Donnerstag, 11. November 2010

REZENSION: Engelsnacht

Autor: Lauren Kate
Seiten: 446
Verlag: cbt



Kurzinhalt:
Eines vorweg: Wer etwas über den Inhalt des Buches erfahren möchte, sollte auf keinen Fall die Beschreibung auf der Rückseite lesen. Da steht nämlich mehr, als man wissen sollte, wenn man das Buch wirklich noch mit Neugierde und Spannung lesen möchte.

Die 17jährige Luce kommt in eine Art Besserungsanstalt, eine Schule für Jugendliche, die mit Kameras überwacht wird und in der man alles abgeben muss, was einen irgendwie mit der Außenwelt verbinden könnte.
Was sie getan hat oder besser wie, weiß sie selbst noch nicht genau. Das einzige, was sie weiß, ist, dass ihr Freund nun tot ist und sie irgendetwas damit zu tun hat.

Seltsame Schatten verfolgen sie, die außer ihr niemand zu sehen scheint. Luce fürchtet, dass bald wieder ein Unglück passieren wird. Doch wem kann sie sich in ihrer neuen Umgebung anvertrauen? Der überdrehten Arriane? Der gewalttätigen Molly? Oder doch Daniel, den sie sehr anziehend findet, obwohl er sich ihr gegenüber mehr als abweisend verhält.

Meine Meinung:
Die Schulumgebung wirkte schon in Büchern wie „Harry Potter“ oder bei Bella und Edward aus der „Biss-Reihe“, jedoch erscheint sie hier eher beklemmend. In diese Schule gehen die Schüler nicht freiwillig, sie sind hier, weil sie etwas in ihrem Leben getan haben, was sie nun von der Gesellschaft ausschließt, aber die wenigsten reden darüber, was genau das war.

Der Einstieg in diese Umgebung gelingt der Autorin sehr gut, viele Schüler wirken zwielichtig und undurchsichtig, Sympathie spielt weniger eine Rolle als das nackte Überleben.

Visuell untermauert wird diese Umgebung durch ein ziemlich skurriles Umfeld, beherrscht doch ein Friedhof das Schulgelände, genauso wie eine zur Turnhalle umgebaute Kirche.

Insofern ist auch das Auftauchen von Arriane an der Seite von Luce zunächst mit gemischten Gefühlen verbunden und ihr gegenüber anderen Schülern geäußerter Satz: „Sie gehört mir!“ klingt schon wie eine Drohung.

Leider kann die Autorin diese Atmosphäre nicht aufrechterhalten und das Buch verkommt zu einem Schulroman mit fast schon langweiligem Alltag, bei dem selbst die „Schwerenöter“ keine Ecken und Kanten mehr haben.
Schade, denn hier wurde ein wirklich interessanter Plot verschenkt.

Seitenweise wird über verschiedene Unterrichtsfächer oder Strafarbeiten berichtet, aber nichts davon hat wirklich einen Bezug zum Fortgang der Handlung. Mehr und mehr gewinnt man als Leser den Eindruck, Lauren Kate hätte zwar die Rahmenhandlung beim Schreiben im Kopf gehabt, wusste aber die Mitte nicht zu füllen.

So verschwindet Arriane dann auch wieder über mehrere Kapitel im Buch, ohne das klar ist, wohin. Andere Schüler treten in den Mittelpunkt des Geschehens: der charmante Cam und der abweisende Daniel, die beide immer mehr die Gedankenwelt von Luce beherrschen.

Aber selbst diese wird immer flacher, einschließlich der Dialoge, die sich zum Teil in Ein-Wort-Sätzen erschöpfen. Die Charaktere erhalten keinerlei Tiefe und so ist deren Anziehung füreinander nur schwer nachzuvollziehen. Selbst Luce bleibt einfach nur flach.

Immer mal wieder tauchen „die Schatten“ auf, die aber auch für den Leser regelrecht „im Schatten“ bleiben, denn man erhält keinerlei Anhaltspunkte über das Warum, so dass man sie irgendwann einfach nur als gegeben hinnimmt und weiterhin darauf wartet, das irgendwas passiert.

Das fulminante Ende kommt dann auch zum Schluss, nach über 300 Seiten, nur um festzustellen, dass dieser offenbar schon wieder ein Anfang für Band 2 ist. Wirklich zufrieden bleibt man da nach dem Lesen nicht zurück.


Fazit:
Das wunderschön gestaltete Cover habe ich mir immer wieder gern angesehen, leider hält der Inhalt nicht, was es verspricht.
Und ja, es handelt sich hierbei um einen Engelroman, aber schillernde Wesen auf einer Wiese, die jungen Mädchen den Atem rauben, kennt man auch schon aus der „Biss-Reihe“.

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