Autor: Delphine de Vigan
Verlag: Dumont
Seiten: 320 Seiten
Kurzinhalt (Verlagstext):
Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie ›Big Brother‹. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche YouTuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Methoden der Ermittlung in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind …
Meine Meinung:
Das Buch ist mir von Soleil empfohlen worden und ich habe es in kürzester Zeit durchgelesen. Mich beschäftigt das Thema in letzter Zeit extrem, dass viele Menschen ihr Leben mehr und mehr in die sozialen Netzwerke verlagern und regelrecht davon abhängig sind.
Was es bedeutet, wenn Kinder, die nicht selbst entscheiden können, regelmäßig ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, ja jeder Entwicklungsschritt dokumentiert, kommentiert und zu "Allgemeingut" werden, beschreibt de Vigan in diesem Buch anhand einer Familie beispielhaft.
Dabei steht zunächst die Mutter im Mittelpunkt des Geschehens, deren Wunsch nach Bekanntheit sie zunächst zu Reality-Formaten und dann ins Internet führt. Es wird aufgezeigt, wie viele Menschen dieser Generation vom schnellen Ruhm träumen, der heute keine wirkliche "Leistung" mehr voraussetzt, sondern einfach "nur" möglichst viel von sich öffentlich zu zeigen. So dass andere deren Leben miterleben können (ob dieses nun der Realität entspricht, sei mal dahin gestellt).
Welchen Preis vor allem die Kinder dafür zahlen, die keinerlei Entscheidungsfreiheit haben, zeigt de Vigan eindrücklich. Denn letztlich ist die Geschichte der Entführung nur ein Teil des Buches. Der andere weist in die Zukunft, die noch vor uns liegt. Und beschreibt die Auswirkungen, die die ständige Verfolgung mit Kameras bei Menschen haben kann (und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch wird).
Fazit:
Wichtiges Thema, eindrücklich behandelt. Leider war mir der Bruch in der Geschichte zwischen der Entführung und der Zukunft zu abrupt. Als wäre der Autorin an dieser Stelle nichts mehr eingefallen. Ich hoffe, dass das Thema noch viel mehr Beachtung findet.
Danke, dass Du mich erwähnt hast :) Ich mochte das Buch alles in allem, weil es sich fix lesen lässt und sich die einzelnen Kritikpunkte auch überlesen lassen, wenn man sich darauf einlässt. Das Thema anzusprechen und überhaupt zum Thema zu machen, finde ich wichtiger als perfekte Schreibkunst (und das hier ginge wohl wesentlich schlechter). Es wird wohl nicht mehr so viele Jahre dauern, ehe ehemalige Influencerkinder erwachsen werden, wir müssen also nur abwarten und zugucken.
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