Samstag, 8. Februar 2020

REZENSION: Liebe kälter als der Tod UND Kaltes Herz - Bücher über narzisstische (toxische) Beziehungen

Heute möchte ich besonders der heimlich hier mitlesenden Carola Schulze zwei Bücher ans Herz legen. Denn diese sind besonders für Frauen geeignet, die sich immer wieder in narzisstische Beziehungen begeben und dort im Prinzip komplett auflösen.
Mir persönlich haben sie jedenfalls noch einmal in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet.



Titel: Liebe - kälter als der Tod. Einem Narzissten verfallen (LINK ZU AMAZON)

Autoren: Vera Kaesemann / Andreas Heineke
Seiten: 256

Verlag: GOLDMANN


Kurzinhalt:

Max ist intelligent, charismatisch und erfolgreich. Doch der vermeintliche Traummann wird für Sarah schnell zum Albtraum. Denn Max ist Narzisst. Aus Liebe versucht Sarah alles, ihm zu helfen.

Therapeutin Vera Kaesemann gewährt uns anhand dieses Falles Einblicke in das gefährliche und kaum thematisierte Krankheitsbild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung – eines Menschen, der unfähig ist zu lieben.


Meine Meinung:

Kaesemann ist Therapeutin und hat von einer ihrer Patientinnen die Erlaubnis bekommen, ihre Geschichte in diesem Buch zu erzählen.

Dies tut sie im ersten Teil in der Ich-Form aus Sicht der Frau. Es wird erzählt, wie sie sie ihren Partner kennenlernte, wie eloquent er wirkte, welche unglaubliche Wirkung er insgesamt auf seine Umwelt hatte (typisch für Narzissten) und wie glücklich sie war, dass er ausgerechnet SIE als Partnerin wählte.

Tatsächlich ist die Beziehung davon geprägt, dass sie sich unglaublich anpasst, stets bemüht ist, ihm zu gefallen und dennoch nie "genügt" - und wie sie mehrere Anzeichen, dass er ihr nicht ehrlich gegenüber ist, ignoriert.

Faktisch löst sie sich in ihrem Ich immer mehr auf, wird von ihm extrem manipuliert, vertraut ihrem eigenen Gefühl irgendwann nicht mehr und macht sich dadurch immer kleiner, verliert mehr und mehr an Selbstbewusstsein.

Während er sich vor allem durch absolute Empathielosigkeit "auszeichnet" und schon längst andere Frauen parallel datet. Doch Narzissten machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt und so ist die Beziehung vor allem von Lügen, Manipulationen und verdrehten Tatsachen geprägt, welche die Ich-Erzählerin immer mehr an ihrem Verstand zweifeln lassen.

Als es schließlich zur Trennung kommt, ist die Frau im Prinzip in ihrem Selbst zerbrochen und geht in Therapie.

Diese wird im zweiten Teil beschrieben, wobei die Geschichte aus Teil 1 unter dem Aspekt der narzisstischen Persönlichkeitsstörung betrachtet wird, viel erklärt wird, wie diese Menschen ticken und was es für Frauen sind, die sich auf Narzissten einlassen.

Im dritten Teil gibt es diesbezüglich Checklisten, woran man Narzissten erkennt und welche Eigenschaften Frauen haben, die sich von Narzissten angezogen fühlen. Denn das sind ganz sicher nicht die, die selbstbewusst und autark durchs Leben gehen. Sondern es gelernt haben, sich anzupassen, unterzuordnen und zu gefallen.

Zudem gibt es Hinweise auf Selbsthilfegruppen, Opfertelefone usw.

Denn das sind diese Frauen vor allem: Opfer. Und wie schwer es ist, sich aus der Opferrolle zu befreien, zeigt auch der Schluss des Buches eindrücklich.


Fazit:

Das Buch hat mich so gefesselt, dass ich es  an einem Abend in einem Rutsch gelesen habe und Euch hier unbedingt vorstellen musste.
Denn narzisstische Beziehungen kommen leider gar nicht so selten vor.

So habe ich auch unglaublich viel auch aus meinen eigenen Beziehungen wiedergefunden, die zum Teil wie Abziehbilder wirkten - insofern sind Narzissten in gewisser Weise auch berechenbar, wenn man sie erst einmal durchschaut hat.

Aber Liebe macht ja bekanntlich blind.

Und ändern lassen sich Narzissten deswegen auch nicht. Ändern kann man nur sich selbst. Und so hat mich dieses Buch vor allem mein eigenes Selbst überdenken lassen, das sich aus hier aufgezeigten Gründen immer wieder von solchen Menschen angezogen fühlt.

