Sonntag, 7. Februar 2016

REZENSION: Die Henkerstochter (Hörbuch)

Autor: Oliver Pötzsch
Titel: Die Henkerstochter
Länge: 6 CDs, 450 min.
Sprecher: Michael Fitz

Kurzinhalt:
In der bayerischen Stadt Schongau wird ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Alles deutet auf Hexenwerk hin. Sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter der Folter ein Geständnis entlocken. Doch er ist überzeugt davon, dass sie unschuldig ist. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena macht er sich auf die Suche nach dem wahren Täter ...

Meine Meinung:

Schon die Vorgeschichte zu dem Buch lässt einen nicht mehr los: Der Autor Oliver Pötzsch stammt selbst von der Henkersdynastie ab, von der er hier schreibt.

Aus dieser "Familienverbundenheit" heraus hat er wohl einen der sympathischsten Henker der Literatur geschaffen und tatsächlich sollte der Titel des Buches auch eher "Der Henker von Schongau" heißen als "Die Henkerstochter", die mehr eine Nebenrolle spielt.

Selten habe ich eine literarische Figur so ins Herz geschlossen wie diesen brummigen Jakob Kuisl. Oliver Pötzsch zeigt in seinem Buch, was es bedeutete, im Mittelalter einen "Beruf" auszuüben, der zwar gebraucht wurde, aber gleichzeitig persönliche Repressalien nach sich zog.

Aberglauben führt auch zur Verfolgung einer Hebamme, die als vermeintliche Hexe angeklagt wird, nachdem mehrere Kinder in Schongau ums Leben gekommen sind - und dabei seltsame Zeichen auf der Schulter tragen.

Und ausgerechnet der Henker, der die "Hexe" zu einem Geständnis zwingen soll, glaubt an deren Unschuld und macht sich zusammen mit zwei weiteren "Ausgestoßenen" der Stadt (seiner Tochter Magdalena, eben titelgebende Henkerstochter und deren Freund, einem Medikus mit abgebrochenem Studium, der mehr an die Menschen als an Bücherweisheit glaubt) auf, um dies auch zu beweisen.

Ein richtig spannender Mittelalter-Krimi, mit zwinkernden Augen geschrieben (und an manchen Stellen vielleicht etwas zu locker-flockig gelöst) und dennoch dazu angetan dem Leser bewusst zu machen, wie schnell im Mittelalter jeder ins Verderben gerissen werden konnte, wenn es "denen da oben" gerade gut in den Kram passte.

Besonders gut hat mir auch der Sprecher Michael Fitz gefallen, der dem brummigen Jakob Kuisl noch einen wunderbaren bayrischen Dialekt verpasst.

Fazit:
Sehr menschliche Figuren, durch den Dialekt des Sprechers noch sehr viel lebendiger gestaltet, als wenn man die Geschichte selbst gelesen hätte.
Insgesamt hätte ich mir noch mehr historische Details gewünscht, aber möglicherweise hätte dies den Blick auf die eigentliche Handlung zerstört.


Bis jetzt von mir rezensiert:





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen