Dienstag, 30. Juni 2009
REZENSION: Die Hitzkammer
Kurzbeschreibung
Der Alchemist Lapidius ist der Einzige, der der jungen Kräuterhändlerin Freyja helfen kann. Das schwer kranke Mädchen ist der Hexerei angeklagt, und Lapidius bleibt nicht viel Zeit, die Unschuld seines Schützlings zu beweisen ...
Kirchrode im Harz im Jahre 1547: Hier wird der Alchemist Lapidius um medizinische Hilfe in einem diffizilen Fall gebeten. Das junge Kräuterweib Freyja Säckler, das der Hexerei angeklagt wird, ist unter der Folter zusammengebrochen. Lapidius ahnt, dass Freyja mit der Syphilis infiziert ist, die in jenen Tagen ganz Europa wie eine Seuche überzieht.
Lapidius ist nicht nur überzeugt, dass die junge Frau zu Unrecht angeklagt ist, er weiß auch, wie er sie heilen kann: durch eine Kur in seiner Hitzkammer. Man gewährt ihm drei Wochen, doch die Zeit wird knapp, als Frauenleichen gefunden werden, in deren Körper Freyjas Initialen eingeritzt sind ...
Meine Meinung
Ich bin sofort in die Geschichte reingezogen worden. Wolf Serno versteht es, wirklich nur das zu schreiben, was für die Geschichte Bedeutung hat und gleichzeitig das Gefühl von Realität zu vermitteln. Für mich ein sehr guter Mittelalterroman.
Zumal ich mir nie wirklich klar gemacht habe, was Medizin im Mittelalter mit geringsten Mitteln bedeutete. Und welche Experimente man machte, um letztlich zu dem zu kommen, was für uns heute selbstverständlich ist. Die Behandlung in der so genannten Hitzkammer muss die Hölle gewesen sein.
Aber dies ist kein medizinisches Buch, sondern vor allem ein superspannender und zugleich ziemlich gruseliger Mittelalterroman. Der mal wieder vom Aberglauben seiner Bewohner lebt. Lapidius ist als Forscher dagegen eher ein Mann der Zukunft, der sich so leicht nicht schrecken lässt. Zugleich aber auch ein wahnsinnig menschlicher Alchemist, dem neben seinen Forschungen auch menschliche Fehler unterlaufen.
Das macht das Buch auch so spannend. Es läuft eben nicht alles geradlinig, sondern durchaus realistisch. Und scheinbar ist das ganze Dorf in die seltsamen Geschehnisse verstrickt. Der Leser tappt wirklich bis zum Schluss im Dunkeln. Ich habe das Buch permanent mit mir herumgeschleppt, weil ich immer wissen wollte,wie es weitergeht. Das macht für mich ein sehr gutes Buch aus!
Fazit
Endlich wieder ein großartiger Autor historischer Bücher! Ich bin total von Wolf Sernos Schreibstil begeistert. Obwohl ich ja - um der Wahrheit die Ehre zu geben - immer eher gedacht habe, dass Frauen die besseren Autoren historischer Romane sind, weil sie sich besser in die Menschen damals hineinversetzen könnten. Bei Wolf Serno wurde ich eines besseren belehrt! In der "Hitzkammer" gibt es so witzige, menschliche und wahnsinnig realistische Figuren, dass man sich nach Zuklappen des Buchdeckels gar nicht von ihnen trennen mag. Mehr davon!!!
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