Mittwoch, 11. Dezember 2019

REZENSION: Klugscheißer Royale


Titel: Klugscheißer Royale (Link zu AMAZON)


Autor: Thorsten Steffens
Seiten: 231
Verlag: Piper

Kurzinhalt:

Timo Seidel ist 28 Jahre alt und führt ein Leben ohne jegliche Ambitionen. Anstatt wie seine Freunde Karriere zu machen, ist er in seinem Studentenjob hängengeblieben. Dement­sprechend uninspiriert führt er seine Arbeit aus, so dass er fristlos entlassen wird. Zu allem Überfluss hat seine Freundin Cleo beschlossen, sich von ihm zu trennen. Nun steht er also da: Ohne Freundin, ohne Job, ohne Geld und ohne Perspektive. Aus heiterem Himmel bietet sich ihm jedoch eine außergewöhnliche Offerte: Er bekommt einen befristeten Arbeitsvertrag als Lehrer. Nun ist es also offiziell: Für die kommenden sechs Monate darf Timo staatlich beauftragter Klugscheißer sein. Im öffentlichen Dienst! Vom Staat angeheuert wie James Bond! Quasi 007 Klugscheißer Royale! Schnell muss er allerdings feststellen, dass der Lehrerberuf doch ein wenig schwieriger ist als ursprünglich gedacht…


Meine Meinung:

Oha, ein Buch über Quereinsteiger im Lehrerberuf!
Wie absolut aktuell. Und dabei absolut lustig. Geht das zusammen? Ja, das geht!

Dabei präsentiert sich der Protagonist eingangs als Mitarbeiter einer Telefonhotline eher als ziemliches Ekel, da er die Anrufenden eher als notwendiges Übel, ja zum Teil als geistig minderbemittelt betrachtet, was durch diverse Wörterbucheinträge, die in diesem Roman eingeschoben werden, noch unterstrichen wird.

Das eine oder andere, was Timo denkt oder sagt, wird dabei auf sehr eigene Art neu interpretiert (etwa „Lappen, der: ersetzt den inzwischen obsoleten Vollhorst“) und bringt damit die Geschichte auf ganz eigene Art voran.

Gerade mit diesen sehr eigenen Worterklärungen hatte ich, selbst Germanistin und Wörterliebhaberin, meinen ganz eigenen Spaß.

Wobei man Timo irgendwie gar nicht böse sein kann, irgendwie gelingt es dem Autor, trotz allem Symphatie für seinen Protagonisten beim Leser zu erzeugen. Womöglich auch, weil er einach ausspricht, was der eine oder andere nur zu denken wagt.

Auch wenn Timo durch seine Entgleisungen nun erst einmal seinen Job bei der Telefonhotline verliert und – die Buchbeschreibung verrät es schon – schließlich zum Quereinsteiger am Lernort Schule wird.

Dass die Schule für ihn als „Klugscheißer“ nicht nur Betätigungsfeld wird, sondern auch ein ganz persönlicher Lernort, das beschreibt Thorsten Steffen auf herrlich ironische Weise.

Denn dass auch jemand wie Timo noch zu lernen hat, zeigt sich spätestens, als ihn auch noch seine Freundin Cleo verlässt und die Kapitelüberschriften sich aufeinmal verwandeln in „Ohne-Cleo-Tag-Nr…forlaufend).

Wie war das: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir?

Und tatsächlich ist das bereits die ganze geheime Formel der Geschichte: Die Dinge, die hier beschrieben werden, sind wirklich real, wirken nie überzogen und trotzdem muss man lachen!

Wo gelingt einem das heute noch im Alltag? Und gerade in so einem schweren, wie dem Lehrer-Beruf?

Dabei ist die Story nie vorhersehrbar, sondern unterhält bis zum Schluss mit herrlich gezeichneten Figuren (Nomen est omen, so gibt es etwa die Schulleiterin Frau Penner).


Fazit:

Nicht nur für Lehrer und/oder Quereinsteiger geignet. Klug und amüsant zugleich. Lesespaß royale.

Ruft aufgrund eines sehr plötzlichen Schlusses nach einer Fortsetzung („Fortsetzung, die: geignet, um zahlreiche LeserInnen an weiteren Abenteuern von Timo teilhaben zu lassen“).

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