Die 3 Ausrufezeichen - Mädchenbücher in der Klischeefalle

Da ich viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe, werde ich immermal wieder mit der aktuellen Literatur konfrontiert, die diese so konsumieren.
Im Bereich der 9-12-jährigen Mädchen sind das gerade "Die 3 Ausrufezeichen".

Warum die bekannte Jugendserie "Die drei Fragezeichen" auf Mädchen "angepasst" werden musste, hat sich mir nicht wirklich erschlossen, aber ich bin ja durchaus offen für Neues.

Was sich mir da präsentiert hat, hat mir aber, gelinde gesagt, die sprichwörtlichen feministischen Schuhe ausgezogen.

Ich hätte es ja noch verstanden, wenn man sagt, okay, wir wollen eine höhere Identifikation mit den Hauptfiguren, deswegen sollen die weiblich sein, aber die können GENAU DIE SELBEN Abenteuer erleben und Rätsel lösen, wie Justus, Bob und Jonas.

Oder vielleicht sogar BESSER. Ich zitiere hier mal aus dem Titelsong der Hörbücher:

"Mädchen sehen vieles anders,
können manches besser,
bleiben stets dabei!"

Okay, dass Frauen vieles anderes sehen, muss ja nicht per se schlecht sein.
Und dass in der zweiten Zeile tatsächlich das Ziel ausgeworfen wird: "Können vieles besser"... kann frau ja nur erfreuen.

Aber nachdem ich mir nun einige Folgen angetan habe, muss ich wohl ergänzen: "Weil die 3 Fragezeichen schreiend reißaus genommen hätten.

Der Gedanke, der offenbar hinter diesen "Mädchenbüchern" steckt, ist der, dass man Mädchen in einer speziellen Mädchenwelt umherirren lässt.
Und die besteht aus Castings, Fitnessstudios oder sonstigen rosa Vorhöllen.

Mag sein, dass heutige Mädchen sich damit gut identifizieren können. Man fragt sich aber auch: WARUM ist das so?
Zumal das Bild von Frauen, was hier zusätzlich noch geliefert wird, einfach nur haarsträubend ist.

Ich begann mit "Gefahr im Fitnessstudio", in dem eine der Protagonsitinnen die ganze Zeit jammert, sie sei viel zu dick und sich daraufhin in einem Fitnessstudio anmeldet. Dort darf sie nicht nur ihre "überflüssigen Pfunde" abtrainieren, sondern ihr werden sogar Schönheitsbehandlungen (!) angeboten.
Da ist mir ja schon zum ersten Mal alles aus dem (durchaus faltigen) Gesicht gefallen.

Wer erinnert sich nicht gern an die liebevollen Frotzeleien der 3 Fragezeichen bezüglich des immer etwas beleibten, aber super intelligenten Justus Jonas?

Weiter ging es mit "Betrug beim Casting", wo als Lebenszweck die kurzzeitige Berühtmheit in einer Mädchenband propagiert wurde.

So etwas wäre den 3 Jungs aus Rocky Beach niemals eingefallen. Die sind lieber in alten Zügen herumgefahren oder haben auf dem Schrottplatz von Onkel Titus gekramt. Und ich fand sie toll dabei! Obwohl ich ein "Mädchen" bin. 

Bei "Duell der Topmodels" wurde eine der 3 Hauptfiguren in ein Modelhaus á la Heidi Klum geladen, wo sie immerhin positiv dadurch auffiel, dass sie gelegentlich Schokolade aß und sich über die Magermodels aufregte.

Nicht aber darüber, dass sie überhaupt in dieser Show mitmacht. Obwohl sie doch Models nur als lebende Kleiderstange sieht. Und lieber (ACHTUNG!) Schauspielerin oder Sängerin werden will.

Ich beiße langsam in die Tastatur!!

Diese 3 Grazien sind immerhin "Detektivinnen". Mit eigener Visitenkarte. Wahrscheinlich ist die knallpink und es springen Einhörner über die Schrift.

Man fragt sich, welche Gehirnwindungen sie zum Lösen ihrer Fälle nutzen.

Tatsächlich steht die eine in einer Folge bei Kommissar Peters (das Pendant zu Kommisar Reynolds) und fragt, was man denn so als Detektiv braucht. Und der meint: ein Fingerabdruckset. Aber sie sollen einen Pinsel aus Marderhaar nehmen. Hätten sie bestimmt in ihren Schminksachen.

ARGHHHHH!!!!

Wie kann man Mädchen nur soetwas antun?????