Verlag: Fischer
Seiten: 253
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Kurzinhalt:
Balian Buschbaum (zur Zeit vielen aus "Let's dance" bekannt) wurde 1980 als Yvonne geboren. Sie war eine der besten deutschen Stabhochspringerinnen Deutschlands, bis sie 2007 ihren Rückzug vom Profisport bekannt gab und gleichzeitig auch aufhörte als Frau zu leben und sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog.
In diesem Buch beschreibt Balian Buschbaum seinen Weg.
Meine Meinung:
Das Problem bei der Bewertung von Biografien ist sicher die Erwartungshaltung, mit der man an sie herangeht. Bei diesem Buch hatte ich die ganz klare Vorstellung, dass es um die Schwierigkeiten eines Menschen geht, der feststellt, dass er/sie im falschen Körper zu Welt gekommen ist ist.
Der Untertitel "Blaue Augen bleiben blau" weist zudem explizit auf eine Veränderung hin, die eigentlich keine ist. Wie eine Aufforderung, ihn als den selben Menschen zu sehen - der er ja auch ist.
Tatsächlich war ich dann aber ein wenig enttäuscht über die Umsetzung des Buches. Es wirkt, als hätte Balian wenig Probleme mit seiner Identität (Junge im Mädchenkörper) gehabt. Danach hätte sich schon in der 3. Klasse ein Mädchen in ihn (damals noch sie) verliebt und auch später hätte er problemlos viele (heterosexuelle!) Freundinnen gehabt.
Das hat bei mir einige Fragen aufgeworfen. War Balian tatsächlich schon immer so eindeutig männlich, dass sein tatsächliches Geschlecht kein Thema war?
Ich habe mir daraufhin alte Videos von Yvonne Buschbaum angesehen, die trotz einiger androgyner Züge für mich doch eindeutig weiblich wirkte.
Wie kann dieses also scheinbar "problemlose" Leben in der männliche "Rolle" sein?
So blieben bei mir während des Lesens mehr Fragen offen, als beantwortet wurden. Wie sind die Eltern mit diesem Kind (das scheinbar eine "normale" Jungenkindheit hatte) umgegangen?
Manche Dinge klingen kurz an. Aber oft schreibt Balian nur: "Wir haben darüber nie gesprochen."
Und gedacht?
Wie ist sein eigenes Erleben gewesen, welche Fragen hat er sich gestellt, welche Unsicherheiten gab es?
Gab es in der Schule tatsächlich nie Probleme? Mit anderen Kindern?
Auch darauf findet man kaum eine Antwort in dem Buch. Es scheint, als hätte er viel mit Sport (der in diesem Buch auch großen Raum bekommt) unterdrückt, aber eine wirkliche Auseinandersetzung mit sich selbst hat nicht stattgefunden, obwohl er immer wieder versucht, hier schreibend seine eigene geistige Tiefgründigkeit zu betonen.
Mich hat das alles eher ratlos zurückgelassen.
Zwar sind die Ausführungen über das eigentliche Prozedere sehr interessant und haben mir nochmal einige Sichtweisen eröffnet.
Im Großen und Ganzen ist mir das alles aber zu glatt abgelaufen. Wenn es so war, kann man Balian letztlich nur gratulieren, aber das ist sicher nicht die Norm.
Zumal Balian ja auch möchte, dass andere Transsexuelle aufgrund seiner Ausführungen den Mut finden, zu sich selbst zu stehen.
Ganz schlimm fand ich auch die Ausführungen zu Männern und Frauen (Buschbaum hat diesbezüglich auch ein zweites Buch geschrieben: Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? ), das letztlich wieder Rollenklischees manifestiert, die gerade er doch abgelegt haben sollte.
Fazit:
Dass ein Transsexueller seinen Weg öffentlich macht, ist so häufig noch nicht und verdient insofern viel Respekt und Anerkennung.
Dennoch: nicht besonders gut umgesetzt. Zu viele Fragen bleiben offen.
Hallo JED!
AntwortenLöschenOo... zu schade. Das Thema an sich klingt sehr interessant, aber wenn es so vereinfacht dargestellt wird, dann kann ich mir vermutlich das Geld für dieses Buch sparen.
Es ist ja nicht so, dass ich unheimlich viele Menschen kenne, die vor der gleichen Problematik stehen, aber ich glaube einfach nicht, dass man eine solche Vergangenheit wie einen Sonntagnachmittagspaziergang behandeln und abhandeln kann. Jedenfalls nicht aus meiner Sicht der Dinge.
Schade. Das Buch hörte sich nämlich durchaus interessant an.
Liebe Grüße
Tintagel