Montag, 20. Februar 2023

LESESONNTAG im Februar - 19.02.2023 (Nachgetragen am Montag)

Gestern war ich schon ganz früh auf den Beinen, da ich im Moment mit einer Freundin die letzten Tage der Eislauf-Saison auskoste und viel mit ihr Schlittschuhlaufen gehe. 

Allerdings bin ich auch immer total platt danach. Dewegen habe ich danach nur noch ein Nachmittagsschläfchen gehalten und dann zwar noch etwas gelesen, aber ich konnte mich nicht richtig dazu motivieren, den Rechner anzuschalten und auch etwas dazu zu posten.

Das will ich heute kurz nachholen, denn ich lese gerade ein wirklich beeindruckendes Buch über die Zeit der Cholera in Hamburg, wovon es ja schon einige davon gab. 

"Die Hafenschwester" hatte ich hier bereits einmal vorgestellt, später mochte ich auch "Elbstraße 7" sehr.

 "Die Krankenschwester von St. Pauli" (LINK zu AMAZON) toppt aber meiner Ansicht nach alle diese Bücher, da hier wirklich mal das Gängeviertel in all seinem Schmutz und seiner Kriminalität und Enge regelrecht lebendig wird.

Rebecca Maly schreibt unglaublich eindrucksvoll und ich habe das Buch jetzt in kürzester Zeit ausgelesen und freue mich schon auf die bereits erschienen Nachfolgebände 2 und 3.

Lasst es Euch gut gehen und bis hoffentlich zum nächsten Lesesonntag!


Sonntag, 22. Januar 2023

REZENSION: Die Kinder sind Könige (von Delphine de Vigan)

Titel: Die Kinder sind Könige (LINK zu AMAZON)

Autor: Delphine de Vigan

Verlag: Dumont

Seiten: 320 Seiten

 

Kurzinhalt (Verlagstext):

Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie ›Big Brother‹. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche YouTuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Methoden der Ermittlung in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind …

 

Meine Meinung:

Das Buch ist mir von Soleil empfohlen worden und ich habe es in kürzester Zeit durchgelesen. Mich beschäftigt das Thema in letzter Zeit extrem, dass viele Menschen ihr Leben mehr und mehr in die sozialen Netzwerke verlagern und regelrecht davon abhängig sind. 

Was es bedeutet, wenn Kinder, die nicht selbst entscheiden können, regelmäßig ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, ja jeder Entwicklungsschritt dokumentiert, kommentiert und zu "Allgemeingut" werden, beschreibt de Vigan in diesem Buch anhand einer Familie beispielhaft.

Dabei steht zunächst die Mutter im Mittelpunkt des Geschehens, deren Wunsch nach Bekanntheit sie zunächst zu Reality-Formaten und dann ins Internet führt. Es wird aufgezeigt, wie viele Menschen dieser Generation vom schnellen Ruhm träumen, der heute keine wirkliche "Leistung" mehr voraussetzt, sondern einfach "nur" möglichst viel von sich öffentlich zu zeigen. So dass andere deren Leben miterleben können (ob dieses nun der Realität entspricht, sei mal dahin gestellt).

Welchen Preis vor allem die Kinder dafür zahlen, die keinerlei Entscheidungsfreiheit haben, zeigt de Vigan eindrücklich. Denn letztlich ist die Geschichte der Entführung nur ein Teil des Buches. Der andere weist in die Zukunft, die noch vor uns liegt. Und beschreibt die Auswirkungen, die die ständige Verfolgung mit Kameras bei Menschen haben kann (und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch wird).

 

Fazit:

Wichtiges Thema, eindrücklich behandelt. Leider war mir der Bruch in der Geschichte zwischen der Entführung und der Zukunft zu abrupt. Als wäre der Autorin an dieser Stelle nichts mehr eingefallen. Ich hoffe, dass das Thema noch viel mehr Beachtung findet.



