Freitag, 17. April 2020

REZENSION: Unsere wunderbaren Jahre (HÖRBUCH und Verfilmung)

Das Corona-bedingte vermehrte Zuhausesein führt dazu, dass ich doch mal wieder gelegentlich die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen durchforste. Dabei stieß ich aus "Unsere wunderbaren Jahre" (LINK zu AMAZON) welche die Zeit von 1984 bis 1953 behandelt - wohl auch angelockt durch die Verriss in der ZEIT (auch schlechte Publicity ist Publicity).

Ich liebe solche Verfilmungen und nach Charité (LINK zu AMAZON) und Kudamm 56 (LINK zu AMAZON) schaute ich mir nun auch diese an und muss sagen: Ich fand sie toll.
Und das als Historikerin mit Abschlusszeugnis.

Die Reihe als "geschichtsklitternden Machwerk" zu bezeichnen, ist  mehr als am Thema vorbei. Der Journalist der ZEIT erwartet nichts weniger als einen Beitrag zur Entnazifizierung/Aufkommen der Neonazis und übersieht dabei offenbar, dass "Unsere wunderbaren Jahre" auf einer Romanvorlage beruht, an der sich die ARD im Großen und Ganzen entlang gehangelt hat.

Nicht umsonst trägt diese den Untertitel "Ein deutsches Märchen".

Wenn jemand also erwartet, dass innerhalb einer Familie sämtliche historische Ereignisse und ideologische Strömungen abgearbeitet werden, dem sei eher die mittlerweile eingestellte LINDENSTRAßE ans Herz gelegt, die ja bekanntlich für ihre gehäuften Tode/Hochzeiten/Krankheiten/Schicksalsschläge bekannt ist.

Und ja, ich erinnere mich sehr gut an die Verfilmung des Buches und erwähne diese hier ausdrücklich (sorry, aber ich muss dem Autor der ZEIT noch mal vehement widersprechen).

Mir hat dieses "Machwerk" faktisch so sehr gefallen, dass ich nun auch das Hörbuch von Peter Prange gleich hinterher geschoben habe. Natürlich ist für die Verfilmung einiges gekürzt und verändert worden.

Tatsächlich geht die Romanvorlage (LINK zu AMAZON) von Prange sogar weit über die Zeit von 1953 hinaus und ist ein generationsübergreifende Geschichte. Insofern aber auch eine wunderbare Ergänzung zum Film, da die Figuren für mich nun Gesichter und Leben haben, die man für dieses komplexe Werk auch braucht.

Ein nettes Gimmick ist übrigens in diesem Kontext, dass Peter Prange in seinem eigenen Buch selbst als Romanfigur auftaucht: als Peter, der so gern Schriftsteller geworden wäre und nach der Wende darüber nachdenkt, einen Jahrhundertroman zu schreiben.
Das scheint ihm gelungen.

Kurzbeschreibung (Verlagstext):

Es ist der 20. Juni 1948. Das neue Geld ist da – die D-Mark. 40 DM „Kopfgeld“ gibt es für jeden. Für die drei so verschiedenen Schwestern Ruth, Ulla und Gundel, Töchter des geachteten Fabrikanten Wolf in Altena. Für Tommy, den charmanten Improvisateur, für den ehrgeizigen Jung-Kaufmann Benno, für Bernd, dem Sicherheit das Wichtigste ist. Was werden die sechs Freunde mit ihrem Geld beginnen? Welche Träume und Hoffnungen wollen sie damit verwirklichen? Schicksalhaft sind sie alle verbunden – vom Wirtschaftswunder über die Geschäfte zwischen den beiden deutschen Staaten bis zum Begrüßungsgeld nach dem Mauerfall. Sechs Freunde und ihre Familien machen ihren Weg, erleben über drei Generationen die Bundesrepublik der D-Mark – und den Beginn der neuen, europäischen Währung. Authentisch, spannend und detailreich ist der Roman ›Unsere wunderbaren Jahre‹ von Bestseller-Autor Peter Prange ein Spiegel unserer Biographien.

Meine Meinung / Fazit:

Zwar hat die ARD gut daran getan, die Geschichte 1953 enden zu lassen, denn ab diesem Zeitpunkt bekommt auch das Buch von Peter Prange Längen.
Dennoch ist es ein wunderbarer Beitrag, um Geschichte anhand fiktiver Personen für Menschen begreifbar zu machen, die diese Zeit nicht erlebt haben.



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