Sonntag, 29. März 2020

REZENSION: Abgeschminkt. Das Leben ist schön - von einfach war nie die Rede (Hörbuch)

Titel: Abgeschminkt. Das Leben ist schön - von einfach war nie die Rede (LINK zu AMAZON)
Autorin: Ilka Bessin
Sprecherin: Ilka Bessin
Länge: 400min.
Verlag: Audio-to-go (Nova MD)


Kurzinhalt (Verlagstext):

Pinkfarbener Jogginganzug, eine Blume in der blonden Perücke, dicke Schminke, Berliner Schnauze und langzeitarbeitslos.

Das war Cindy aus Marzahn, die ab 2005 eine steile Karriere hinlegte. Im Laufe der Jahre wurde ihrer Erschafferin die Rolle jedoch zu eng; sie wollte viel mehr als Cindy aus Marzahn konnte.

2016 war deshalb Schluss, die Kunstfigur ist weg und hat Platz für ihre Erfinderin gemacht: Ilka Bessin. Hier erzählt sie erstmals aus ihrem Leben: von ihrer ergreifenden Kindheit über die Arbeitslosigkeit bis hin zu ihrer Zeit als gefeierter Bühnenstar. Ihre bewegende Geschichte ist die einer Ausnahme-Künstlerin. Ein Buch, das einen berührt, immer wieder zum Lachen bringt und gerade deshalb Mut macht!


Meine Meinung:

Viele kennen sie sicher noch als Cindy aus Marzahn. Und ich staune immer, welche Agressionen die Erwähnung dieser Kunstfigur allein hervorruft. Denn eines scheint vielen nicht klar zu sein: Dass es sich bei Cindy um eine Kunstfigur handelt.

Die Künstlerin dahinter, Ilka Bessin, kann ein breites Publikum gerade bei Let's dance sehen. Und selbst in diesem Kontext wird sie in den sozialen Netzwerken aufgrund ihrer Körperstatur oft angegriffen.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen allein aufgrund einer äußerlichen Hülle über jemanden glauben urteilen zu können.

Dabei ist es jedem möglich, die unglaublich feine Seele dieser Frau jetzt jeden Freitagabend zu "sehen". Ich finde sie unglaublich sympathisch, von innen strahlend und angenehm.

Umsomehr habe ich mich über ihre Autobiografie als Hörbuch gefreut - liest sie diese mit ihrer unnachahmlichen Berliner Schnauze doch auch noch selbst.

Wobei man genauer sagen muss, Ilka Bessin kommt ursprünglich aus Luckenwalde, einem kleinen Ort südlich von Berlin. Aber die feinen Unterschiede im Dialekt hört man wohl nur, wenn man aus der Gegend hier stammt.

Was bei Cindy oft (gewollt) prollig wirkte, wirkt bei Ilka Bessin einfach nur authentisch. Und so stellt sich ihre ganze Autobiografie dar. Selten habe ich jemand so schnonungslos ehrlich über sich selbst sprechen hören.

Und das meint nicht nur die absoluten Tiefen, die sie bereits als Kind und später in der Arbeitslosigkeit erlebt hat. Sondern auch die regelrechten "Höhenflüge", die sie mit Cindy hatte und die nicht immer die besten Seiten von ihr zum Vorschein brachten.

Wie sie es erklärt, kann man es aber auch nachvollziehen: Dass sie nach all den Jahren der Entbehrung und Menschen, die auf sie herabgesehen haben, nun das Gefühl hatte, sich wehren zu müssen. Nicht nur, indem die vielen Erlebnisse aus der Zeit ihrer Arbeitslosigkeit in absolute Komik verpackte und wohl auch so verarbeitete. Sondern auch, weil sie nun selbst manchen Menschen nicht mehr unbedingt viel Geduld und Feinfühligkeit entgegenbringen konnte.

Gleichzeitig gab es aber auf ihrem Weg auch immer noch genug Menschen, die sie dennoch ausnutzten und vor allem an ihrem Geld interessiert waren.
Diese Frau hat sich selbst aus dem Sumpf gezogen und dennoch gibt es scheinbar nur wenige Menschen, die sie wirklich so nehmen können, wie sie ist.

Insofern wusste sie, dass sie sich irgendwann von Cindy befreien muss, auch weil sie mehr zu erzählen und geben hat, als nur Geschichten aus Marzahn.



Fazit:

Wunderbare Frau, die kein einfaches Leben hatte und dennoch nicht nur sich selbst geretttet, sondern auch den Weg zu sich selbst zurückgefunden hat.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen