Dienstag, 2. Dezember 2008

REZENSION: Die Henkerstochter



Kurzinhalt:
Schon die Vorgeschichte zu dem Buch lässt einen nicht mehr los: Der Autor Oliver Pötzsch stammt selbst von der Henkersdynastie ab, von der er hier schreibt.

Wohl aus dieser "Familienverbundenheit" heraus hat er wohl einen der symphatischsten Henker der Literatur geschaffen und tatsächlich sollte der Titel des Buches auch eher "Der Henker von Schongau" heißen als "Die Henkerstochter", die mehr eine Nebenrolle spielt.

Meine Meinung:

Selten habe ich eine literarische Figur so ins Herz geschlossen wie diesen brummigen Jakob Kuisl. Oliver Pötzsch zeigt in seinem Buch, was es bedeutete, im Mittelalter einen "Beruf" auszuüben, der zwar gebraucht wurde, aber gleichzeitig persönliche Repressalien nach sich zog.

Aberglauben führt auch zur Verfolgung einer Hebamme, die als vermeintliche Hexe angeklagt wird, nachdem mehrere Kinder in Schongau ums Leben gekommen sind - und dabei seltsame Zeichen auf der Schulter tragen.

Und ausgerechnet der Henker, der die "Hexe" zu einem Geständnis zwingen soll, glaubt an deren Unschuld und macht sich zusammen mit zwei weiteren "Ausgestoßenen" der Stadt (seiner Tochter Magdalena, eben titelgebende Henkerstochter und deren Freund, einem Medikus mit abgebrochenem Studium, der mehr an die Menschen als an Bücherweisheit glaubt) auf, um dies auch zu beweisen.

Ein richtig spannender Mittelalter-Krimi, mit zwinkernden Augen geschrieben (und an manchen Stellen vielleicht etwas zu locker-flockig gelöst) und dennoch dazu angetan dem Leser bewusst zu machen, wie schnell im Spät-Mittelalter jeder ins Verderben gerissen werden konnte, wenn es "denen da oben" gerade gut in den Kram passte.

Fazit:
Insgesamt hätte ich mir noch mehr historische Details gewünscht, aber möglicherweise hätte dies den Blick auf die eigentliche Handlung zerstört.

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