Autor: Karen Chance
Seiten: 400
Verlag: Piper
Kurzinhalt:
Dorina ist eine Halbvampirin, ein so genannter „Dhampir“. Seit 500 Jahren bekämpft sie vor allem Vampire, die sie für den absoluten Abschaum hält.
Als ihre Mitbewohnerin Claire verschwindet, macht sie sich auf die Suche nach ihr. Gleichzeitig bekommt sie den Auftrag, ihren Onkel Dracula (genannt Drac) zu bekämpfen und bekommt dafür den schneidigen Vampir Louis-Cesare an die Seite gestellt. Ein Riesenproblem für die sonstige Einzelkämpferin.
Meine Meinung:
Mit diesem Buch habe ich mich wirklich schwer getan. Das hat einerseits inhaltliche, zum anderen strukturelle Gründe.
Der Plot als solcher ist ja nicht neu: Zynische Halbvampirin bekämpft mit den ihrer Rasse eigenen Superkräften alles im Umkreis, was ihr irgendwie als feindlich erscheint.
Schon das „irgendwie feindlich“ macht aber eine gewisse Schwammigkeit deutlich, die das ganze Buch durchzieht.
Denn die Beweggründe des Krieges, an dem „irgendwie“ mehrere fantastische Wesen, wie Zauberer, Elfen, Trolle u.ä. teilnehmen (die auf ein paar Seiten mal das Buch streifen, ohne wirklich Spuren zu hinterlassen), und dessen Zeuge man als Leser wird, bleiben im Dunkeln und damit auf Dauer belanglos. Man beobachtet teilnahmslos, kann sich aber nicht wirklich hineinversetzen, geschweige denn Partei ergreifen, wie ich mir das von einem guten Buch wünsche würde, dass mich dazu bringt, atemlos weiterzublättern, um zu erfahren, wie es letztlich ausgeht.
Doch hier bleibt schon die Hauptperson in ihrem völlig überzogenen Zynismus nervig. Pöbeln um des Pöbelns Willen macht auf Dauer einfach nur unsympathisch und wirkt oberflächlich.
Hinzu kommt, dass Kampfszenen so ablaufen, dass Dorina der so genannte „Dhampirwahnsinn“ überfällt, d.h., sie schaltet ihr Bewusstsein ab, bekommt nicht mit, wie sie kämpft (und der Leser natürlich auch nicht) und kommt erst wieder zu sich, wenn um sie herum alle besiegt auf dem Boden liegen. Prima Methode für eine Autorin, bestimmte Sachen einfach nicht zu schreiben.
Leider nimmt aber gerade dieses „Nicht-Schreiben“ Überhand.
Da werden Gebäude überfallen, von denen man weder weiß, wem sie gehören, noch wozu der Überfall dienen soll. Eine Feststellung der Hauptperson ist dafür symptomatisch:
„Als alle da waren, kamen die Ereignisse in Fahrt, doch nach all den Flüchen, dem Klappern von Waffen und den vielen bösen Ankündigungen, was mit den Magiern geschehen würde, wusste ich immer noch nicht, woraus der Plan bestand.“ (S.174/175).
Wenn die Protagonistin es schon nicht weiß, woher soll der Leser es dann wissen?
Die einzigen, die hier wirklich immer im Bild zu sein scheinen, sind „die Feinde“. Denn seltsamerweise findet in dieser Welt grundsätzlich auch jeder jeden. Egal, ob man mal eben durch die halbe Welt jettet, hinter der nächsten Tür lauert garantiert schon der Feind – woher auch immer der sein Wissen bezieht.
Je länger ich las, umso mehr fragte ich mich, ob es so etwas wie „gekürzte Bücher“ gibt (wie eben auch gekürzte Hörbücher“), bei denen der Sinn letztlich völlig auf der Strecke bleibt. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass ganze Seiten in meinem Buch fehlen, weil man sich mitten im Absatz plötzlich an einem völlig andrem Ort befindet, ohne dass klar ist, warum.
Zudem hat man oft das Eindruck, die Fortsetzung einer bereits bestehenden Serie zu lesen, statt den Auftakt einer neuen (wie es hinten auf dem Cover explizit angekündigt wird) – zu wenig wird erklärt, zu viel wird nur angedeutet. Das „Who is who“ und „wer gegen wen“ wird nur in Nebensätzen erwähnt, die nicht dazu beitragen, sich wirklich in diese Welt einzufühlen.
Dabei gibt es in dem Buch durchaus nette Ideen: z.B. Häuser, die sich ihre Insassen selbst aussuchen oder Zauber, die dafür Sorgen, dass sich Körperteile an anderen Stellen als den eigentlich vorgesehenen neu zusammensetzen.
Aber einzelne Puzzleteile reichen eben nicht für ein wirklich gutes Buch.
Fazit:
Wer nicht viel denkt beim Lesen, mag es versuchen. Aber es gibt wirklich bessere Bücher des Genres.
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