 

Freitag, 20. Januar 2023

REZENSION: Coraline (von Neil Gaiman)

 Titel: Coraline (LINK zu AMAZON)

Autor: Neil Gaiman

Verlag: Arena

Seiten: 176 Seiten


Kurzinhalt:

Coraline ist mit ihren Eltern in ein düsteres altes Haus gezogen. Die Nachbarn sind reichlich merkwürdig: Der verrückte Herr mit Schnurrbart erzählt von seinem Mäusezirkus, die schrulligen Schauspielerinnen warnen sie vor dem tiefen Brunnen im Garten. Eines Tages stößt sie im Haus auf eine zugemauerte Tür. Und sieht dort dunkle Schatten verschwinden. Was verbirgt sich dahinter?

 

Meine Meinung:

Da ich immer wieder gern Listen mit Büchern durchstöbere, die man (nach der jeweiligen subjektiven Meinung) unbedingt gelesen haben muss, stieß ich kürzlich auf einer Liste für Kinder auf das Buch "Coraline". Und war echt ratlos. Denn die meisten Bücher besagter Listen kenne ich zumindest dem Namen nach. Aber "Coraline"?

Besonders erstaunt war ich, dass ich im Zusammenhang mit dem Buch immer wieder auf den Begriff "Klassiker" stieß. Ein Klassiker, der mir bis dahin wirklich entgangen war? Also lieh ich es mir gleich beherzt aus der Online-Bibliothek, um diese Bildungslücke zu schließen.

Und hatte beim Lesen immer mehr Fragezeichen über dem Kopf. Denn selbst ich fand es zum Teil unheimlich gruselig. Im Vergleich zu Märchen, die oft auch als "grausam" herangezogen werden, ist der fantastische Hintergrund für mich als Kind immer klar gewesen, aber "Coraline" spielt im Prinzip in unserer Realität und könnte tatsächlich so stattfinden.

Okay, eine Katze fängt plötzlich an zu sprechen, aber Katzenbesitzer wissen: Das ist ihnen durchaus zuzutrauen. *lach*

Mit der Einsamkeit von Coraline, deren Eltern wenig Zeit für sie haben, dem Nachbarn, der sich ihren Namen nicht richtig merken kann und den schrulligen alten Damen nebenan können sich sicher einige identifizieren. Auch damit, dass man als Kind dann oft auf seltsame Ideen kommt und Räume erkundet, die man eigentlich nicht erkunden soll.

Was mich gewundert hat, ist eine ziemliche Emotionslosigkeit, die Coraline an den Tag legt - bis hin zu fehlender Angst, die man an vielen Stellen mehr als erwarten würde.

Dass das Buch insofern als eine "Novelle über das Überwinden der eigenen Ängste" [WIKIPEDIA] gefeiert wird, befremdet mich. Denn genau diese Ängste habe ich bei dem Kind die ganze Zeit vermisst, so dass sie für mich seltsam flach blieb, während mich selbst die Ereignisse immer mehr verstörten.

Diese sind ohne Frage einfallsreich, aber meiner Ansicht nach nicht für Kinder geeignet. Um Kinder dazu zu ermutigen, eigene Ängste zu überwinden, gibt es sicher andere Bücher.

 

Fazit:

Was macht einen Klassiker zu einem Klassiker? Auch auf die Gefahr hin, mir mit dieser Lesart nicht viele Freunde zu machen: Ich bin mit der Hauptperson leider überhaupt nicht warm geworden und stelle hier insofern lieber die illustrierte Ausgabe vor, in der Hoffnung, dass diese dabei hilft, sich mehr in die Geschichte hineinzufinden. Tatsächlich zeigt die gezeichnete Coraline mehr Angst als der Text hergibt.

Mir persönlich war die Geschichte zu gruselig, emotional oft zu flach und nicht unbedingt das, was ich weiterempfehlen würde.





Sonntag, 15. Januar 2023

LESESONNTAG im Januar - 15.01.2023

16:30 Uhr: Ich steige heute etwas spät in den Lesesonntag von Konstanze ein, wobei ich sagen muss, dass ich mit dem gestrigen Tag eher einen Lesesamstag hinter mir habe. 

Nachdem ich mich Freitagabend ziemlich im Fitnessstudio ausgepowert hatte und Samstag ein Großteil meiner Freunde mit sich selbst beschäftigt war, habe ich mich dann mit meinem neuen Tolino und etwas Muskelkater auf die Couch verzogen und gleich drei Bücher ausgelesen: 

Zunächst Coraline (LINK zu AMAZON zu einer wirklich schönen Schmuckausgabe) von Neil Gaiman. 

Dieses Buch habe ich in einer Liste von Kinderbüchern gefunden, die man angeblich gelesen haben MUSS. Ich mag solche Listen und studiere sie immer mal wieder regelmäßig, um zu überprüfen, dass ich "auf dem Laufenden" bin. Tatsächlich hat mir aber dieses Buch überhaupt nichts gesagt. Und ich bin mir nach dem Lesen nun auch nicht sicher, ob ich dieses wirklich gruselige Buch auf so eine Liste gesetzt hätte. Diese scheint mir zu sehr von Erwachsenen beeinflusst. Meine Rezension dazu folgt in den nächsten Tagen.

Dann hatte mir Soleil "Die Kinder sind Könige" (LINK zu AMAZON) von Delphine de Vigan empfohlen, nachdem ich von meiner Abgenervtheit gegenüber Menschen berichtet habe, deren Leben immer stärker von den sozialen Medien beeinflusst werden bzw. die meinen, dass sie nur leben, wenn sie ihre Erlebnisse permanent posten und dafür genug LIKES erhalten.

Das Buch habe ich tatsächlich sehr schnell ausgelesen, denn es bearbeitet ein Thema, dem dringend Beachtung geschenkt werden sollte: Wie einige Eltern ihre Kinder ständig mit Handy und Kamera verfolgen, dies im Internet zur Schau stellen, damit Geld verdienen und welche Auswirkungen dies auf die späteren Erwachsenen hat.

Das Thema wird mich noch weiter beschäftigen. Mein derzeitiges Hörbuch "Generation lebensunfähig. Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden" (LINK zu AMAZON) passt auch gut dazu.

Und schließlich habe ich "Vom Zauber der Rauhnächte" endlich ausgelesen (LINK zu AMAZON) - immerhin sind diese inzwischen vorbei. Das Buch habe ich schon vor ein paar Tage rezensiert (👉siehe hier).

Danach habe ich noch weiter im 1. Band um die Lockwood-Geisterjäger (LINK zu AMAZON) geschmökert - auch ein ziemlich gruseliges Jugendbuch. 

Aber irgendwie war dann ausgerechnet heute zum Lesesonntag die Luft raus.

Bzw. war mir dann doch mehr nach Bewegung, so dass ich heute Mittag erstmal 2h laufen war und seitdem faul vor meinem Tablet hänge und "The closer" (LINK zu AMAZON) binge, was auf TLC seit einiger Zeit wiederholt wird. Eine Serie mit einer starken weiblichen Hauptdarstellerin, die ich vor einigen Jahren sehr gemocht habe.

Lesen und Geister jagen mit Lockwood  Co. werde ich insofern sicher erst heute Abend wieder. 

Ich hoffe, Ihr habt einen schönen Lesesonntag oder lasst es Euch auch anderweitig gut gehen.

Seid lieb gegrüßt,





Donnerstag, 12. Januar 2023

REZENSION: Aber Töchter sind wir für immer (Hörbuch)

Titel: Aber Töchter sind wir für immer (LINK zu AMAZON)

Autorin: Christiane Wünsche

Sprecherinnen: Tanja Fornaro, Valerie Niehaus, Lisa Hrdina

Länge: 11Std., 44min. 


Kurzinhalt (Verlagstext):

Schon lange haben sich die drei Schwestern Johanna, Heike und Britta nicht mehr gesehen. Zu verschieden sind sie, zu weit entfernt voneinander leben sie, zu groß ist das Unbehagen, irgendwie. Jetzt treffen sie sich wieder in ihrem Elternhaus am Bahndamm, inmitten der weiten Felder am Niederrhein.
Hier, in diesem Haus, fing alles an: Das mit ihren Eltern Christa und Hans, verbunden durch die Wirren des Krieges. Das Leben der Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das mit Hermine. In diesem Haus geschah so vieles und wurde so vieles verschwiegen. Bis zu diesem einen Tag.

 

Meine Meinung:

Der Verlagstext klingt dramatischer als die eigentliche Geschichte des Buches sich nachher gestaltet. Und dennoch hat sie mich unheimlich gefesselt und ist mein erstes literarisches Highlight des Jahres 2023. 

Tatsächlich geht es um eine Familie mit 4 Töchtern, die alle sehr unterschiedlich sind (was auch schon der Tatsache geschuldet ist, dass sie z.T. einen Altersunterschied von über 20 Jahren haben) und in einem kleinen Häuschen an einem Bahndamm groß werden. 

Was mich besonders fasziniert hat, ist die Erzählperspektive des Buches, da wirklich jede der Figuren (auch Vater und Mutter) einen eigenen Erzählstrang bekommen. Und der hat es oft in sich.

Insofern geht es in diesem Buch auch um Schuld und Vergeben. Eingebettet in die Deutsche Geschichte seit dem 2. Weltkrieg. Die ebenfalls an den Figuren rüttelt.

Dabei kann es passieren, dass ein und dasselbe Erlebnis mehrfach im Buch auftaucht, aber durch die unterschiedlichen Charaktere und Alter der Personen ganz unterschiedlich wahrgenommen wird und sich so erst nach und nach ein tatsächlicher Gesamteindruck herstellen lässt.

Dies lässt einen auch gleich ganz anders die eigene Wahrnehmung hinterfragen, die sich immer von der anderer unterscheidet. Es lässt einen aber auch einen ganz anderen Blick auf jeden einzelnen Menschen haben, den man mit seiner eigentlichen komplexen biografischen Geschichte, seinem persönlichen Hintergrund, seinen Gedankengängen niemals so im Ganzen erfassen kann. 

Es sei denn man interessiert sich wahrhaftig für sein Gegenüber, was leider die wenigsten Menschen tun. Was aber letztlich einen sehr viel mehr Verständnis für das mögliche seltsame Verhalten des einen oder anderen aufbringen ließe. 

Das ist für mich der eigentliche Kern dieser Geschichte, die letztlich von einer wunderbaren Familie handelt.

 

Fazit:

Familiengeschichte, die einen einen Blick hinter die Fassade jedes einzelnen erlaubt, Entwicklungen miterleben lässt und gleichzeitig auch eine großartige Zeitreise durch die Deutsche Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis heute.



Mittwoch, 4. Januar 2023

REZENSION: Vom Zauber der Rauhnächte

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte. Weissagungen, Bräuche und Rituale für die Zeit zwischen des Jahren (LINK zu AMAZON)

Autorinnen: Vera Griebert-Schröder, Franziska Muri

Seiten: 128

Verlag: Irisana

 

Kurzinhalt:

Es ist eine geheimnisvolle Zeit, die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar, auch "Rauhnächte" genannt. Nach altem Volksglauben sind diese Nächte eine Vorbereitung auf das kommende Jahr. Viele Brauchtümer, Orakel und Erzählungen ranken um sie. Neben Wissenswertem und spannenden Geschichten rund um die Rauhnächte erfahren Sie neue praktische Deutungen für die alten Bräuche. Aber auch Orakel, allerlei kreative Rituale und Wunderbares für Kinder befinden sich in diesem zauberhaft illustrierten Geschenkekoffer voller Ideen. Für jede Rauhnacht gibt es eine extra Seite - ein Zyklus, der Ihnen in verdichteter Form das ganze Potenzial dieser inspirierenden Zeit offenlegt. Stellen Sie die Weichen für ein kraftvolles, glückliches neues Jahr!

