich geweigert hat, überhaupt für "diese Menschen" zu singen.

Nun muss ich auf den nächsten Band warten (wobei ich im Internet schon gesehen habe, dass Donna Douglas nachstes Jahr wohl mit einer neuen Krankenhausserie startet, die diesmal wohl 1925 beginnt) und schaue mal, was ich noch so Weihnachtliches zu lesen finde. Vielleicht lese ich den Weihnachtskrimi "Alles schläft, einer wacht", weiter, von dem ich schon letzte Woche berichtet habe.

Zudem habe ich zwei Weihnachts-"Schmalz"-Hörbücher auf meinen Player gepackt (über die Schwierigkeit, etwas Vernünftiges für die Öhrchen zu Weihnachten zu finden, haben wir ja schon letzte Woche philosophiert), die ich aber nur kapitelweise ertrage.

Märchen, die gut ausgehen, sind ja das eine. Aber dieser absolute Schwarz-Weiß-Figurenkitsch, der einem als Erwachsenen-Hörbuch zu Weihnachten angedreht wird, grenzt wirklich an Körperverletzung.

Da hätten wir einmal "Vier Pfoten und das Weihnachtsglück" von Petra Schier und zum anderen "Für immer und einen Weihnachtsmorgen" von Sarah Morgan.

Beide Hörbücher lassen sich eigentlich mit der selben Kurzbeschreibung zusammenfassen: Männchen und Weibchen, die sich ursprünglich abgrundtief hassen, kommen doch zusammen und zufällig ist noch Weihnachten.
Achja, und in ersterem Hörbuch spielt noch ein Hund eine Rolle. Sind ja ganz praktisch beim Frauenfang.

Wie gesagt, mir mangelt es im Moment an Alternativen. Bzw. verstehe, warum man dann irgendwann doch eher zum Weihnachtskrimi greift. Bei soviel Schmalz ist einem irgendwann nur noch nach Mord und Totschlag.



Sonntag, 18.30 Uhr: Ich fühle mich irgendwie ziemlich angeschlagen. So langsam macht sich die permanente emtionale Anspannung wohl auch körperlich bemerkbar. Oder die Grippeschutzimpfung tut noch ihr Übriges.

Zwar habe ich heute Morgen noch ein Märchen von meinen Schallplatten gehört ("Riquet und Mirabelle", ein französisches Feenmärchen) und auch noch eine meiner Lieblingsweihnachts-CDs eingelegt (die Lieder "Vom Geist der Weihnacht", dem Musical, was es vor einigen Jahren auf Grundlage der Weihnachtsgeschichte von Dickens gab und einfach traumhaft schöne Musik hat), aber so richtig entspannen wie gestern konnte ich mich nicht.


Wahrscheinlich auch, weil wieder der Klassiker passierte: Ich hatte gestern spontan eine Einladung zum Plätzchen backen bekommen, über die ich mich unglaublich gefreut habe - und die dann heute kurz vorher wieder abgesagt wurde.

Zack, nächstes Loch. Obwohl ich irgendwie auch schon damit gerechnet habe. Marke: WAR JA KLAR.

Vielleicht bin ich da im Moment auch ziemlich empfindlich.

Ein Abstecher zur kranken Herzensfrau hat mich auch nur traurig gemacht. Jede fühlt sich wohl gerade auf ihre Art schlecht und kann kaum für die andere da sein, wie sie es braucht.

Momentan "betrinke" ich mich gerade mit Kinderpunsch. Vom schwedischen Glögg habe ich gelernt, da zusätzlich Mandeln und Rosinen reinzupacken. Das ist sehr lecker.
Mal gucken, ob das mit meinem Hals jetzt 'ne Erkältung wird oder sich dadurch wegspülen lässt.

Habt einen schönen Abend. Ich bin schon unglaublich bettschwer.

18 Kommentare:

  1. Ich hoffe, du kannst dich mit diesen schönen Erinnerungsstücken ein wenig aus der verständlichen Schwermut rausreißen! Alte Hörspiele und Filme aus der Kindheit funktionieren bei mir auf jeden Fall auch als Tröster - viele Erinnerungen sind bei mir mit bestimmten Tonschnipseln verbunden. Eine meiner frühesten Weihnachtserinnerungen ist, dass bei uns im Advent immer zum einen eine CD mit alten Weihnachtsliedern (Bing Crosby, Elvis, ...) lief und zum anderen diese Weihnachts-CD von Mariah Carey. Das gehört also auf jeden Fall dazu.

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    1. Der Vormittag mit den Kinderschallplatten war erstaunlich schön. Es war ein Treffen mit Freunden, die man ewig nicht gesehen hat und mit denen nun alte Erinnerungen hoch kommen. Zum Teil habe ich die Geschichten auch regelrecht neu entdeckt, weil ich sie so lange nicht gehört habe.

