Sonntag, 13. März 2016
REZENSION: Hüter der Erinnerung (Hörbuch)
Titel: Hüter der Erinnerung
Autor: Lois Lowry
Länge: 4 CDs, 274min.
Sprecherin: Monica Bleibtreu
Kurzinhalt (Verlagstext):
Lois Lowrys vielfach ausgezeichneter Jugendbuchklassiker über die Gefahr absoluter Gleichförmigkeit und den hohen Wert der Individualität.
Jonas lebt in einer perfekten Welt ohne Krieg und Leid. Das komplette Leben ist vorbestimmt, jeder ist glücklich und zufrieden - auch Jonas …
Doch als er seine Ausbildung zum „Hüter der Erinnerung“ antritt, erkennt er, welch hohen Preis die Menschheit für diese uniforme Zufriedenheit zahlen muss. Jonas beschließt, das System zu verlassen, und begibt sich auf eine lebensgefährliche Flucht …
Meine Meinung:
Monica Bleibtreu liest dieses Hörbuch. Das hat mich zwischenzeitlich immer wieder irritiert. So sehr ich ihre Stimme auch schätze. Aber hier steht eigentlich der 12jährige Jonas im Mittelpunkt, später vielleicht noch "der Geber" - beides männliche Protagonisten.
Das ist sicher Geschmackssache.
Ihre teils gleichförmige Art zu lesen passt jedoch zur Gleichförmigkeit der Gesellschaft, die in einer fernen Zukunft als Ideal angesehen wird.
Es ist gruselig, wie sich nach und nach vor Jonas eine Vorstellung von der Menschheit aufbaut, wie sie früher gewesen sein muss. Mit Kriegen und Leid, aber eben auch individuellen Entscheidungen. Farben. Gefühlen.
Man denkt unglaublich viel über den Wert von Freiheit und Individualität nach, während Jonas all dies, was für uns "normal" ist, für sich erst entdeckt.
Da ich zuerst den Film gesehen hatte, bevor ich zum Hörbuch griff, fielen mir nun beim Hören auch einige Änderungen zur Vorlage auf.
So ist Jonas im Film sehr viel älter, so dass auch die erste Liebe eine Rolle spielt.
Dies kommt im (Hör)buch überhaupt nicht vor und das fand ich sehr viel angenehmer und glaubwürdiger, da so der Fokus auf dem Wesentlichen und damit dieser einen Figur bleibt (wobei ich in diesem Kontext wieder über Monika Bleibtreu als Sprecherin gestolpert bin, aber das nur am Rande).
Jonas wirkt mit seinen 12 Jahren dadurch auch noch sehr viel tapferer.
Aber auch andere, für mich zentrale Bereiche, wurden im Film einfach weggelassen, wie etwas die Tatsache, dass alle am selben Tag ein Jahr älter werden und ihrem Alter entsprechend das selbe geschenkt bekommen (etwa ein Hemd, das Taschen hat).
Zwar hat mir der Film geholfen, mir bestimmte Sachen besser vorstellen zu können, aber insgesamt fand ich die Buchvorlage (hier als Hörbuch) sehr viel besser.
Fazit:
Beängstigende Dystopie, die lange nachwirkt und zu der es leider nie einen Nachfolgeband gab.
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Weil du schreibst, dass es keinen Nachfolgeband gab: Lässt "Hüter der Erinnerung" am Ende noch einiges offen oder ist der Roman schon in sich abgeschlossen?
AntwortenLöschen@ Neyasha
LöschenGenau, es endet schon mit einem gewissen Cliffhänger, der vielleicht gar nicht so gemeint ist, sondern möglicherweise nur zum Nachdenken einladen soll.
Aber es hätte noch locker ein ganzer Band danach geschrieben werden dürfen. :o))