Montag, 15. Juli 2013

REZENSION: Linda-Trilogie (3 Bände)

Heute möchte ich Euch mal eine lesbische Trilogie vorstellen. Erschienen ist sie bereits Ende der 90er Jahre und war für die damalige Zeit wegweisend: 3 Bände lang standen Lesben im Mittelpunkt des Geschehens. Wow!

Leider sind die Bücher mittlerweile komplett (bis komischerweise auf den 2. Band) vergriffen und man bekommt nur noch antiquarisch Exemplare.(Warum eigentlich??)

Warnung: Sollte sich jemand vom ersten  Band angesprochen fühlen, dann bitte lieber nicht nicht die Rezensionen zu Band 2 und 3 lesen, sonst nehme ich Euch zuviel vorweg.

Titel:          Lindas Entscheidung: 1. Band
Autorin:     Manuela Kuck
Verlag:       Krug & Schadenberg
Seiten:        293



Kurzinhalt:

1995. Linda lebt mit ihrem Mann Jan und ihrem kleinen Sohn Erik in Wolfsburg. Als Jan für 2 Jahre beruflich nach China soll, unterstützt sie ihn.
Doch niemand ist wohl überraschter als sie selbst, dass sie ihn kaum vermisst.
Und als auch noch Katharina, eine neue Kollegin an ihre Schule kommt, steht ihre bisherige Welt bald vollkommen Kopf.

Meine Meinung:

Zunächst war ich irritert. Gleich auf der ersten Seite, kommt Jan nach der Arbeit nach Hause und Linda beobachtet ihn durchs Küchenfenster:
"So könnte es immer weitergehen, dachte Linda plötzlich, und dieser unerwartete Gedanke ließ sie lächeln."

Trotz dieses (scheinbaren) vollkommenen Glücks vermisst Linda Jan so gar nicht, als er sie durch seinen beruflichen Weggang im Prinzip für 2 Jahre zur alleinerziehenden Mutter macht.

Im Fortgang der Geschichte wird aber klar, dass niemand überraschter ist als Linda über diese Entwicklung, ja sie sich sogar zunächst von Freunden und Familie zurückzieht, weil sie nicht die "richtigen" Gefühle (Vermissen) empfindet.

Tatsächlich scheint der Weggang von Jan dazu zu führen, dass sie ihre bisher eingeklappten Flügel auszubreiten beginnt. Und je länger sie allein ist und sich mit sich beschäftigt und ihren Träumen, die sie bald heimsuchen, wird deutlich, dass Linda in ihrer Ehe viel unterdrückt hat.

Gerade dies hat mich sehr fasziniert an der Geschichte: Die Tatsache, dass der Alltag einen Menschen oft nicht hinterfragen lässt, ob das, was er ist und tut noch das ist, was er eigentlich sein möchte.

Die Figuren von Manuela Kuck sind herrlich normal, ja oft schon "banal", aber gerade das macht auch eine gewisse Sogwirkung aus. Dieses: Könnte-überall-und jede-treffen.

Nur angesichts der sprachlichen Banalität haben sich mir manchmal die Fußnägel hochgerollt, wenn Linda etwa "AM Aufräumen" ist oder "AM Pause machen". Zuviele Präpostionen in der Nähe von Verben, die unserem Sprachwächter Bastian Sick die Tränen in die Augen treiben würde (AM Weinen....).

Fazit:

Schönes Coming-Out-Buch mit herrlich normalen Figuren. Ein Buch, das fragen lässt, ob man sich selbst auf dem Weg befindet, der einen irgendwann zufrieden zurückschauen lässt.



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Titel:           Neue Zeiten für Linda: 2. Band  
Autorin:       Manuela Kuck
Verlag:        Krug & Schadenberg
Seiten:           287

Kurzinhalt:

Linda ist mit Erik aufs Land gezogen, auf dem es auch genug Platz für Katharina und Nadine gibt. Tatsächlich ziehen die Frauen bald zusammen. Doch das bringt neue Herausforderungen mit sich.