 

Meine Meinung:

Als ich ein Kind war, bin ich mit dem Wissen aufgewachsen, dass "man" zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche wäscht. Eine wirkliche Erklärung gab es dafür nicht. Und dennoch hab ich dies weiter beibehalten, seit ich ausgezogen bin und meine eigene Wäsche wasche. Auch wenn ich auf Dauer mehr und mehr Fragen dazu hatte.

Inzwischen weiß ich, dass dieser Brauch mit den "Rauhnächten" zu tun hat, die tatsächlich eher zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag verortet werden. Und dass auf die Art verhindert werden soll, dass sich "die wilde Jagd" in den aufgehängten Wäschestücken verfängt.

Vor allem in Süddeutschland gibt es noch sehr viel mehr Bräuche, die mit diesen 12 Nächten "zwischen den Jahren" zusammen hängen. Was mich auch sehr fasziniert, da meine Familie eher aus dem schlesischen Raum stammt. Woher also der "Wäscheglaube"?  

Je älter ich werde, umso mehr beschäftige ich mich mit den Rauhnächten. Zuletzt bin ich diesbezüglich auf das Buch "Vom Zauber der Rauhnächte" gestoßen, in dem der historische Hintergrund und die verschiedenen Glaubensrichtungen sehr gut aufgearbeitet werden.

So wusste ich vorher z.B. nicht, dass die Märchenfigur der "Frau Holle" ebenfalls eine große Rolle in den Rauhnächsten spielt.

Interessant fand ich auch den Zusammenhang zwischen den 12 Nächten und den kommenden 12 Monaten. Sie sind insofern nicht nur eine Zeit der Aufarbeitung des letzten Jahres, sondern auch eine Vorbereitung auf das Neue. 

Leider habe ich das Buch zu spät im Jahr zu lesen begonnen, so dass ich mich auf die Vorschläge für jede der einzelnen 12 Nächte nicht einlassen konnte. Denn das braucht man auf jeden Fall für die Rauhnächte: Zeit.

Allerdings fand ich die Ideen der Autorinnen zu den Rauhnächten allgemein auch etwas oberflächlich. Aber letztlich sollen sie wohl auch nur Anregungen für eigene Ideen sein.


Fazit:

Absolut tolles Buch, wenn man sich für umfangreich recherchierte Hintergründe der Rauhnächte interessiert - mit etwas "dünnen" Vorschlägen in der persönlichen Umsetzung.

 

👉Empfehlung: Sehr viel besser in der Umsetzung der Vorschläge hat mir da vor einigen Jahren das Buch "Achtsam durch die Rauhnächte gefallen" (meine Rezension hier).



Montag, 2. Januar 2023

Meine (literarischen) Highlights 2022

Literaturverfilmung des Jahres: Der Gesang der Flusskrebse

Kurzinhalt: Als junges Mädchen wird Kya von ihren Eltern verlassen. Auf sich allein gestellt, wächst sie in den gefährlichen Sümpfen von North Carolina auf und entwickelt sich zur scharfsinnigen und zähen jungen Frau. Jahrelang geisterten Gerüchte über das „Marschmädchen“ durch das nahegelegene Örtchen Barkley Cove und schlossen sie von der Gemeinschaft aus. Als sich Kya zu zwei jungen Männern aus der Stadt hingezogen fühlt, eröffnet sich für sie eine neue, verblüffende Welt. Doch als einer von ihnen tot aufgefunden wird, sieht die Gemeinde sofort in Kya die Hauptverdächtige. Der Fall wird immer mysteriöser, niemand weiß, was tatsächlich passiert ist – und es droht die Gefahr, dass die vielen Geheimnisse, die im Sumpf verborgen liegen, ans Licht kommen...

