Samstag, 4. Februar 2017

REZENSION: Die Pfanne brät nicht



Titel: Die Pfanne brät nicht
Autorin: Alice Diestel
Seiten: 208
Verlag: Rowohlt



Kurzinhalt (Verlagstext):


Der eine verbittet sich das Anfassen seines Toastbrots, ein anderer wählt vor dem Kühlregal den Käse mit Hilfe eines Pendels aus. Der Nächste möchte Waren umtauschen, die sich schon seit Jahren nicht mehr im Sortiment befinden. Und zu all diesen Kunden muss die Kassiererin immer schön freundlich sein, obwohl sie sie in den Wahnsinn treiben. Zeit für Alice Diestel, sich Luft zu machen: eine ebenso böse wie witzige Abrechnung mit dem merkwürdigen Verhalten von Otto Normalverbraucher beim Einkauf.


Meine Meinung:


Ich liebe ja Erfahrungsberichte aus diversen Berufen.
Da gab es in meinem Leseleben schon den Altenheimpfleger ("Ich habe den Führer rasiert"), die Lehrer ("Frau Freitag", "Isch geh Schulhof"), die Buchhändler ("Verkaufen Sie auch Bücher?"), die Putzfrau ("Unter deutschen Betten"), das Zimmermädchen ("Total bedient") oder eine andere Kassiererin ("Die Leiden einer jungen Kassiererin").

Die Umsetzung gelingt mal mehr, mal weniger gut.

Ähnlich ging es mir mit diesem Buch, dass ich als sehr durchwachsen empfunden habe. Alice Diestel arbeitet im "THEO", ein fiktiver Discounter, da sie offenbar ihren eigentlichen Arbeitgeber nicht nennen möchte (man ist aber stark an ALDI erinnert).

Während ich viele Sachen als sehr befremdliche Anklage an den Kunden empfunden habe, über die ich nicht unbedingt meckern würde (so finde ich es durchaus verständlich, dass es Rückfragen zu bestimmten Produkten beim Discounter gibt, wenn sie dort verkauft werden, auch wenn sie nicht zum ständigen Sortiment gehören).

Das Verständnis dafür fehlt jedoch, dabei scheint hier eher ein allgemeines Überdenken der Verkaufsphilosophie der Discounter angebracht.

Andere Sachen erkennt man dagegen durchaus wieder und kann sich vorstellen, dass diese für die Verkäuferinnen eine unglaubliche Belastung darstellen, etwa die Sonderangebotsschlachten montags und donnerstags.


Wiederum andere mag man kaum glauben (etwa wenn der "richtige Käse" von einer Kundin ausgependelt wird), andere möchte man in diesem Buch eigentlich nicht lesen (so finde ich die Beschreibung, wie behinderte Menschen dort einkaufen gehen, in diesem Buch wirklich fehl am Platze).

Einiges hat mich nachdenklich gemacht, manchmal habe ich gelacht, vieles war aber auch recht zäh zu lesen.

Es steht außer Frage, dass Verkäuferinnen vieles aushalten müssen, aber man erhält den Eindruck, dass die Autorin am liebsten selbst entscheiden würde, wen sie bedient und wen nicht. Und dass ihre Kriterien diesbezüglich sehr eng angelegt sind.


Fazit:

Dieses Buch wurde offenbar vor allem um des Meckerns willen geschrieben. Auch wenn im letzten Kapitel noch der Vollständigkeit halber erwähnt wird, dass nur 20% der Kunden so schrecklich sind, ja, sogar noch ein paar positive Erlebnisse eingeschoben werden, bleibt ein schaler Nachgeschmack.
Der Kunde tut offenbar vor allem eins: stören.






1 Kommentar:

  1. Ich habe gestern damit angefangen, als Zwischenspiel sozusagen. Ich werde dem Buch keine Träne nachweinen, wenn ich es heute aus der Hand lege um mich guten Büchern zu widmen. Ein Buch einer genervten und nörgelnden Frau, die von oben herab sieht. Schön dass andere Menschen meine Meinung teilen ;)

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