Meine Meinung:

Der zweite Band setzt fast nahtlos da ein, wo der andere aufgehört hat.

Während Linda im ersten Band aber noch aus der Sicht eines Erzählers beschrieben wurde, wechselt dieses Buch nun in die "Ich-Perspektive", was eine zusätzliche Nähe zu dieser Protagonistin und ihren Gedanken fördert .

Liebgewordene Figuren, wie die quirlige Bettina, tauchen auch gleich wieder auf den ersten Seiten auf und sofort ist sie wieder da, die Sogwirkung des ersten Bandes. Das Wissen-wollen, wie es weitergeht, mit diesen Menschen "von nebenan".

Hinzu kommt, dass die große Liebe zwischen Katharina und Linda, der wunderbare Umgang, den die beiden noch im ersten Band gepflegt haben, durch den Alltag plötzlich Risse bekommt. Die berühmte Zahnpasta-Tube, die wohl jeder von uns kennt und zum Symbol für Veränderungen in einer Beziehung wird.

Aber auch Linda befindet sich weiter in einem Veränderungsprozess, der mit ihrem neuen "lesbischen Selbstverständnis" einhergeht und nun auch ihren Beruf in Frage stellen lässt.

Eben "Neue Zeiten für Linda". Neue Figuren wie neue Probleme tauchen auf.
Nur sprachlich bleibt das Buch auf dem Niveau des ersten Bandes stehen ("AM Aufräumen"...)

Fazit:
Veränderungen und der gleichzeitige Versuch, die Liebe zu bewahren. Für mich der stärkste Teil der Trilogie.


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Titel:            Lindas Ankunft: 3. Band  
Autorin:       Manuela Kuck
Verlag:        Krug & Schadenberg
Seiten:         341


Kurzinhalt:

Das Leben geht nicht einfach weiter, als Katharina nach ihrem Unfall wieder erwacht. Tatsächlich stehen große Veränderungen für Linda an: Corinna und Tom ziehen nach Berlin und auch Katharina hat aufeinmal ganz eigene Pläne.

Meine Meinung:

Der dritte Band ist für mich persönlich der schwächste der Trilogie. Waren die Veränderungen im vorhergehenden Band noch "normal" und nachvollziehbar, wirken sie in diesem oft aufgesetzt und oft nur in das Buch geschrieben, um Linda zusätzlich aufzuwühlen.

Dass gleich drei Menschen aus dem näheren Umfeld einen gleichzeitig verlassen, scheint doch mehr als unwahrscheinlich.

Tatsächlich sind die Gedanken, die Linda bewegen, irgendwann auch nur noch schwer nachvollziehbar.

Der Wechsel der Erzählperspektiven führt zu zusätzlicher Unruhe. War der 2. Band noch aus Lindas "Ich-Perspektive" geschrieben, wechselt diese nun zwischen Linda, Katharina und einer neuen Figur: Ricarda.

Macht diese Gegenüberstellung der Gedanken von Linda und Katharina noch Sinn, da beide Figuren beginnen, sich unabhängig voneinander zuentwickeln, wirkt die von Ricarda völlig deplatziert.

Lange Zeit ist überhaupt nicht klar, welche Rolle Ricarda in der Geschichte von Katharina und Linda spielt und so wirken die zum Teil langatmigen biografischen Details dieser Figur, zu der man zunächst keinen Bezug aufbauen kann, eingeschoben und fernab der restlichen Geschichte.

Die Geschichte gewinnt zum Schluss wieder etwas, da die scheinbare "Lösung", auf die das Buch hinsteuert, doch in eine ganz andere Richtung geht. Dennoch habe ich sehr viel länger gebraucht, diesen Band auszulesen als bei den vorhergehenden.

Fazit:
Schwächelnder Abschluss der Linda-Trilogie.


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