Mittwoch, 27. Juli 2011

REZENSION: Sommerroulette

Autor:     Liz Ambrose
Seiten:    208
Verlag:   Books on demand



Kurzinhalt:
Schon den Inhalt dieses Buches zu beschreiben, ist nicht leicht, da sich zahlreiche Protagonisten in ihm tummeln, die irgendwie miteinander zu tun haben. Die Fäden entwirren sich erst spät:
Lothar Schuhmacher, Konzernchef, der seiner Frau nicht besonders treu ist. Zudem in der Vergangenheit Dinge verursacht hat, die Tina ins Unglück gestürzt haben.
Diese ist mit Anni befreundet (welche neuerdings von einem geheimnisvollen Fremden verfolgt wird), welche wiederum mit Ronny verheiratet ist (ihre 5. Ehe).
Dann gibt es da noch die toughe Großmutter von Tina, genannt Omimi. Diese ist wiederum mit Doc Fred befreundet.
Und dann ist da noch den Liebhaber von Tina, Pedro, im fernen Süden, zudem sie immer wieder jettet.

Meine Meinung:
Schon die etwas lieblose Aufzählung der Protagonisten zeugt davon, wie wenig ich mich in diese hineinfühlen konnte. Jeder von ihnen bekommt ein paar Seiten im Buch, um dann zum nächsten zu wechseln. Das titelgebende "Sommerroulette" dreht sich dabei vor allem bald im Kopf des Lesers, der sich kaum auf eine Figur einlassen kann, geschweige den ndie Fäden entwirren, die ihm hingeworfen werden.

Dies hat vor allem auch mit dem Schreibtil der Autorin zu tun.
Es ist wohl das erste Mal, dass ich mich in einer Rezension mehr der Sprache als dem Inhalt zuwende. Aber wenn die Sprache den Inhalt völlig überdeckt, ja regelrecht belastet, kann ich dies nicht aussparen.

In meinem Sprachstudium musste ich mich mal eine Weile mit Genitivattributen herumschlagen. Eine fast ausgestorbene Wortart in unserem Sprachschatz - hier leben sie wieder auf. Gespickt mit sämtlichen Adjektiven, die die deutsche Sprache zu bieten hat. Und zwar möglichst in einem Satz.

Beispiel gefällig?

"Da geht er hin der Big Player vom Prachtboulevard in die Bettelgasse, werden die Schadenfreudigen ihren Zeigefinger nach ihm ausstrecken, beginnt sein kopflastiger Seelenstriptease. Bald nützt ihm die Findigkeit seiner kreativen Buchführung außerhalb bürgerlicher Gesetzmäßigkeiten Vermögenswerte in Steuerparadiesen zu deponieren, nicht mehr. Wie soll er den Finanzhaien die plötzlichen Geldspritzen erklären, wenn er seine horrenden Wetteinsätze mit dem Depot seiner Schweizer Nummernkonten ausgleicht, um nicht von seinem Firmengipfel abzustürzen?" [S.68]

Diese zum Teil wirklich verwirrenden Satzkonstruktonen, die man manchmal mehrmals lesen muss, betreffen nicht nur die beschreibenden Szenen, sondern auch die Dialoge. Kein Mensch spricht so. Das macht das Buch unrealistisch und gekünstelt. Immer wieder muss man es aus der Handl legen, weil man wirklich Kopfschmerzen bekommt.

Da sagt einer zum anderen:
"Können wir es ihr verdenken, wenn sie die Geister der Vergangenheit immer weider einholen und sich ein Feursturm aus Zorn zusammenbraut? Es ist nachvollziehbar, dass sie jetzt aus der Distanz heraus opriert. Das Schicksal war bisher nicht Tinas Freund. Als Zehnjährige setzte es erstmals seine Daumenschrauben an und vor ein paar Jahren holte es zum nächsten PRankenhieb aus."
[S. 30]

So ziehen sich die Schachtelsätze durch das ganze Buch und der Leser schwankt zwischen Belustigung, Entnervtheit und irgendwann auch einem gewissen Respekt vor der Autorin, derartiges Geschreibsel bis zum Schluss durchzuhalten. Soll das künsterlisch sein?

Offenbar hat sie lang dafür gebraucht, denn nur so lässt es sich erklären, dass "Sommerroulette" als "Gegenwartsroman" bezeichnet wird, obwohl man hier die ersten "Stars" von DSDS im Fernsehen bewundert. Da stand das World Trade Center noch. Meine Gegenwart ist das schon lange nicht mehr....

Hinzu kommen zahlreiche Rechtschreib- (Tipp-?) und Grammatikfehler, die offenbar niemand fehlergelesen hat. Oder einfach nicht konnte.
Man stolpert beim Lesen immer mehr und hofft eigentlich nur noch, dass man das Buch endlich aus der Hand legen kann.

Ich habe jedenfalls viel zu lange gebraucht, um "Sommerroulette" überhaupt auszulesen.

Fazit:
Wenn die Sprache den Inhalt verschlingt, macht Lesen keinen Spaß mehr. 2 Sterne für das Durchhaltevermögen der Autorin.





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