      Insofern kann ich das mit den Erinnerungen und den Tonschnipseln sehr gut nachvollziehen.

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  2. Es tut mir leid, dass dieses Jahr die Weihnachtszeit für dich so schwer ist. Ich hoffe, du kannst dir mit der Herzensfrau im Laufe der Zeit eigene Weihnachtstraditionen schaffen.
    Ich habe das Gefühl, dass zu Weihnachten auch ein irrsinniger Druck von der Gesellschaft aufgebaut wird, dass das zwangsläufig ein schönes Familienfest sein muss. Das ist jetzt natürlich jammern auf sehr hohem Niveau, aber wir haben einige gröbere Baustellen in der Familie und obwohl ich Weihnachten mag, warte ich eigentlich nur darauf, dass das eigentliche Fest vorbei ist.

    Ich hoffe, du hast heute trotz allem einen schönen Sonntag und findest noch weitere Weihnachtslektüre, die nicht nur Kitsch und Schmalz ist.

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    1. @ Neyasha

      Ja, dieser Druck ist definitv da. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du dennoch ein wundervolles Weihnachten hast.

      Ich "betrinke" mich gerade mit Kinderpunsch. *lol*

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  3. Wenn ich lese, wie du deine Zeit mit den Märchen und Schallplatten verbringst, dann scheinst du doch langsam einen Weg zu finden mit deinen Gefühlen rund um die Weihnachtszeit fertig zu werden. Pass gut auf dich auf und wenn es dir in den nächsten Tagen zu viel wird, dann gönn dir auch eine Auszeit (und sei es, dass du dich für ein paar Tage krankschreiben lässt).

    Was Märchen angeht, so lese ich die ja regelmäßig und gern, das sind ja nun keine Kindergeschichten, sondern traditionelle Erzählungen für eine breitgefächerte Zuhörerschaft gewesen. :)

    Oh, und wenn ich "Kitsch" an Weihnachten haben möchte, dann greife ich auch gern zu alten Filmen. In diesem Jahr freue ich schon sehr auf "Wir sind keine Engel" - Humphrey Bogart in einer Weihnachtskomödie zu sehen ist auf jeden Fall sehr wohltuend! ;)

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    1. @ Konstanze

      "Wir sind keine Engel" habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Unvergessen der Heiligenschein, den auch Schlange Adolf zum Schluss bekommt. *lach*

      Danke, dass Du mich daran erinnert hast. ;))

      Ansonsten finde ich den Begriff "Auszeit" gerade wirklich verlockend. Ich bin definitiv am Limit, sowohl nervlich als auch körperlich. Ich denke darüber nach. ;)

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    2. Schließlich spielt die Schlange eine sehr wichtige Rolle, da kann man ihr den Heiligenschein ja nicht verwehren! *g*

      Gern geschehen! Auch wenn mir heutzutage die eine oder andere "problematische" Szene bei den alten Filmen auffällt, finde ich sie in der Regel sehr erholsam. Ich mag den Rhythmus, in dem die Handlung erzählt wird, ich mag die Dialoge und in der Regel mag ich auch die Schauspieler sehr - alles drei Dinge, die ich nicht ganz so oft bei aktuelleren Produktionen finde. ;)

      Dann nimm dir die Auszeit! Die Seele kann schließlich genauso krank sein wie der restliche Körper und dann sollte man ihr auch Zeit und Aufmerksamkeit widmen und nicht weiteren Stress zufügen, weil man denkt, dass man funktionieren muss. :)

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    3. Hab mir den Film gestern auch gleich noch bei Prime gesucht. ;)) Was sind für Dich die "problematischen" Szenen?

      Ansonsten habe ich heute eine verständnisvolle Ärztin gefunden und bin Euch sehr dankbar, dass Ihr mich da mehr oder weniger hingeschickt habt. Das war eine wirklich gute Idee (auch wenn mich das schlechte Gewissen bezüglich meiner Arbeit gerade auffrisst).

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    4. Liebe JED,
      großartig, dass du den Schritt zur Ärztin gemacht hast und auch eine gefunden hast, die dich unterstützt!

      Das mit dem schlechten Gewissen kann ich zwar gut nachvollziehen, würde mir vermutlich auch so gehen, aber wenn du vollkommen angeschlagen in der Arbeit sitzt und dadurch unkonzentriert arbeitest, bringt das doch auch niemandem was - davon abgesehen ist das Allerwichtigste jetzt sowieso, dass du auf dich und deine Gesundheit achtest!

