Ich denke, das sind "Die Abenteuer des Werner Holt" von Dieter Noll. Das ist auch eines meiner wenigen Bücher, die wirklich zerlesen aussehen, obwohl ich sonst doch eher auf ein "makelloses Äußeres" meiner Bücher Wert legen :o)))
Titel: Die Abenteuer des Werner Holt
Autor: Dieter Noll
Seiten: 544
Verlag: Aufbau
Erster Satz:
Der Wecker rasselte.
Kurzbeschreibung:
Der 16jährige Werner Holt sitzt 1943 gelangweilt in der Schule, während draußen der zweite Weltkrieg tobt. Viel lieber würde er selbst auf dem Schlachtfeld stehen, als langweilige Fakten zu büffeln. Diese "Chance" kommt für ihn und seine Klassenkameraden schneller als sie denken. Hitler zieht bald JEDEN in den Krieg. Aus den Schuljungen sollen plötzlich Soldaten werden, die einem echten Feind gegenüber stehen, echte Kämpfe erleben und erfahren sollen, was Soldatenleben im Krieg tatsächlich heißt.
Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich zuerst in der Schule gelesen. Damals eher wie einen "Abenteuerroman", denn Holt erlebt unglaublich viel während der Zeit des 2. Weltkrieges. Damit sind nicht nur Kämpfe im Schützengraben gemeint, sondern auch Feiern, Frauen, Reisen. Der Titel "Die Abenteuer des Werner Holt" impliziert ja auch schon eine irgendwie jugendlich, verwegegne Sicht der Dinge. Offenbar hatte ich die auch Jugendliche auch.
Aus irgendwelchen Gründen habe ich dieses Buch nie vergessen und dann als Erwachsene erneut gelesen, um dieser Faszination noch einmal auf den Grund zu gehen. Als Erwachsene habe ich begriffen, dass Noll uns in diesem Buch den Wechsel von totaler Kriegsbegeisterung zu totaler Ernüchterung zeigt. Jedenfalls in der Figur des Werner Holt. Denn hier werden viele Factetten von jungen Männern in dieser Zeit gezeigt: absoluten Fanatikern, die sich letztlich sogar gegen ihre eigenen Leute wenden; Kriegsteilnehmer, die auf diese Art endlich auf Anerkennung bei Gleichaltrigen hoffen oder Verweigerern, Künstlern, Feingeistern, die niemals auch nur in eine Rauferei verwickelt waren und nun eine Waffe in die Hand nehmen sollen.
Seitdem habe ich immer wieder zu diesem Buch gegriffen, da ich immer noch etwas Neues finde. Das macht für mich ein großartiges Buch aus!
FAZIT:
Dieses Buch ist so unglaublich dicht und reich, dass ich es eigentlich nur jedem empfehlen kann, der verstehen will, was in den Kriegsjahren von 1939 (und auch schon vorher) bis 1945 mit dem Menschen (hier vor allem den Männern passiert ist. Das erscheint mir umso bedeutender, da es kaum noch Überlebende aus der Zeit gibt. Mal abgesehen davon, dass viele, die wirklich im Krieg waren, auch nicht mehr darüber reden möchten. Dieter Noll selbst war von 1944 bis 1945 Luftwaffenhelfer und weiß insofern, wovon er schreibt.
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