Freitag, 30. September 2011

REZENSION: Blutige Stille

Autor:     Linda Castillo
Seiten:    391
Verlag:   Fischer



Kurzinhalt:
Sieben Mitglieder einer amischen Familie werden in einer Nacht grausam getötet. Besonders die beiden ältesten Mädchen wurden grausam gefoltert. Was steckt dahinter?
Die ehemals zur amischen Gemeinde gehörende Polizistin Kate Burkholder beginnt im amischen Milieu zu ermitteln und stößt nicht nur auf Widerstände aufgrund der Tatsache, dass sie nun eine "englische" ist.

Meine Meinung:
Als ich das Buch eher zufällig am Flughafen entdeckte, war für mich sofort klar, dass ich es lesen muss. Die amische Lebenswelt interessiert mich schon lange und die Vorstellung, dass solch ein Mord in diesem friedliebenden Milieu passieren kann, erschien mir besonders gruselig.

Zudem hoffte ich, dass ich auf die Art noch einiges über das amische Leben erfahren kann. Das Cover sprach mich da besonders an, denn es zeigt genau das, was man von amischen Familien weiß: Pferde, Kutsche, seltsam gekleidete Menschen, irgendwo allein auf einen Feld. Denn sie lassen Außenstehende nicht an sich heran.
Wer vor viele Jahren Zum Teufel mit den Millionen gesehen hat, hat eine ungefähre, aber eben hollywoodverklärte Vorstellung.

Das Buch beginnt mitten auf der Farm der Ermordeten, der Familie Plank. Grausam detailliert wird der Zustand der Leichen beschrieben. Die titelgebende "Blutige Stille " hängt über den Toten.

Wie sich herausstellt ist Chief Kate Burkholder ebenfalls eine ehemals Amische (was dem Buch noch einen zusätzlich interessanten Aspekt gibt), die ihre Gemeinde jedoch verlassen hat, um in der "modernen" Welt zu leben. Dennoch kann sie sich noch sehr gut in das Denken und Fühlen der Menschen hineinversetzen, kennt deren Gesetze und spricht deren Sprache: Pennsylvania-Deutsch.
Auf die Art habe ich erst über die deutschen Wurzeln dieser Gemeinden erfahren. Und da die Sprache 1:1 im Buch widergebeben ist, es für deutsche Leser ganz interessant zu sehen, was die Jahrhunderte aus unserer Sprache gemacht haben.

Meine Hoffnung wurde erfüllt: Man lernt einiges über das amische Leben, auch wenn es nach meinem Geschmack ruhig noch etwas mehr hätte ausgeführt werden können.
Dafür war die Ausschmückung einiger grausamer Details für meinen Geschmack schon etwas zu blumig.

Gut gefallen hat mir auch, dass viele Spuren ins Leere laufen und es eben nicht den für viele Bücher klassischen Zufall gibt, der alles klar sehen lässt. Das macht das Buch authentisch.

Dennoch hatte ich manchmal etwas Probleme mit der Sprache (Übersetzung?), die zwischen Präsens und Präteritum schwankt, mal in der ich-Perspektive, mal aus der Perspektive eines anderen Polizisten geschrieben ist sowie einige nervige Wiederholungen beinhaltet, die den Lesefluss stören (so denkt Kate auf mehreren Seiten hintereinander, für was für einen guten Kollegen sie einen ihrer Untergebenen hält - der Leser hat es schon beim 1. Mal begriffen).


Fazit:
Der Verdienst von Linda Castillo liegt auf jeden Fall darin, sich der amischen Gemeinde literarisch angenommen zu haben. Düster, blutig-detailreich - aber manchmal etwas zu widerlich.

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