      Nutze die Auszeit, um viel für dich zu tun, ohne dich zu stressen. Mach das, was dir guttut und sich für dich gut anfühlt. Gönn deiner Seele und deinem Körper die Erholung! Und sollte deine Ärztin dir irgendwelche Therapiemöglichkeiten vorschlagen, nimm sie an. Man meint immer "Das schaffe ich schon irgendwie allein", aber ganz ohne Hilfe klappt es dann oft nur halb so gut.

      Ich wünsche dir, dass es dir bald besser geht und du dich so richtig erholen kannst! *drück*

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    5. Ich kann Ariana nur zustimmen: Gut, dass du zur Ärztin gegangen bist! :)

      Und was das schlechte Gewissen angeht: Hättest du das auch, wenn du eine Grippe oder das Bein gebrochen hättest? Kranksein kann man nicht steuern und auch wenn es für die Kollegen unangenehm ist, so ist es doch für sie genauso wichtig, dass es dir wieder besser geht und du deine Arbeit wieder gut machen kannst. Besser jetzt eine Woche daheim bleiben als später für Monate ausfallen, weil du Körper und Seele zu sehr strapaziert hast. :)

      Bei "Wir sind keine Engel" fallen mir gar nicht so viele Szenen negativ auf, auch wenn ich fast alle Momente mit der süßen und naiven Tochter etwas schwierig finde. Aber bei vielen anderen Filmen - egal, wie sehr ich sie liebe - habe ich aus heutiger Sicht Probleme mit der Darstellung der Frauen. Wobei mir auch bewusst ist, dass viele dieser problematischen Szenen zwar aus heutiger Sicht schwierig sind, aber für damalige Zeiten überraschend gut und modern geschrieben waren. :)

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  4. Mir ging ähnliches durch den Kopf wie Konstanze. Was ich für mich merke ist, wie ich schon an anderer Stelle erwähnt habe - ich mich auf die schönen Erinnerungen konzentriere. Ich vermisse meine Eltern und meine Geschwister (zur Klarstellung: ich habe noch entfernte Familie, allerdings ist da der Kontakt kaum da) und manchmal kommt das auch besonders heftig hoch. Ich erinnere mich an meine heftige Reaktion, als ich "Ardalen" gelesen habe, aber häufig ist damit dennoch ein "gutes" Gefühl verbunden. Sie waren Teil meines Lebens, sie sind immer noch bei mir, sie gehören zu mir und das ist dieses irgendwie traurig-schöne Gefühl. Und so merkwürdig es sich anhört, das Weinen bei Ardalen tat mir gut; ich packe Dinge auch ganz gern mal weg, die eigentlich raus müssen, und z.B. diese Graphic Novel gab mir ein Ventil.

    Ich will und werde mich nicht schlecht deswegen fühlen, weil ich mich gerade zurückziehen möchte, um allein zu sein, sei es, weil ich meiner Traurigkeit nachgeben oder mich anderweitig beschäftigen möchte. Ich weiß, dass ich Freunde habe, mit denen ich darüber reden kann, wenn ich es möchte - die aber auch akzeptieren und respektieren, dass ich mich dagegen entscheide; ich liebe meine Freunde dafür, dass ich ich sein kann.

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    1. @ Natira

      Das ICH-SEIN-Können ist wirklich unglaublich wertvoll. Leider gibt es nur sehr wenige Menschen, bei denen das funktioniert. Meist sind das die, die ähnliches erlebt haben. Das ist wie mit Luna Lovegood in HARRY POTTER, die diese speziellen Tiere sehen kann. Für mich ein absolut treffendes Synonym für die Trauer, die man nur kennt, wenn jemand so nahestehendes gestorben ist.

      Der Rest schwankt zwischen :
      "Das ist doch jetzt schon länger her, das muss doch jetzt mal wieder gut sein." (eine "Freundin" hat mir das bereits 10 Tage nach dem Tod meiner Mutter erzählen wollen - ist nicht mehr meine Freundin).

      ODER
      "Wenn Du das oder das machst, dann geht es Dir garantiert besser."

      ODER
      "Ich VERSTEHE das total. ABER...."

      ODER
      ... ist gar nicht erst anwesend bzw. geht mir in der Zeit lieber aus dem Weg.

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    2. Wie interessant, dass Deine damalige Freundin meinte beurteilen zu können, wie Dein Trauerprozess abläuft. Auch wenn es wiederkehrend Elemente in ihm gibt, so ist er dennoch für jeden Trauernden einzigartig und dann auch noch davon abhängig, um wen getrauert wird. *denKopfschüttelt*

      Fühl Dich umarmt! Und ich drücke die Daumen, dass Dich nur eine kleine Erkältung und kein grippaler Infekt erwischt hat.

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    3. Ich umarme Dich zurück. Nein, kein grippaler Infekt. Definitiv meine Psyche. Aber ich habe heute diesbezüglich eine sehr verständnisvolle Ärztin gefunden.

