Dienstag, 24. März 2020

RÜCKBLICK: 4. Fastenwoche (18.03.20 - 24.03.20)

Diese Woche war für mich mental extrem schwierig.

Gefühlt kamen die Nachrichten und Einschränkungen bezüglich des Corona-Virus ja stündlich.
Und damit fühlte auch ich mich immer mehr isoliert. Menschen wie ich, die komplett allein wohnen, brauchen gerade zusätzlich starke Nerven. Ich merke immer mehr, wie das alles etwas mit mir macht.

Auch, wenn man dann etwa draußen spazieren geht und andere fast wegspringen, sobald sie einen sehen (Abstandsregel).
Wenn man den Egoismus vieler Leute vor den leeren Regalen sieht.
Und wenn es Menschen gibt, die es schaffen, einem zusätzlich - und sogar unabhängig vom Virus - auch noch die Hoffnung auf einen Urlaub im Sommer zu nehmen.

Wie ein Freund von mir richtig bemerkte: Das alles ist gerade wie ein großes soziales Experiment.
Momentan fühlt sich alles unglaublich schwammig und unwirklich für mich an, obwohl ich versuche, Routinen beizubehalten, wie es empfohlen wird.

Etwa diesen meinen Blog.

Dennoch habe ich mehr als einmal diese Woche geweint und hatte schwer zu tun, wirklich weiter auszumisten. Zumal auch meine Nachbarn jetzt auf die selbe Idee gekommen zu sein scheinen und ich dann einerseits keine Muße hatte, im Keller zwischen meinem Chaos zu sitzen und zum anderen die Mülltonnen exorbitant voll sind.

Tag 22: Eigentlich habe ich kaum Bücher, von denen ich mich freiwillig trennen würde, da ich wirklich nur solche ins Regal stelle, die mir wirklich etwas bedeuten. Dennoch habe ich beim mehrmaligen Durchsehen desselben immerhin drei gefunden, die ich nicht mehr unbedingt "benötige".

CDs besitze ich dagegen kaum, da ich nie ein großer Fan von diesem Medium war. Die, die ich hatte, habe ich jetzt zum größten Teil digitalisiert und die, die schon digitalisiert waren (auf CD-Rohlingen), sind jetzt auf eine einzelne Festplatte gewandert. Das schafft Platz.

Zudem war ich heute nach dem verzweifelten Aufruf in den Medien Blut spenden - auch eine Form des "Ausmistens". Auch wenn (zum Glück) neues nachkommt. :o)) Das habe ich die folgende Tage auch ganz schön gemerkt, da ich fast 4 Liter am Tag weggetrunken habe.
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Tag 23: Ich besitze diverse Dinge, wie Kisten, Behältnisse, Abdeckungen usw., um andere Dinge aufzubewahren. Dabei bin ich vom Sternzeichen her nicht einmal Krebs (das sind ja eher die typischen "Schalentiere").

Leider nehmen all diese Aufbewahrungsdinge auch ganz schön Platz weg. Einige sind davon auch nicht mehr wirklich funktional (weil kaputt etc.). Vier sind insofern heute gegangen.
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Tag 24: So langsam gelingt es mir, auch ein paar von meinen Arbeitssachen zu entsorgen. Ich habe unglaublich viel in Papierform, was natürlich enorm viel Platz verschlingt.
Der Großteil meines Kellers besteht faktisch aus Sachen, die ich für die Arbeit brauche, das nervt mich wahnsinnig! Trotzdem denkt man immer wieder: Wenn ich das jetzt wegwerfe, brauche ich das morgen garantiert!

Dabei mache ich seit vielen Jahren eigentlich vieles online/digital und schaue da eigentlich nicht mehr wirklich rein. Tapfer entsorgt daher heute: 8 Arbeitsbücher und stapelweise Papier. (in der Hoffnung, dass ich die nicht ausgerechnet jetzt...Ihr kennt das 😬).

Dennoch ist hier definitiv noch Ausmistpotential für die kommenden Wochen. Sofern ich mich dazu aufraffen kann.
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Tag 25: Ein Paar Schuhe sind spontan in die "WEG"-Tüte gewandert. Irgendwie entsprechen sie nicht mehr "mir", obwohl ich sie immer gern getragen haben. Aber die momentane Situation scheint insgesamt mein "Ich" gerade neu zu definieren.

Auch zwei Kletterhosen sowie ein Tanzoutfit haben mich verlassen und sind zurück an ihre ursprünglichen Besitzerinnen gegangen, weil sie mir nicht mehr passen.

Ferner ein Tütchen mit "Überresten" eines Sportgeräts von mir - keine Ahnung, warum ich die aufgehoben habe. 😞
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Tag 26: Ich bin ja seit meiner Studienzeit begeisterte SPIEGEL-Leserin. Allerdings hatte ich als Studentin auch mehr Zeit dafür. Heute komme ich kaum dazu, eine Zeitschrift zuende zu lesen, da ist die nächste schon da. Führt irgendwann zu größeren Stapeln. Ich habe aber den Anspruch, die Zeitschriften dennoch zu lesen. Tja...

Tatsächlich kommt mir da die jetzige Situation doch zuhilfe. Denn einige Artikel wirken momentan einfach nur noch lächerlich. Vielleicht hilft mir das ja, diesen Stapel endlich abzuarbeiten.

Genauso wie diverse Zeitungsartikel, die interessant wirkten und sich zusätzlich in einer Kiste stapelten. Wenn ich mal Zeit habe....
Wann, wenn nicht jetzt? Trotzdem zähle ich die jetzt tapfer als nur zwei aussortierte Dinge (eine Zeitschrift, ein Artikel *seufz*)

Und tatsächlich bin ich mittlerweile auch beim SPIEGEL digitialisiert und habe nur noch ein Digital-Abo. Das verhindert neue Stapel.

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Tag 27: Als bekennende Hörbuch-Süchtige habe ich natürlich auch entsprechende Kataloge im Haus. Kurz lagen die auf dem "Behalten"-Stapel, dann habe ich gedacht: Was soll's!

Also habe ich die heute alle noch einmal durchgesehen, mir die Hörbücher notiert, die ich gern noch hören würde - und dann ab in den Papiermüll.

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Tag 28: Rezepte sind auch soetwas, was ich eigentlich vor allem ins Internet verlagert habe. Wenn ich ein bestimmtes Rezept suche, werfe ich meist die Suchmaschine an und schaue eher selten in Kochbücher oder Rezeptsammlungen. Obwohl ich meine Kochbücher mag und daran auch einige Erinnerungen hängen.
Dennoch habe ich heute nicht nur meinen kompletten Rezepteordner ausgemistet (Ausnahme: Rezepte, die sich "bewährt haben und die ich häufiger mache) sowie 1 Kochbuch und 4 Rezeptezeitschriften.

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👉FAZIT Vierte Fastenwoche: Ich stelle fest, dass mir die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hilft, Dinge auszumisten. Bücher lese ich mittlerweile fast nur noch digital, Musik und Filme kann ich streamen. Auch Infos, die ich für die Arbeit brauche, finde ich online, so wie Rezepte oder aktuelle Informationen. Zeitungen sind ja heute im Prinzip schon veraltet, wenn sie erscheinen. Wer hätte das vor einigen Jahren noch gedacht.

Auch das Virus verändert im Moment meinen Blick auf verschiedene Dinge und deren Wichtigkeit. Allerdings muss ich mich weiter motivieren und das fällt mir an manchen Tagen jetzt sehr schwer. Mal schauen, wie es weitergeht. Wo wir nächste Woche alle sein werden.

Interessanterweise habe ich beim Ausmisten meiner Rezepte einen Artikel zum Thema Fasten von HELLO FRESH gefunden, den ich glatt vor 4 Wochen hätte schreiben können:

(KLICK zum Vergrößern - (C) by Hello fresh)

Das mit dem Zeit-Schenken finde ich eine schöne Idee. Nur in der Zeit des "social distancing" kaum noch umsetzbar.

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10 Kommentare:

  1. Kein Wunder, dass dir die aktuellen Entwicklungen an die Nerven gehe. Mir würde das bestimmt auch nicht so leicht fallen, wenn nicht mein Mann mit mir hier wohnen würde. Aber du hast viel geschafft in dieser Woche und das Wichtigste daran, sind vermutlich all die neuen Erkenntnisse, die du gewonnen hast. :)

    Rezepte sammel ich inzwischen in einem Heft, wenn sie sich mehrfach bewährt haben. Digital sind mir schon zu viele verloren gegangen, weil Blogs auf einmal offline gingen. Koch- und Backbücher hingegen lohnen sich für mich langfristig nicht, weil ich von so vielen Rezepten am Ende nur zwei oder drei wirklich nachkochen, wenn ich von drei Büchern absehe, die ich wirklich liebe und rundum gut nutze.

    Alte Arbeitssachen finde ich auch immer schwierig ... die habe ich erst im vergangenen Sommer in Angriff genommen, nachdem ich mir eingestehen musste, dass ich nach fast 15 Jahren, in denen ich in bestimmten Berufen nicht mehr gearbeitet habe, wohl nicht in den Bereich zurückkehren werde. ;)

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    1. @ Konstanze

      Und wie so oft denke ich: Eine Katze wäre jetzt schön. Zumindest kommt gelegentlich die eine oder andere Meise vorbei und holt sich Futter. Aber auf die Art lernt man menschliche Nähe doch noch einmal ganz neu schätzen. Wie wohl so vieles, was sonst einfach als "normal" angesehen wird.

      Bezüglich der Arbeitssachen: Heißt das, Du hast sie seit der Entsorgung auch nicht vermisst? Ich glaube, vieles ist irgendwann auch "veraltet". Aber ich finde das auch immer noch superschwierig.