Und auch wenn der Gedanke vielleicht nicht sofort hilft, so zeigt das Buch doch: Als Opfer von Narzissten ist man nicht allein. Und ich kann jedem/jeder nur empfehlen, sich z.B. einer entsprechenden Selbsthilfegruppe anzuschließen, die man mittlerweile in jeder größeren Stadt findet. 



Das zweite Buch, das ich in diesem Kontext begonnen habe, ist

Titel: Kaltes Herz. Narzisstischen Missbrauch überwinden (LINK ZU AMAZON)

Autorin: Monika Celik
Seiten: 436

Verlag: Twentysix



Kurzinhalt:

Narzisstischer Missbrauch in der Beziehung - das laugt aus, macht krank. Männer wie Frauen fühlen sich nach einer toxischen Beziehung des Lebens müde, mutlos, kraftlos. Viele sind auch wirtschaftlich am Ende und erkranken ernsthaft. Diagnosen sind nur Experten vorbehalten, doch Narzissten, Psychopathen und Co. landen so gut wie nie beim Psychiater. Vielmehr sind es ihre Opfer, die nach einer derart zerstörerischen Beziehung dringend therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

Dieses Buch wendet sich an Betroffene, die sich noch in einer missbräuchlichen Beziehung befinden, aber auch an jene, die bereits den Absprung geschafft haben. Es wendet sich an Frauen und Männer, die versuchen zu verstehen, um das Erlebte verarbeiten und überwinden zu können.


Meine Meinung:

Celik ist keine Therapeutin, hat sich aber seit 30 Jahren mit dem Thema Narzissmus beschäftigt - da sie selbst einst Betroffene (Opfer) von narzisstischen Beziehungen war.

In diesem Buch hat sie diverse Erfahrungsberichte von Opfern narzisstischen Missbrauchs gesammelt, wobei sie einen regelrechen roten Faden für die "typische" narzisstische Beziehung gefunden hat und hier aufzeigt.

 Gleichzeitig schreibt sie über die wissenschaftlichen Hintergründe - wobei sie stets betont, dass sie keine Diagnosen stellen darf.

Dennoch fand ich speziell ihre Ausführungen über die verschiedenen Narzissmus-Typen sehr interessant, denn es müssen nicht immer die übertrieben arrogant und selbstverliebt wirkenden Menschen sein, wie man vielleicht vermutet (und entsprechend der Sage vom Narziss kennt), sondern Narzissmus kann sich auch "verdeckt" äußern und findet auf einer extrem manipulativen Ebene statt.

Das Ergebnis bleibt aber dasselbe : dem Narzissten geht es bei allem, was er/sie tut, immer um sich, nie um das Gegenüber.

Da wird Mitleid bezüglich früherer Beziehungen geweckt und sonstiger Lebensumstände, für die der Narzisst (in seiner Wahrnehmung) nichts kann.
Da werden Krankheiten vorgetäuscht, vermeintliche Geldsorgen, Selbstmorde angedroht u. ä.

Es werden Tatsachen verdreht und gern so dargestellt, als würde der/die Andere genau das tun, was der Narzisst eigentlich macht - der sich auf die Art wunderbar als Opfer präsentiert und so wiederum von außen wieder narzisstische Zufuhr erhält.

Während das eigentliche Opfer, nämlich die Partnerin des Narzissten, die alles getan hat, um ihn/sie glücklich zu machen, daran zerbricht.

Seit ich das weiß und mich in mehreren Büchern, Artikeln und Selbsthilfegruppen damit beschäftigt habe, hat es bei mir "KLICK" gemacht und ich kann einige Verhaltensweisen von Menschen in meiner Umgebung besser einordnen - wenn auch, wie ich mittlerweile ebenso weiß, definitiv nie ändern.

Denn darüber sollte man sich als Opfer eines Narzissten immer klar sein: Man kann Narzissmus nicht heilen. Nicht nur deswegen, weil derjenige ohnehin keinen Grund sieht, in eine Therapie zu gehen, sondern auch, weil es sich hier um eine Persönlichkeitsstörung handelt, die vor allem mit mangelnder Selbstreflexion und Empathie einhergeht.

Ohne Selbstreflexion ist jedoch keine Änderung möglich. Da springt der Narzisst lieber zur nächsten Beziehung. Die ganz sicher schon um die Ecke wartet. Und ihn/sie garantiert genauso hinreißend findet, wie die davor. Warum sollte der Narzisst da etwas ändern?
Und ohne Empathie lässt er (oder sie) immer ein zerbrochenes Opfer zurück.

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