Bereits das Buch von Delia Owens hat für Furore gesorgt und ich bin mehrfach darauf angesprochen worden. Da ich leider bisher keine Zeit gehabt hatte, es zu lesen, wollte ich zumindest den Film sehen. Und war unglaublich bewegt. Ich glaube, ich habe noch nie soviel in einem Film geweint, wie in diesem. Allein die Vorstellung von diesem Kind, was allein gelassen wird und es schafft zu überleben.

Aber auch die Bilder, die im Film gezeigt werden, die Marschlandschaft als auch die späteren Zeichnungen von Kya haben viel in mir zum Klingen gebracht. 

Ein Film, der unglaublich lange nachhallt. Bis heute habe ich mich nicht an das Buch gewagt. Was eine seltsame Reihenfolge für mich ist. Aber einfach unglaublich viel über die Tiefe dieses Films aussagt.


Buch des Jahres: Die Geschichte der Bienen

Kurzinhalt: England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.

Das Buch ist mir von einer Freundin empfohlen worden, die sonst nur Sachbücher liest. Das allein hat meine Neugier geweckt. Das eigentlich einfache und wohl deswegen so ausdruckstarke Cover des Buches hat mich jedes Mal beeindruckt, wenn ich das Buch in die Hand genommen habe: eine tote Biene, die auf der Seite liegt.

Ich fand besonders den Erzählfaden, der aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesponnen wird, einen unglaublichen spannenden Plot, zumal beim Lesen immer deutlicher wird, wie stark all diese Figuren (und die Geschichte der Bienen) zusammenhängen.

Und letztlich ist dieses Buch in gewisser Weise auch ein Sachbuch, denn was anhand fiktiver Menschen dargestellt wird, ist letzlich die Realität (der Bienen), in der wir leben und die kaum noch zu stoppen ist. Ich habe jedenfalls noch sehr viel über diese Tiere lernen dürfen.

Den 2. Band der Reihe, der sich mit unserem Wasser beschäftigt, habe ich noch nicht gelesen, hoffe aber auf ähnlich eindrückliche Zeilen.


Hörbuch des Jahres: The Circle

Kurzinhalt: Huxleys schöne neue Welt reloaded: Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz - so ein Ziel der "weisen drei Männer", die den Konzern leiten - wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles...

Da mich die Frage, wie sehr uns die sozialen Medien beeinflussen und auch Stück für Stück von unserer eigentlichen Realität nehmen, seit einiger Zeit unglaublich bewegt (gerade weil ich dies bei immer mehr Menschen meiner näheren Umgebung erlebe), hat mich dieses Buch sehr interessiert. Ich habe es eher zufällig in meiner Hörbuch-App beim Stöbern entdeckt und bin sofort in den Sog der Geschichte geraten. 

Es wird schnell deutlich, welchen Preis Mae für ihre "Internetidentität" zahlt, auch wenn sie sich eher wie im Märchen fühlt. Doch sie hinterfragt das nicht, wie so viele andere auch.

Dass ein Leben im Internet und die dortige Aufmerksamkeit aber eben letztlich kein Leben ist, wird immer deutlicher, je länger man zuhört und bemerkt, wie stark sich die "Schlinge" regelrecht zuzieht und auch wir schon im Sog all dessen sind. Und wie viele Menschen nicht darüber nachdenken.

Ich habe 2022 (schon im Vorfeld, aber danach noch verstärkt) mich aus vielen sozialen Medien verabschiedet und mich ernsthaft gefragt, warum man dieses oder jenes eigentlich öffentlich posten muss. Tatsächlich schaue ich mittlerweile sehr viel kritischer auf Menschen, die dies unbedacht tun und denen das Mediale soviel wichtiger als das, was sie tatsächlich umgibt.