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    2. Mir ging es nach dem Studium so, dass ich ohne Mitbewohner und ohne Haustier ziemlich vereinsamte. Es gab niemanden, der mit mir redete, wenn ich Zuhause war und das fühlte sich gar nicht gut an. Wobei bei mir damals sogar die Telefonate weggefallen sind, weil all meine Freundinnen so beschäftigt damit waren sich in ihren neuen Wohnorten und Arbeitsbereichen einzufinden. Ich denke, solange du Menschen in der Nähe hast, die mit dir telefonieren oder auf Abstand spazierengehen, solange bekommst du das hin! :)

      Ich habe sie definitiv nicht vermisst! Aber ich kann auch mit großer Sicherheit sagen, dass ich nicht wieder in den Bereich Innenarchitektur/Werkstattleitung zurückkehren werde, das hat es mir definitiv leichter gemacht mich zu trennen.

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    3. @ Konstanze

      Ich traue es mich gar nicht zu sagen: aber ich hasse telefonieren. Das war noch nie meins. Ich habe nur einen Telefonanschluss, um WLAN zu haben. *lach* Das fällt mir jetzt echt auf die Füße. Aber zum Glück ist da ja auch noch mein Patenkind, das die Eltern und ich gerade abwechselnd betreuen, da die Großeltern momentan geschützt werden sollen. Wie Menschen gleichzeitig Homeoffice machen und eine Dreijährige betreuen sollen, ist mir auch ein Rätsel. Aber wie lange das noch geht...?

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    4. Mir ist das früher auch leichter gefallen, als ich noch wusste welchen Lebensrhythmus meine Freundinnen haben. Heute lasse ich eigentlich alles über Mail laufen - zumindest mit den Personen, für die das genauso selbstverständlich ist.

      Ich fürchte, dass das noch eine ganze Weile gehen muss und diejenigen von uns, die ins Homeoffice gehen können, haben ja noch Glück gehabt ... Aber der Mensch ist ein anpassungsfähiges Wesen, wir werden das irgendwie bewältigt bekommen und danach vielleicht wieder etwas als Gesellschaft gelernt haben (hey, ein bisschen Optimismus muss doch schließlich drin sein! ;) ).

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    5. @ Konstanze

      Absolut. Und dafür gibt es ja auch bereits viele positive Beispiele.

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  2. Ja, das alleine wohnen ist derzeit nicht leicht. Ich schwanke ganz viel zwischen bedrückender Einsamkeit und einer Art Gelassenheit, weil nicht mehr ständig diese Überlegungen/Ängste da sind, was vielleicht andere von mir denken, ob ich etwas blödes gesagt habe, ob ich jemandem auf die Nerven gegangen bin.
    Es ist aber gut, dass wir zumindest andere Formen der Kommunikation haben - das Internet, Telefonate, Videochats, ...
    Ich hoffe, dass du diese Zeit gut durchstehst!
    Dass du weiter ausmistet, finde ich übrigens super. Ich glaube, solche Vorhaben und Ziele können derzeit auch helfen. Und du erinnerst mich daran, dass ich echt auch mal meine Kochbücher aussortieren sollte. Ich habe einen ganzen Stapel und such mir die Rezepte doch fast immer nur online.

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    1. @ Neyasha

      Ja, ich tausche mich auch immer wieder mit anderen Alleinwohnenden aus und entweder, wir bauen uns gegenseitig auf oder versorgen uns gegenseitig mit Ideen zu Ablenkung.

      Wenn es ganz schlimm kommt, treffen wir uns auch. Zu zweit darf man das ja.
      Gestern war ich z.B. mit einer Freundin länger spazieren. Mit gebührendem 1,5m Abstand. Aber menschliche Nähe ist doch wichtig und können all die virtuellen Möglichkeiten nicht ersetzen.

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    2. Oh, so einen Spaziergang fände ich auch schön. Leider wohnt von meinen Freunden niemand nah genug, die meisten noch nicht mal in Wien. Und meine Nachbarn kenne ich nicht wirklich.
      Da ich wegen meiner Erkältung auch schon vor dem Shutdown für zwei Tage im Home Office war, waren meine letzten sozialen Kontakte außerhalb des Internets am 12.3. Das ist schon einigermaßen zäh, zumal meine Hoffnungen, dass die Maßnahmen nach Ostern tatsächlich gelockert werden, nicht so groß sind.

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    3. @ Neyasha

      Zur Not einfach Lebensmittel kaufen gehen. Da kommt man auch ins Gespräch. Bei LIDL sprang mich heute gleich beim Reingehen ein junger Mann mit einer Desindektionsflasche an, der den Griff meines Einkaufwagens reinigte. Das fand ich sehr nett. Später versuchte ich an der Kasse dann krampfhaft meine LIDL-App durch die Spuck-Schutz-Scheibe zu aktivieren. So ergeben sich ganz neue Gesprächsthemen. *lach*

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