Sonntag, 27. September 2020

Filmtipp: KISS ME KOSHER

 

Gestern hat es so sehr in Berlin geregnet, dass es an einigen Orten fließende Gewässer gab, die dort normalerweise nicht sind. 

Eines davon hat sich direkt unter mir gebildet, da meine Hose so klitschnass war (trotz Schirms), dass ich geneigt war, meinen geplanten Kinobesuch abzublasen, nachdem ich mich durch die Wassersäule ins Foyer gekämpft hatte. 

Aber ich hatte Karten für KISS ME KOSHER und da viele andere abgewiesen wurden, die spontan den Film noch sehen wollten (ausverkauft), bin ich dann trotz nasser Hose im Kinosessel versunken und habe es nicht bereut. 

Was für ein unglaublich lustiger Film!

Was man angesichts der Thematik nicht vermuten mag: Eine Deutsche und eine Jüdin verlieben sich ineinander und wollen heiraten. Und es ist nicht etwa die Homosexualität der beiden, die dabei zum Problem wird, sondern eben deren ethnische Herkunft. 

Wobei dieses vermeintliche "Problem" eher eines für ihre Familien ist, vor allem für die jüdische Familie von Shira. Allen voran ihre Oma, Holocaustüberlebende und hinter jedem Deutschen weiter Nazis vermutend.


Kann man über solch eine Thematik einen lustigen Film machen? Man kann. Und das allein ist schon sehenswert. In den Wortwitz habe ich mich schon bei der Besprechung des Film im Radio verliebt ("Du bringst die Brut von Adolf und Eva in mein Haus?") und dieser zieht sich komplett durch den ganzen Plot.

Hinzu kommt das unglaublich schöne Gesicht der Schauspielerin Luise Wolfram, die die Deutsche Maria verkörpert und von der Kamera einfach nur geliebt wird. 

Im Zusammenspiel mit Shira (Moran Rosenblatt) ergeben die beiden ein wundervolles Paar, wobei mich besonders beeindruckt hat, wie sehr Shira ihre deutsche Freundin gegen jeden Angriff von außen verteidigt. 

Ich selbst kenne solche Situationen nur zu gut und weiß, was das mit einem macht: wenn man von der Familie, dem Umfeld der Partnerin aus Gründen abgelehnt wird, die man gar nicht beeinflussen kann. 

Das übersteht man nur, wenn man jemanden wie Shira an der Seite weiß, die unglaublich engagiert dagegen hält - auch auf die Gefahr hin, Menschen aus ihrer Familie zu verlieren. 

Denn das ist das Paradoxe an solch einer Situation : diejenige, die man liebt ist gleichzeitig mitursächlich für das Unglück, das man nun erlebt. 

Aber Shira liebt Maria über alle Vorurteile hinweg und man kann jedem nur solch einen tollen Menschen an der Seite wünschen, der so den Mund aufmacht, für einen selbst und für seine /ihre Überzeugungen eintritt. 

Viel zu wenige Menschen tun dies. Und haben es in der Vergangenheit getan. Was letztlich wohl auch den Erfolg des Nationalsozialismus erst ermöglicht hat. 

Menschen, die schweigen und hinnehmen, gibt es einfach zu viele. 

Kleines Gimmick am Rande: die Mutter von Maria wird übrigens von Juliane Köhler verkörpert, die vor mehr als 20 Jahren in "Aimee und Jaguar" sich in eine Jüdin verliebte. 

Ein toller Film, den ich unbedingt noch ein zweites Mal sehen muss. 





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