Donnerstag, 20. Februar 2014

REZENSION: Jauche und Levkojen (Hörbuch)


Titel:                Jauche und Levkojen
Autorin:           Christine Brückner
Länge:              4 CDs, 265 min.
Sprecherin:       Eva Mattes

♫ Hörprobe



Kurzinhalt:

Maximiliane wird im Schicksalsjahr 1918 in Pommern geboren. Der Vater ist im Krieg gefallen, die Mutter macht sich bald auf und davon nach Berlin, wo das "wahre" Leben blüht.
Maximiliane wächst als unbeschwertes Naturkind (eben zwischen Jauche und Levkojen) auf dem Gut ihrer Großeltern in Poenichen auf.
Die Nazidikatur rückt heran, doch Pommern bleibt zum größten Teil vom Gedankengut der Nazis verschont. Bis Maximiliane einen überzeugten Parteigänger heiratet.

Meine Meinung:

Ich hab vor einigen Jahren mit Begeisterung von Charlotte Link "Sturmzeit " (sowie die Fortsetzungen "Wilde Lupinen " und "Die Stunde der Erben ") gelesen, dass in Ostpreußen um die selbe Zeit spielt und eine Familie bis weit in die Zeit nach dem Mauerfall begleitet.

Ich mag solche Familiensagas, in denen man den Werdegang einzelner Personen über einen langen Zeitraum hinweg verfolgen kann und in denen die Schicksaljahre der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielen, die zu entsprechenden unausweichlichen Veränderungen im Leben der Protagonisten führen.

"Jauche und Levkojen" ist ebenfalls solch eine Geschichte, auch wenn der Fortgang der Historie hier oft schnell voran eilt und lange keine wirkliche Rolle spielt, als nur in den Briefen einzelner Angehöriger außerhalb Pommerns.

Gerade das macht aber auch die seltsame Faszination der Geschichte aus, ahnt der Hörer doch, dass hier eine Lawine heranrollt, die die bis dahin behütet aufgewachsene und im Mittelpunkt der Story stehende Maximiliane und ihre Familie regelrecht überrollen wird.

Dass sie ausgerechnet einen Nazi heiratet, scheint fast folgerichtig, so wenig ernst nimmt Pommern diese Parteigänger - und wird viele Jahre später eines Besseren belehrt.


Einer der typischen Sätze, die Maximilianes Großeltern charakterisieren, die noch einer völlig anderen Generation angehören und nun fassungslos die Historie verfolgen, ist symptomatisch für den subtilen Humor der Geschichte:
"Was gesagt werden musste, war gesagt worden, und was noch hätte gesagt werden sollen, brauchte jetzt auch nicht mehr gesagt werden."

Die Sprecherin, Eva Mattes, ist sicher vielen als Tatort-Kommisarin bekannt. Hier liest sie mit einer ruhigen Art und Weise, wie ich sie selten bei Hörbüchern erlebt habe. Obwohl sie ihre Stimme nie verstellt, um den einzelnen Figuren spezielle Charaktere zu verleihen, kann man sich jeden einzelnen wunderbar vorstellen.

Mehr als einmal musste ich laut auflachen (eine meiner Lieblingsstellen ist die, wo Maximiliane mit ihren Großeltern ein Poesiealbum mit vielen verschiedenen Schriften und Einträgen füllt, um so zu tun, als kenne sie Hinz und Kunz), obwohl Eva Mattes nie ihre Stimme erhebt, humorvolle oder dramatische Stellen besonders betont.

Dies gibt der Geschichte jedoch Raum, sich bei dem Hörer individuell zu entfalten und viele Bilder im Kopf entstehen zu lassen.

Fazit:

Großartige Familiensaga, die ruhig noch mehr hätte ausgebaut werden können und die auch noch 2 Fortsetzungen hat (Nirgendwo ist Poenichenund Die Quints). Hab mir auch gleich den Filmdazu geholt.




6 Kommentare:

  1. Ganz ehrlich, ich mag Eva Mattes als Hörbuchsprecherin deutlich lieber als als Schauspielerin, denn sie macht dieses Einlesen von Hörbüchern so gut! :D

    P.S.: Du willst die Challenge wohl unbedingt in den ersten drei Monaten beenden, oder? ;D

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  2. @ Winterkatze

    Mir macht die Challenge großen Spaß, denn endlich bin ich mal motiviert, all meine HBs zu hören. Ich höre also garantiert nicht nach 10 Stück auf. :o))

    Ansonsten mochte ich Eva Mattes als Synchronsprecherin auch sehr viel lieber als im Tatort. Erstaunlich, wie unterschiedlich da wie Wahrnehmung zwischen Hören und Sehen sein kann...

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  3. Ich habe das Gefühl, dass sie als Schauspielerin immer auf bestimmte Typen festgelegt ist, während sie als Sprecherin ganz andere Facetten zeigen kann. :)

    Schön, dass du so motiviert bist! Bei mir hält sich das noch in Grenzen, aber es fällt mir eh gerade schwer alles auf die Reihe zu bekommen, was ich machen möchte und sollte. ;)

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  4. Ach schön, dir hat das Hörbuch auch gefallen! Und wie ich gerade gesehen habe, gibt es die beiden Forsetzungen als Hörbuch-Downloads bei Audible. Hm ... Da könnte ich mir ja glatt überlegen, das Buch auszusortieren und die Fortsetzung lieber als Hörbuch zu hören, denn lesen werde ich den dicken Schmöker vermutlich eh nie ...

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  5. @ Winterkatze

    Das ist bei mir im Moment mit den Büchern so. Ich komme beim Lesen nicht recht voran....

    @ Ariana
    Witzig, ich überlege umgekehrt gerade, das Ganze mal zu lesen... Aber... siehe oben... :((

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  6. JED, solltest du Interesse an dem Buch haben (es aber noch nicht selbst gekauft haben): Ich hab eine etwas ältere, aber noch gut erhaltene Gesamtausgabe als TB im Regal stehen, von der ich mich durchaus trennen könnte. Wenn du magst, gib Bescheid. :-)

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