      Und höre gerade das Weihnachtsalbum von Gayle Tufts, von dem ich gar nicht weiß, wie es in meinen Besitz gelangt ist. Aber es ist unglaublich lustig.

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  5. Ich schließe mich dem an, was die anderen schreiben. Ich glaube, immer nur "funktionieren" zu müssen, ist nicht gut. Wenn es dir nach weinen ist, dann weine. Was Natira über den Druck von außen sagt, stimmt. Weihnachten "muss" so und so sein, meint die Welt - das ist aber Quatsch. Deine Idee mit den alten Schallplatten ist genau richtig - wenn es dir dabei gut geht, dann mach das. Wecke die Erinnerungen an die schöne Zeit mit deiner Mutter und versuch, dir diese Erinnerungen und die schönen Gefühle, die du dabei hast, ins Heute herüberzuretten. Und wenn's nicht anders geht, lass dich krankschreiben. Der Zwang, zu funktionieren, macht dich sonst noch mehr kaputt! Lass dir auch nicht von anderen "vorschreiben", wie du Weihnachten verbringen sollst. Klar, sie meinen es aufrichtig gut, wenn sie dich zu sich einladen. Aber wenn du lieber allein sein magst, dann ist das für dich eben richtig.

    Zu deiner Frage: Bei mir gehört die Hörfassung von Ludwig Thomas "Heilige Nacht" zu Weihnachten dazu (darüber habe ich hier schon mal geschrieben: https://meinbuechertagebuch.wordpress.com/2013/12/26/gehort-ludwig-thoma-heilige-nacht-horbuch/). Ich habe diese Hörfassung schon als Kind gehört, ganz früh am Morgen des Heiligen Abends, eingekuschelt in meine Decke. Diese Erinnerungen kommen bei mir immer hoch, wenn ich sie wieder höre. Außerdem erinnern mich die Stimme des Sprechers und sein Bairisch an meinen Opa, das macht es für mich noch schöner. Kann vermutlich sonst niemand nachvollziehen, aber wichtig ist ja die Wirkung, die das Ganze auf mich hat. ;-)
    Der "Klassiker", nämlich "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", gehört bei mir auch zu Weihnachten, wie auch diverse andere tschechische Märchenfilme, weil ich die auch als Kind im Advent immer geguckt habe, wenn sie im Fernsehen liefen.
    Schon spannend, dass ich mich rund um Weihnachten so in meine Kindheit zurückfühle und -versetze. Und wie es aussieht, geht das nicht nur mir so. :-)

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    1. @ Ariana

      So langsam fühle ich mich auch krank. Der emotionale Sress geht nicht spurlos an mir vorbei und ich frage mich wirklich, ob ich mich in der nächsten Woche noch quälen soll. Mal schauen, wie es mir morgen beim Aufwachen geht. Meist schleppe ich mich dann doch, nur um dann krank unterm Tannenbaum zu liegen. :((

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  6. Du hast das ganz toll geschrieben mit den Schallplatten! Sie sind ja wieder richtig im Kommen, aber ich erinnere mich an Platten nur noch aus meiner Kindheit - da habe ich die Märchen rauf und runter gehört und mir stundenlang die Hüllen dazu angeschaut, auf denen unglaublich viele Details abgebildet waren.
    Jetzt spiele ich gerade ein wenig mit dem Gedanken, mir irgendwann mal wieder einen Plattenspieler anzuschaffen - wer weiß. Eines meiner Lieblingsmärchen damals war "Schneeweißchen und Rosenrot". Die Platte ist im Laufe der Jahre weggekommen, aber ich habe die Aufnahme bei Youtube gefunden und gleich gespeichert. Deine Platte mit der "Schneekönigin" sieht toll aus!

    Ich lese Märchen immer noch oft und gerne, vor allem im Winter, und dazu kommen noch jede Menge "Retellings" und weitere Märchenadaptionen. Man kann mit dem Stoff so viel machen, und es gibt die Märchen so vieler Länder zu entdecken. Und mit meiner Tochter entdecke ich jetzt die Grimm-Märchen wieder neu; es ist doch erstaunlich, wie viel man davon vergessen hat, weil die Erinnerungen so von Filmen und eben Nacherzählungen überlagert sind.

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    1. @ Kiya

      Das ist toll, dass Du das mit Deiner Tochter machst. Ich bin doch immer wieder entsetzt, wie wenig Märchen Kinder heute kennen. Und wie schlecht sie mit der etwas altertümlichen Sprache klarkommen.

      Dass mit den Hüllen anschauen kenne ich auch noch zu gut. Als Kind hatte man da Zeit und Muße. Oder war einfach achtsamer? Ich habe das jedenfalls auch geliebt.

      Danke, dass Du mich daran erinnert hast.

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